Arzneimittel und Therapie

Selektive Immunsuppression durch monoklonale Antikörper

Der monoklonale Antikörper Daclizumab senkt die Häufigkeit akuter Abstoßungsreaktionen nach einer Nierentransplantation. Unter der Therapie wurden keine unerwünschten Wirkungen beobachtet. Daclizumab erhöhte die Rate infektiöser Komplikationen und Tumorerkrankungen nicht.


Akute Abstoßungsreaktionen sind ein großes Problem bei Nierentransplantationen, da sie häufig chronische Abstoßungsreaktionen nach sich ziehen. Um dieses Problem zu lösen, werden Immunsuppressiva eingesetzt, die aber wiederum das Infektions- und Tumorrisiko erhöhen. Man hofft daher, mit Hilfe monoklonaler Antikörper eine selektive Immunsuppression herbeizuführen, die nicht das gesamte Immunsystem beeinträchtigt.

Angriff am Interleukin-2-Rezeptor


Ein Angriffspunkt der spezifischen Immunsuppression ist der Interleukin-2-Rezeptor, der sich nur auf aktivierten T-Zellen befindet. Durch Blockade des Interleukin-2-Rezeptors erhofft man sich eine selektive Immunsuppression, bei der nur diejenigen T-Zellen beeinträchtigt werden, die auf das Transplantat reagieren. Zwischenzeitlich stehen mehrere monoklonale Antikörper zur Verfügung, die den Interleukin-2-Rezeptor blockieren. Daclizumab (Zenapax(r); Hoffmann-LaRoche; in der Schweiz bereits eingeführt) ist ein gentechnisch hergestellter humaner monoklonaler Antikörper, der spezifisch an die Alpha-Kette des Interleukin-2-Rezeptors bindet. Daclizumab führt zu einer verlängerten Sättigung von Interleukin-2-alpha-Rezeptoren auf den zirkulierenden Lymphozyten.

Einsatz bei Nierentransplantationen


In einer randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie an 11 Transplantationszentren wurden 260 Patienten im Durchschnittsalter von 47 Jahren ausgewählt, bei denen eine Nierentransplantation durchgeführt werden mußte.

  • Die 126 Patienten der Verumgruppe erhielten vor der Transplantation und anschließend viermal alle zwei Wochen Daclizumab (1,0 mg/kg Körpergewicht),
  • die 134 Teilnehmer der Vergleichsgruppe jeweils eine Plazeboinfusion.
  • Ferner erhielten alle Studienteilnehmer Ciclosporin, Azathioprin und Prednison.


In regelmäßigen Abständen wurden Kontrolluntersuchungen durchgeführt, um Abstoßungsreaktionen zu erkennen und die Therapieverträglichkeit festzuhalten. Ferner wurden labormedizinisch die Nierenfunktion überprüft und pharmakokinetische Messungen durchgeführt, um weitere Daten zu erhalten.

Weniger Abstoßungsreaktionen und gute Verträglichkeit

  • {te}Daclizumab konnte die Häufigkeit von Abstoßungsreaktionen statistisch signifikant senken. So hatten 22% der Patienten in der Verumgruppe Abstoßungsreaktionen, verglichen mit 35% in der Plazebogruppe (P=0,03; odds ratio 0,5; 95% Konfidenzintervall 0,3-0,9). Die Abstoßungsreaktionen traten in der Plazebogruppe wesentlich früher ein als in der Verumgruppe.
  • Nach einem Jahr betrug die Überlebensrate in der Verumgruppe 98%, in der Plazebogruppe 96%. Ein Versagen der eingesetzten Niere wurde bei 5% der Verumgruppe und bei 10% der Plazebogruppe registriert.
  • Art und Häufigkeit unerwünschter Wirkungen waren in beiden Gruppen gleich. Ferner bestand kein Unterschied bei der Serumkreatininkonzentration und der glomulären Filtrationsrate.
  • Nach sechs Monaten konnte kein Unterschied im Hinblick auf Tumorerkrankungen oder infektiöse Komplikationen festgestellt werden, was darauf hinweist, daß Daclizumab das Immunsystem nur selektiv beeinflußt.
  • Die Serumhalbwertszeit von Daclizumab betrug 20 Tage.

Literatur
Vincenti, F., et al.: Interleukin-2-receptor blockade with daclizumab to prevent acute rejection in renal transplantation. N. Engl. J. Med. 338, 161-165 (1998).
Dr. Petra Jungmayr, Esslingen

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