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Feuilleton
50. Todestag von Eduard Blell
Der Familientradition folgend, wurde auch sein Sohn Eduard Blell (geb. am 27.März 1877 in Magdeburg) Apotheker. Im Anschluß an seine Schulzeit erhielt er eine pharmazeutische Ausbildung durch seinen Vater und bei Hermann Dankwortt in der Alten Apotheke in Magdeburg-Sudenburg. Nach dem Vorexamen verbrachte Blell seine Zeit als Apothekerassistent in Frankfurt am Main bei dem Besitzer der Rosen-Apotheke, Karl Philipp Engelhard (1836 bis 1924). Seine Wanderjahre führten ihn dann nach Genf zu Dr.Eltester, nach Mentone (Riviera) und Hannover.
Bereits in Genf hörte Blell neben seiner beruflichen Tätigkeit Vorlesungen an der dortigen Universität. Nach seiner Assistentenzeit begann er an der Universität Leipzig mit dem Pharmaziestudium, befaßte sich dort aber auch mit der Lebensmittelchemie und der Bakteriologie. Zu weiteren Studien ging er an die Universität Berlin und wurde dort Assistent von Professor Carl Mannich (1873-1947). Schließlich wurde er an der Universität Basel, wo er am Institut zur Erforschung der Infektionskrankheiten bei Professor Tavel (1858-1912) gearbeitet hatte, mit seiner Arbeit "Experimentelles über die Immunisierung mit Cholera-Nucleoproteiden" (Leipzig 1906) zum Dr.phil. promoviert.
Nach seiner Rückkehr nach Magdeburg übernahm Blell am 1.Januar 1907 die Apotheke seines Vaters. Wie dieser war er sein ganzes Leben lang standespolitisch sowie auf praktischem und wissenschaftlichem Gebiet tätig. Bereits in seinen jungen Jahren übertrug man ihm zahlreiche ehrenamtliche und amtliche Aufgaben. So war er Apothekenrevisor, Mitglied der alten preußischen Apothekerkammer und der Vorexamenskommission und Vorstandsmitglied des 1923 in Dessau gegründeten "Midephako" (Mitteldeutscher Pharmacie-Konzern), der 1934 in "Minoda" (Mittel- und norddeutsche Apotheken-Genossenschaft m.b.H.) umbenannt wurde. Von 1924 bis 1932 war Blell 1.Vorsitzender der "Magdeburger Apotheker-Konferenz". Diese Institution war 1798 von den Magdeburger Apothekern zur Wahrung und Verteidigung der Standesehre gegründet worden und bestand bis 1926 als selbständige Institution; danach war sie der "Gau Magdeburg des Deutschen Apotheker-Vereins". Blell, der sonst kaum etwas publizierte, gab 1928 die erweiterte 2.Auflage der von Dr.G. Hartmann geschriebenen Festschrift "Magdeburger Apotheker-Konferenz 1798-1898" (Magdeburg 1898) heraus. Übrigens wurde die Magdeburger Apotheker-Konferenz 1947 aufgelöst, doch sollte man sich im November 1998 vielleicht einmal an ihre Gründung vor 200 Jahren erinnern.
Im Jahre 1920 gründete Blell die pharmazeutisch-chemische Fabrik "Dr.Eduard Blell AG", die sehr rasch einen großen Aufschwung erleben sollte. Ihre Präparate ("Aropepsin", ein aromatischer Pepsinwein; "Chlorosan" zur Chlorophylltherapie gegen Arteriosklerose und klimakterische Beschwerden) waren einst auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Außerdem stellte Blell die Präparate der Magdeburger Apotheker-Konferenz her und machte sich auch um die Entwicklung der Stada-Präparate verdient. Er war ein sehr guter Lehrapotheker, dem viele Apotheker eine ausgezeichnete Ausbildung zu verdanken hatten.
Gegen Kriegsende, man schrieb den 16.Januar 1945, versank Magdeburg bei einem Großangriff anglo-amerikanischer Bomber in Schutt und Asche. 90Prozent der Innenstadt wurden zerstört. Blells Rats-Apotheke entging zwar der Zerstörung, wurde aber bei einem weiteren Luftangriff am 6.Februar 1945, der von der 8.US-Luftflotte geflogen wurde, ein Opfer der Bomben.
Nach Kriegsende war ein Wiederaufbau der Apotheke nicht möglich. Blell, der sich nicht entmutigen ließ, widmete sich jetzt ganz dem Ausbau seiner Fabrik und erwarb sich große Verdienste, indem er die Arzneimittelversorgung in den schweren Jahren nach 1945 verbesserte. Sein Unternehmen bestand bis zum 8.Juni 1972 und wurde dann von dem VEB Esparma Magdeburg, Chemisch-pharmazeutische Fabrik übernommen, der von seiner Tochter Ursula Blell (1912-1984), einer Kauffrau, geleitet wurde.
Eduard Blell, der zu den bekanntesten Apothekern Magdeburgs gehörte, starb nach einem mehrwöchigen Krankenlager am 13.September 1948 an einer Herzschwäche. Fast 70Jahre lang war die Rats-Apotheke in Magdeburg im Besitz der Familie Blell gewesen.
Literatur G.E. Dann: Deutsche Apothekerfamilien, XI.Die Familien Marggraf und Blell. Pharm. Ztg. 82, 342 (1937). C.Senff: Dr.Eduard Blell, Magdeburg, †. Pharm. Ztg. 84, 468f. (1948). Auskünfte der ehem. Prokuristin, Frau Schulze, Magdeburg, 1986. Auskünfte der Universität Bern, Universitätsarchiv, 1987. Holm-Dietmar Schwarz, Bruchstr. 9b, 59939 Olsberg
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