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Arzneimittel und Therapie
Fettersatzstoff: Keine Bauchschmerzen mit Olestra
Kartoffelchips und Popcorn sind vor allem bei Kinobesuchen als Snacks beliebt. Ihr hoher Anteil an Triglyceriden macht sie jedoch zu einem Nahrungsmittel, dessen hoher Fettgehalt sich nicht mit einer gesundheitsbewußten Ernährungsweise vereinbaren läßt. Dagegen sind Produkte mit niedrigem Fettgehalt, die mit Vollfettnahrungsmitteln in Geschmack und Ästhetik konkurrieren können, gefragt.
Olestra: Mischung von Saccharoseestern
Das Fettsubstitut Olestra ist in den USA von der FDA (Food and Drug Administration) für die Herstellung von sogenanntem Snack Food zugelassen. Olestra besteht aus einer Mischung von Saccharoseestern, die nicht von pankreatischen Enzymen hydrolysiert werden können. Eine Absorption durch den Darm findet daher nicht statt.
Bisher wurden in verschiedenen Langzeitstudien mit olestrahaltiger Ernährung negative Auswirkungen auf das Gastrointestinalsystem nachgewiesen.
1123 Kinobesucher naschen Chips
Die gastroenterologischen Abteilung der Johns Hopkins University in Baltimore untersuchte in einer randomisierten, doppelblinden, parallelen und plazebokontrollierten Studie, ob beim Verzehr ad libitum von Kartoffelchips mit Olestra in höherem Maße gastrointestinale Symptome auftreten als bei normalen Kartoffelchips mit Triglyceriden.
Im Gegensatz zu früheren Studien wurde die Untersuchung realen Bedingungen beim Verzehr von Kartoffelchips angepaßt. 1123 Probanden im Alter zwischen 13 und 88 Jahren wurden während eines Kinobesuches 390 g Kartoffelchips mit oder ohne Olestra zum Verzehr angeboten. Direkt nach der ein- bis zweistündigen Sitzung wurde die Produktakzeptanz, das individuelle Sättigungsgefühl und die konsumierte Menge an Kartoffelchips festgehalten.
Unerwünschte gastrointestinale Ereignisse sowie deren Heftigkeit wurden in telefonischen Interviews im Zeitraum von 40 Stunden bis 10 Tagen nach dem Kinobesuch protokolliert. Mögliche existierende Nahrungsmittelintoleranzen und medikamentöse Behandlungen von gastrointestinalen Beschwerden wurden ebenfalls in die Auswertung einbezogen.
Keine unerwünschten Wirkungen bei einmaligem Verzehr
Unerwünschte gastrointestinale Ereignisse traten ohne signifikante Unterschiede bei beiden Gruppen auf. 17,6% der Konsumenten normaler Kartoffelchips und 15,8% der Konsumenten olestrahaltiger Kartoffelchips zeigten ein oder mehrere gastrointestinale Symptome. Auch bei der differenzierten Analyse einzelner Symptome wie Diarrhö, abdominalen Krämpfen oder Magenbeschwerden und deren jeweiliger Heftigkeit waren weder signifikante Unterschiede noch Trends zu erkennen.
Bei Probanden mit einer Vorgeschichte gastrointestinaler Beschwerden wurden ebenfalls keine erhöhten Beschwerden beim Verzehr des olestrahaltigen Produkts beobachtet.
Eine Korrelation zwischen der verzehrten Menge an Kartoffelchips und auftretenden gastrointestinalen Symptomen konnte nicht festgestellt werden.
Plazeboeffekt durch Beipackzettel
In der neuen Studie konnten die Ergebnisse früherer Untersuchungen nicht bestätigt werden. Bei einmaligem Verzehr von olestrahaltigen Kartoffelchips traten unerwünschte gastrointestinale Ereignisse nicht vermehrt auf, während in Langzeitstudien mit Olestrakonsum bei jeder Mahlzeit ein Anstieg schwacher gastrointestinaler Symptome zu verzeichnen war. Die unterschiedlichen Ergebnisse lassen mehrere Erklärungsansätze zu:
• Gastrointestinale Beschwerden treten allgemein häufig auf. In einer Studie zeigten 69% aller Untersuchten in einer Periode von drei Monaten mindestens einmal gastrointestinale Symptome.
• Nahrungsmittelintoleranzen sind häufig anzutreffen.
• Ein Plazeboeffekt, hervorgerufen durch die Erwähnung von gastrointestinalen Symptomen in Beipackzetteln, könnte ebenfalls gesteigerte Symptome auslösen.
Normale Kartoffelchips schmecken besser
Neben der gastrointestinalen Verträglichkeit gab es auch bezüglich des Sättigungsgrades keine Unterschiede zwischen den mit Triglyceriden und den mit Olestra hergestellten Chips. Was allerdings den Geschmack betrifft, so konnten normale Kartoffelchips die Konkurrenz für sich entscheiden.
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