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Arzneimittel und Therapie
Herzinfarkt: Erhöhen Calciumantagonisten das Risiko?
Bei kardiovaskulären Erkrankungen werden häufig Calciumantagonisten und ACE-Hemmer verordnet. Während für ACE-Hemmer der Nutzen erwiesen ist, stehen Calciumantagonisten (vor allem Abkömmlinge des kurzwirksamen Dihydropyridins) im Verdacht, das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen zu erhöhen. Da aus den bislang vorhandenen Daten nicht genau hervorgeht, bei welchen Patienten die kardiovaskuläre Mortalität erhöht wird, wurde im Rahmen der sogenannten ABCD-Studie (Appropriate Blood Pressure Control in Diabetes Trial) untersucht, wie sich Calciumantagonisten bei hypertonen Diabetikern auswirken. Zuckerkranke Hypertoniker sind eine wichtige Patientengruppe, da bei ihnen kardiovaskuläre Ereignisse die häufigste Todesursache sind.
Die ABCD-Studie Die ABCD-Studie ist eine prospektive, randomisierte, doppelblinde Studie, die an mehreren Krankenhäusern der Universität Colorado durchgeführt wird. Dem Studienaufbau liegen zwei Hypothesen zugrunde: 1.Im Vergleich zu einer moderaten Blutdruckkontrolle (diastolischer Wert liegt zwischen 80 und 89 mmHg) verhindert oder verzögert eine intensive Blutdruckkontrolle (diastolischer Wert liegt bei 75 mmHg) kardiovaskuläre Ereignisse und diabetische Spätfolgen wie Nephropathie, Neuropathie und Retinopathie. 2.Ein lang wirksamer Calciumantagonist (Nisoldipin; z.B. Baymycard®) hat im Hinblick auf diese Therapieziele denselben Effekt wie ein ACE-Hemmer (Enalapril; z.B. Xanef®). Für die Studie wurden 480 Normotoniker und 470 Hypertoniker im Alter von 40 bis 74 Jahren ausgewählt. Alle Patienten hatten einen nicht insulinpflichtigen Diabetes. Von den hypertonen Diabetikern erhielten 235 Nisoldipin (zwischen 10 und 60 mg/Tag) und 235 Enalapril (zwischen 5 und 40 mg/Tag). In den folgenden Jahren unterschieden sich Rauchverhalten, Blutdruck, Blutzucker- und Lipidwerte bei den Hypertonikern der Enalapril- und Nisoldipingruppe nicht.
Interims-Ergebnisse Nach fünf Jahren wurde die Studie für die hypertonen Diabetiker der Nisoldipin-Gruppe abgebrochen, da sich bei ihnen ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt abzeichnete. 25 Patienten der Nisoldipingruppe hatten einen Myokardinfarkt erlitten, in der Enalaprilgruppe waren nur fünf Fälle aufgetreten. Das relative Risiko betrug somit 9,5 (95% Konfidenzintervall 2,3-21,4). Bis zum endgültigen Studienabschluß, bei dem dann auch die weiteren Ergebnisse (z.B. ob durch eine intensive Blutdruckkontrolle diabetische Spätfolgen und kardiovaskuläre Komplikationen verhindert werden können) vorliegen werden, erhalten alle hypertonen Patienten Enalapril.
Literatur Raymond, O., et al.: The effect of nisoldipine as compared with enalapril on cardiovascular outcomes in patients with non-insulin-dependent diabetes and hypertension. N. Engl. J. Med. 338, 645-652 (1998). Jeffrey A.: Calcium-channel blockers for hypertension - uncertainty continues. N. Engl. J. Med. 338, 679-681 (1998). Dr. Petra Jungmayr, Esslingen
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