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Arzneimittel und Therapie
Bei Grippe 21/2 Tage schneller fit?
Studie mit 356 Patienten
Die erste Studie wurde in Europa während des Winters 97/98 mit 356 Patienten durchgeführt. Innerhalb dieser Gruppe waren 277 Personen (78 Prozent) mit Influenza infiziert, 32 Personen (9 Prozent) gehörten zur Gruppe der Risikopatienten. In der doppelblinden randomisierten Studie inhalierten die Patienten entweder fünf Tage lang zweimal täglich Plazebo oder jeweils 10 mg Zanamivir. Der primäre Endpunkt dieser Studie war die mediane Zeit bis zur klinisch signifikanten Verbesserung der Grippesymptome. Als klinisch signifikante Verbesserung wurde gewertet, wenn die Patienten angaben, kein Fieber und nur noch milde bzw. keine Grippesymptome wie Kopfschmerzen, Husten oder Halsschmerzen zu haben. Zanamivir milderte neben den Grippesymptomen auch die Appetitlosigkeit. Mit Zanamivir behandelte Patienten waren 21/2 Tage schneller von den Symptomen befreit als Patienten, die Plazebo bekamen.
Dr. Douglas Fleming aus der Forschungsabteilung des Royal College für Allgemeinärzte, Birmingham, UK, und leitender Prüfarzt der Studie sagte: "Die Daten zeigen, daß Zanamivir einen deutlichen Nutzen in der Behandlung bringt. Alle Patienten berichteten, daß die Grippesymptome weniger schwer verliefen - Zanamivir verkürzt also nicht nur die Dauer der Grippe, sondern sorgt auch dafür, daß sie den Patienten weniger schwächt. Diese Ergebnisse belegen eindrucksvoll die Wirkung von Zanamivir." Im Vergleich zu den Patienten aus der Kontrollgruppe kam es bei den Patienten, die Zanamivir inhalierten, seltener zu Komplikationen (9 Prozent weniger, p=0,037), und sie konnten ihre normalen Aktivitäten schneller wieder aufnahmen (1,75 Tage schneller, p=0,023).
Studie mit 455 Patienten
Diese Ergebnisse deckten sich stark mit der zweiten Studie zu Zanamivir. Diese randomisierte, doppelblinde Studie umfaßte 455 Patienten, die mit 10 mg Zanamivir oder Plazebo über den Zeitraum von fünf Tagen behandelt und weitere 28 Tage beobachtet wurden. Ein beträchtlicher Teil der Studienteilnehmer (76; 16,7 Prozent) gehörte zur Gruppe der Risikopatienten. Bei diesen Patienten traten unter Behandlung mit Zanamivir seltener Komplikationen auf (71 Prozent; p=0,004), und Antibiotika mußten seltener eingesetzt werden (65 Prozent; p=0,025).
In dieser Studie dokumentierten die Patienten in einem Tagebuch regelmäßig ihren Gesundheitszustand, Krankheitstage sowie die Zeit bis zur Wiederaufnahme von Alltagstätigkeiten. Patienten, die sich nachweislich mit Grippe infiziert hatten und mit Zanamivir behandelt wurden, konnten zwei Tage früher ihren Alltagstätigkeiten nachkommen (p<0,001). Im Vergleich zur Plazebogruppe berichteten die mit Zanamivir Behandelten seltener über Beeinträchtigungen bei Arbeit und Freizeitaktivitäten. Außerdem bewerteten sie ihren Gesundheitszustand bedeutend besser und waren sehr viel zufriedener mit der Medikation als die Teilnehmer aus der Plazebogruppe. All diese Unterschiede waren statistisch signifikant.
Neuraminidase-Inhibitoren blockieren Enzym auf Virusoberfläche
Zanamivir ist das erste inhalierbare Medikament einer neuen Generation von spezifischen Arzneimitteln gegen das Influenzavirus, die als Neuraminidase-Inhibitoren bekannt geworden sind. Sie wirken, indem sie in den Lebenszyklus des Influenzavirus eingreifen. Zanamivir blockiert das Neuraminidase-Enzym auf der Virusoberfläche und verhindert so, daß sich das Virus von der Zelle ablösen kann und benachbarte Zellen im Respirationstrakt infiziert. Dadurch, daß der Wirkstoff inhaliert wird, gelangt er zielgenau an die Stelle der Virusvermehrung.
Bei der Behandlung von Grippe mit den momentan verfügbaren antiviralen Wirkstoffen wie Amantadin und Rimantadin (nicht in Deutschland zugelassen) entwickelten sich schnell resistente Viren. In den Studien mit Zanamivir sind bisher noch keine Resistenzen aufgetreten.
Zanamivir wurde in Australien in den 80er Jahren von der australischen Firma Biota Holdings unter Nutzung von "molecular modeling" entwickelt. Durch Erwerb der Lizenz hat Glaxo Wellcome das Recht, Zanamivir weltweit zu vermarkten. Zanamivir ist noch nicht für den Patienten oder Arzt erhältlich. Mit der Zulassung des Medikamentes in Deutschland wird Ende des nächsten Jahres gerechnet.
Quellen
Berichte vom 36. Meeting der Amerikanischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten (Infectious Diseases Society of America), Denver, Colorado/USA, 13. November 1998.
daz
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