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Lutz Bäucker: Hoch lebe die Phallokratie
Auf so ein Ding haben wir gewartet - groß und kerzengerade wie eine Eins. Ein Superding. 30 Stück zum EK von Fünfhundertsoundso. Ein dickes Ding. Ein Phall für jeden, der sichs leisten kann. Und ein Fall für den Apotheker: Seit der legendären Grippeepidemie anno Tobak haben wir uns die Hände nie mehr so gerieben wie an den "blue diamonds" aus Pfizers Giftküche. Oh Mann, ist der dick, Mann, Daddys little helper! Eine Glückspille nicht nur für gestreßte Liebhaber, sondern auch für die Gruppe der Seehofer-Geschädigten - noch nie war die deutsche Apotheke soooo beliebt wie in diesen Wochen - und das gilt beileibe nicht bloß für Kollegen mit internationalen Kontakten. Und der Super-Hammer, der kommt ja erst noch im Herbst. Liebe Kollegen, freut Euch, stellt neues Personal ein (das u. a. auch Tips geben muß für die sinnvolle Gestaltung von bis zu 4 - in Worten: vier! - Stunden "Betriebszeit"∑) und seid froh, die zu erwartende neue Käufergruppe wird Euch nicht nerven mit kleinlichem Gemeckere wg. neun Mark Zuzahlung oder 3 Pfennigen Preiserhöhung: die "Phallos" zahlen jeden Preis. Fragt sich bloß: ist der nicht zu hoch? Sind Deutschlands Frauen überhaupt willens, in der erwachenden Phallokratie zu leben? Oder sind ihnen stinknormale Schlappschwänze nicht lieber als chemisch präparierte Möchtegern-Casanovas, die ihr Selbstverständnis in Härtegraden messen? Uns kann es wurscht sein, wir liefern gern, auch die später anfallenden Psychopharmaka. Denn wer einmal nach dem Phall greift, der ist verloren. Der blickt nicht mehr durch im Medientaumel, "größer, dicker, härter", der verlangt die Stoß-Therapie auf Kassenrezept - "ich zahl schließlich einen Haufen Beiträge!" Aber: Wieviel Coitus per anno genehmigt die Kasse? Und der fühlt die Macht in seinen Händen pulsieren. Phalleri und Fallera - passen wir auf, Hochmut kommt vor dem Phall∑
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