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Arzneimittel und Therapie
Dauerhafte Gewichtsreduktion durch Orlistat?
Übergewicht ist in vielen Industrienationen zu einem großen Gesundheitsproblem geworden. Ein hoher Body-Mass-Index ist wie Bluthochdruck oder Hypercholesterinämie ein Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen, wie Atherosklerose, Schlaganfall, Herz- und Nierenversagen, Diabetes sowie bestimmte Tumorarten. Bereits eine Gewichtsreduktion um 5% wirkt sich günstig auf kardiovaskuläre Risikofaktoren aus.
Die klassischen Appetitzügler eignen sich nicht für eine Dauertherapie
Allerdings fällt es vielen Übergewichtigen schwer, allein durch diätetische Maßnahmen und Änderung der Lebensweise ihr Gewicht dauerhaft zu reduzieren. Die klassischen Appetitzügler sind aufgrund ihrer systemischen Wirkung und ihrer daraus resultierenden Nebenwirkungen für eine Dauertherapie ungeeignet. Mit dem gastrointestinalen Lipasehemmer Orlistat steht zwischenzeitlich ein lokal wirkendes Mittel zur Verfügung, das dem heutigen Kenntnisstand zufolge auch längerfristig eingesetzt werden kann.
Zweijährige Studie mit Orlistat und Plazebo
In einer doppelblinden, multizentrischen, randomisierten und plazebokontrollierten Studie wurden Wirksamkeit und Verträglichkeit von Orlistat bei übergewichtigen Erwachsenen untersucht. Während der vierwöchigen Anfangsphase erhielten 743 Studienteilnehmer, deren Body-Mass-Index zwischen 28 und 47 kg/m2 lag, eine um rund 600 Kilokalorien täglich reduzierte, fettarme Diät sowie dreimal täglich ein Plazebo. Nach diesem Monat wurden die verbleibenden 688 Patienten entweder der Verumgruppe (dreimal täglich 120 mg Orlistat) oder der Plazebogruppe zugeteilt. Während der ersten 52 Wochen erhielten alle Patienten weiterhin eine leicht hypokalorische Kost.
Zweites Studienjahr: eukalorische Kost
Um festzustellen, ob Orlistat auch eine erneute Gewichtszunahme verhindern kann, wurden nach einem Jahr die Verum- und die Plazebogruppe nochmals aufgeteilt: Ein Teil der ursprünglichen Orlistatgruppe erhielt weiterhin den Lipasehemmer, der andere Teil ein Plazebo. Umgekehrt nahm ein Teil der ursprünglichen Plazebogruppe nun Orlistat ein, der andere Teil weiterhin ein Plazebo.
Alle Studienteilnehmer erhielten während dieser zweiten Studienphase eine eukalorische Kost. Neben einer kontinuierlichen Gewichtskontrolle wurden in regelmäßigen Abständen kardiovaskuläre Risikofaktoren (Glucose, Insulin, Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin, Triglyceride, Blutdruck) ermittelt sowie unerwünschte Wirkungen festgehalten.
Signifikante Gewichtsreduktion, aber gastrointestinale Nebenwirkungen
Nach einem Jahr hatten die Patienten der Orlistatgruppe durchschnittlich 10,3 kg abgenommen, die Teilnehmer der Plazebogruppe 6,1 kg. Nach dem zweiten Jahr (also bei eukalorischer Kost) hatten die Studienteilnehmer, die weiterhin Orlistat einnahmen, deutlich weniger wieder zugenommen (rund 2 kg) als die Patienten, die im zweiten Jahr ein Plazebo erhielten (rund 4 kg). Teilnehmer, die im ersten Jahr der Plazebogruppe zugeteilt waren und nun Orlistat erhielten, nahmen bei eukalorischer Kost im zweiten Jahr durchschnittlich 0,9 kg ab, die fortgeführte Plazebotherapie führte hingegen zu einer Gewichtszunahme von 2,5 kg.
Dem Herzen tuts gut, dem Darm nicht
Die Gewichtsabnahme zeigte einen günstigen Einfluß auf kardiovaskuläre Risikofaktoren. So sanken in der Orlistatgruppe die Werte für Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, Glucose und Insulin stärker als in der Plazebogruppe.
Orlistat verursachte deutlich mehr gastrointestinale Nebenwirkungen (z. B. Fettstühle, erhöhte Stuhlfrequenz, Stuhldrang, flüssige Stühle, Stuhlinkontinenz, Flatulenz) als Plazebo. Die unerwünschten Magen-Darm-Wirkungen traten vor allem zu Beginn der Therapie auf und dauerten in der Regel nur einige Tage an. Im zweiten Jahr waren die unerwünschten Wirkungen weniger ausgeprägt als im ersten Jahr. Die Konzentration fettlöslicher Vitamine (Vitamin A, E, D und Betacaroten) sank unter der Orlistattherapie etwas, blieb aber im Normbereich.
Literatur
Sjöström, L., et al.: Randomised placebo-controlled trial of orlistat for weight loss and prevention of weight regain in obese patients. Lancet 352, 167-173 (1998).
Bray, G.: Obesity: A time bomb to be defused. Lancet 352, 160-161 (1998).
Dr. Petra Jungmayr, Esslingen
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