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- DAZ 23/1998
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Arzneimittel und Therapie
Die TONE-Studie: Reduktion von Natrium und Gewicht statt Antihypertensivum
Zu untersuchen, wie sich Kochsalzreduktion und Gewichtsverlust auf den Blutdruck auswirken, ist an sich nichts Neues. Neu an der TONE-Studie ist allerdings, daß dieser Effekt bei älteren Hypertonikern beobachtet wurde. Und neu ist auch, daß die hohe Anzahl der Probanden und die Dauer der Studie aussagefähigen Ergebnisse verspricht.
In die randomisierte, kontrollierte, multizentrische Studie wurden 875 Patienten zwischen 60 und 80 Jahren eingeschlossen, deren Bluthochdruck durch die Gabe eines Antihypertensivums (z. B. Calciumantagonist, Alphablocker, Diuretikum, ACE-Hemmer) effektiv kontrolliert werden konnte (maximaler Blutdruck unter Medikation: 145/85 mmHg).
Von den 390 Patienten, die nicht übergewichtig waren, wurde bei etwa der Hälfte die Natriumzufuhr reduziert; die anderen änderten ihre Eßgewohnheiten nicht. Bei den Übergewichtigen wurden vier Gruppen gebildet: Gruppe 1 reduzierte die Natriumzufuhr, Gruppe 2 reduzierte das Gewicht, Gruppe 3 reduzierte Gewicht und Natriumzufuhr und Gruppe 4 ließ alles beim Alten. Nach drei Monaten wurde bei 90 Prozent der Patienten das Medikament abgesetzt. Über einen Beobachtungszeitraum von 30 Monaten wurden die Probanden in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Besonderes Augenmerk lag auf folgenden drei Parametern: Veränderung der Blutdrucks, Notwendigkeit der medikamentösen Behandlung, Auftreten kardiovaskulärer Änderungen. Die Kombination dieser Parameter wurde als primärer Endpunkt definiert.
Moderate Reduktion von Kochsalz und Gewicht
Die eingesparten Mengen an Kochsalz sowie der Gewichtsverlust können als eher mäßig bewertet werden. Bei Patienten, die ihre Natriumreduktion verringern sollten, ging innerhalb von neun Monaten die tägliche Natriumexkretion im Harn um 40 mmol zurück. Dieser Wert blieb über den Beobachtungszeitraum weitgehend konstant. Probanden, die abnehmen sollten, reduzierten ihr Gewicht lediglich zwischen 3,5 und 4,5 Kilogramm. Dennoch: Der erzielte Effekt war deutlich zu erkennen.
Herz und Gefäße bleiben gesund
Nach 30 Monaten zeigte sich, daß die Reduktion von Natrium sowie der Gewichtsverlust sich bei älteren Patienten deutlich positiv auf den Blutdruck auswirkten. Patienten, die weniger Natrium zu sich nahmen oder weniger auf die Waage brachten, hatten bessere Blutdruckwerte und mußten seltener medikamentös behandelt werden. Den besten Effekt erzielten dabei übergewichtige Hypertoniker, die sowohl Gewicht als auch Kochsalzzufuhr reduzierten. So hatten 34 Prozent der Probanden, die nur die Natriumzufuhr reduzierten, nach 30 Monaten keinen erhöhten Blutdruck, mußten nicht medikamentös behandelt werden und hatten waren nicht an einem kardiovaskulären Ereignis erkrankt. Sie waren laut Definition "frei vom primären Endpunkt".
Dies konnten 37 Prozent der Übergewichtigen durch Gewichtsverlust erreichen und 44 Prozent der Übergewichtigen, die sowohl Gewicht als auch Kochsalzzufuhr reduzierten. Bei den Probanden, die ihre Lebensgewohnheiten nicht änderten, waren es dagegen nur 16 Prozent, die an dieses Ziel gelangten.
Kein Anstieg kardiovaskulärer Ereignisse ohne Medikation
Werden Medikamente abgesetzt, kann dies mit einem erhöhten Morbiditätsrisiko verbunden sein. In der TONE-Studie zeigte sich allerdings, daß das Absetzen des Antihypertensivums zumindest bei dieser Studienpopulation keinen Einfluß auf das kardiovaskuläre Risiko hatte. Insgesamt traten zwar 145 kardiovaskuläre Ereignisse auf, darunter vier Schlaganfälle, 17 transiente ischämische Attacken, 49 Angina-pectoris-Anfälle und 13 Arrhythmien. Dabei gab es jedoch keinen Unterschied zwischen den Gruppen, die behandelt wurden und denjenigen, die keine Therapie mehr erhielten. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings eine regelmäßige Blutdruckkontrolle, um bei Bedarf rechtzeitig medikamentös intervenieren zu können.
Gefahren nicht übersehen
Eine moderate Umstellung der Ernährungsgewohnheiten kann bei älteren Hypertonikern die Blutdruckkontrolle verbessern. Gleichzeitig läßt sich dadurch oft auch der Lipidspiegel senken. Allerdings dürfen gerade bei älteren Menschen die Gefahren einer Kalorien- und Kochsalzreduktion nicht übersehen werden. So macht eine Reduktion der Kochsalzmenge nur Sinn, wenn die Nahrung tatsächlich zu viel Kochsalz enthält. Auch bei einer Reduktion der Kalorienzufuhr muß darauf geachtet werden, daß nicht am falschen Ende gespart wird und es letztlich in der Nahrung nicht nur an Energiespendern, sondern auch an notwendigen Vitamin-, Kalium- oder Calciumlieferanten fehlt. Empfehlenswert ist deshalb eine ausgewogene, angepaßte Ernährung, die, im Hinblick auf das Osteoporoserisiko, mit ausreichender körperlicher Betätigung oder auch einer Bewegungstherapie kombiniert wird.
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