Arzneimittel und Therapie

Amantadin: Neue Option für die Therapie der chronischen Hepatitis C

Erste Zwischenergebnisse einer deutschen Pilotstudie bestätigen die Wirksamkeit von Amantadin bei der Therapie der chronischen Hepatitis C. Danach führt Amantadin sowohl zu einer Unterdrückung der Virusreplikation als auch zu einer Reduktion der entzündlichen Aktivität der Erkrankung.

Bei einer weltweit angenommenen Zahl von mehr als 100 Millionen Hepatitis-C-Virusträgern ist eine Responderrate von nur ca. 20% auf die Standardtherapie mit Alpha-Interferon unbefriedigend.

Erste Zwischenergebnisse der Pilotstudie
Große Aufmerksamkeit erregte deshalb eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie der Pennsylvania State University, Hershey, USA, über die erfolgreiche Behandlung von Interferon-Non-Respondern mit Amantadin. Jetzt wurden die ersten Zwischenergebnisse einer deutschen Pilotstudie (Prof. Dr. med. J. Eisenburg, Pullach) veröffentlicht. Sie beziehen sich auf einen Behandlungszeitraum von neun Monaten bei einer geplanten Gesamtstudiendauer von zwölf Monaten.
Sieben männliche Patienten im Alter von 57 bis 73Jahren mit chronischer Hepatitis C und negativen Prädiktoren für das Ansprechen einer Alpha-Interferon-Therapie erhielten zweimal täglich 100mg Amantadinsulfat oral als Filmtablette. Die Dauer der Erkrankung lag zwischen vier und vierzig Jahren. Drei der Patienten hatten sich durch Bluttransfusionen infiziert, bei den übrigen war die Infektionsquelle nicht mehr nachvollziehbar. Fünf Patienten hatten bereits vor Beginn der Therapie eine ausgeprägte Fibrose mit teilzirrhotischem Umbau der Leber. Bei einem davon hatte die Infektion bereits zu einer Leberzirrhose geführt. Bei allen Patienten wurden sowohl hohe Eisen- als auch Ferritinwerte im Serum nachgewiesen.
Über diese ungünstigen Voraussetzungen hinaus zeigten Genotypanalysen der Viren, daß fünf Patienten mit dem HC-Virus des Typs1b infiziert waren. Bei einem Patienten ergab die Analyse Typ3a und bei einem weiteren eine Mischinfektion der Typen1b und 2b.
Zwei Patienten waren bereits mit Alpha-Interferon vorbehandelt worden, jedoch ohne therapeutischen Effekt.
Als Vergleichsparameter für die Auswertung der Ergebnisse dienten die von allen Patienten über mehrere Jahre vorliegenden Dokumentationen der Erkrankung.

Amantadin hemmt Virusreplikation
Die jetzt veröffentlichten Zwischenergebnisse zeigen bei allen Patienten einen deutlichen Abfall sowohl der
Leberenzymwerte als auch der HCV-RNA-Titer unter der Therapie mit Amantadin. Bei vier Patienten lagen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung die Alaninaminotransferase-Werte bereits seit sechs Monaten im Normbereich. Dies bestätigt, daß Amantadin in der Lage ist, sowohl die Virusreplikation zu hemmen als auch die entzündliche Aktivität der chronischen Hepatitis C zu reduzieren.

"Weglaßversuch"
Besonders deutlich wurde die Wirkung von Amantadin auf die Virusreplikation bei einem im Verlauf der Studie aufgetretenen, nicht geplanten "Weglaßversuch".
Ein Patient erkrankte an einer Salmonelleninfektion mit schwersten wäßrigen Durchfällen. Dadurch konnte über einen Zeitraum von drei Wochen die Amantadin-Therapie nicht fortgeführt werden. Während dieser Zeit stiegen sowohl die HCV-RNA-Titer als auch - in geringem Umfang - die Transaminasen vorübergehend wieder an. Beide waren vorher unter Amantadin gefallen und sanken in der Fortsetzung der Therapie wieder.
Amandatin wurde von allen Patienten sehr gut und ohne Nebenwirkungen vertragen.
Aufgrund dieser positiven Zwischenergebnisse der Pilotstudie über die Wirksamkeit von Amantadin bei Hepatitis-C-Infektionen und der damit verbundenen Hoffnung vieler Patienten scheint eine Fortführung der Untersuchung mit einem größeren Patientenpotential mit unterschiedlichen krankheitsbedingten Voraussetzungen in Kombination mit anderen therapeutischen Möglichkeiten (Alpha-Interferon) dringend erforderlich.



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