Neue Wirkung von Melatonin: In Cremes schützt es auch vor Sonnenbrand

Melatonin wird in den USA seit langem als "Wunderpille" gegen das Altern propagiert und von Millionen von Amerikanern in hohen Dosen geschluckt. Auch bei uns begann vor ca. zwei Jahren ein regelrechter "Run" auf Melatonin. Das Präparat wurde vom Bundesinstitut für Arzneimittel jedoch als zulassungspflichtig eingestuft und darf, weil entsprechende Studien fehlen, nicht verkauft werden. Auch über Pflege- oder Schutzeffekte in Hautcremes oder Sonnenschutzcremes war bisher nichts Eindeutiges bekannt. Diese Forschungslücke haben jetzt Wissenschaftler der Universität Zürich geschlossen. Die Dermatologen trugen dazu bei 20 freiwilligen Probanden (Durchschnittsalter 27 Jahre, 15 Männer und 5 Frauen, Hauttyp II und III) ein Gel mit 0,5% Melatonin oder ein reines Gel ohne Melatonin auf den Rücken auf. Die verschiedenen Areale wurden jeweils 15 Minuten vor bzw. eine, 30 oder 240 Minuten nach der Bestrahlung mit dem Melatoningel oder dem wirkstofffreien Gel behandelt. Die Haut wurde dann mit künstlichem Sonnenlicht bestrahlt. Die Bestrahlungsdauer war dabei doppelt so hoch wie die vorher ermittelte individuelle minimale Erythemschwellendosis (entspricht der Dosis, nach der eine Hautrötung auftritt). 24 Stunden nach dem Versuch wurde die Hautrötung mit einem Visual Scoring (Beurteilung durch den Untersucher anhand einer Skala von 0 = keine Rötung bis 4+ = starke Rötung mit Schwellung) oder durch eine Analyse mit dem Colorimeter (Meßgerät, das die Hautfarbe mit einer Silikon-Fotozelle bestimmt) beurteilt. Dabei zeigte sich, daß in dem Hautareal, das vor der Bestrahlung mit dem melatoninhaltigen Gel behandelt wurde, die Hautrötung praktisch vollständig unterdrückt werden konnte. Die Ergebnisse waren statistisch hochsignifikant. Die Züricher Wissenschaftler führen die Schutzwirkung des Melatonins vor allem auf dessen exzellente Radikalfängereigenschaften zurück. Die schädlichen freien Radikale werden durch Melatonin "entschärft", bevor sie die Hautzellen schädigen und die für Sonnenbrand typischen Veränderungen auslösen können.