Arzneimittel und Therapie

Stickstoffmonoxid als kardiovaskulärer Botenstoff

Die Geschichte der Medizin kennt zahlreiche Beispiele dafür, daß die klinische Wirksamkeit eines Medikamentes nicht zwangsläufig an ein Verständnis des Wirkmechanismus gebunden ist. Wer heilt, hat recht, mag sich auch jener Arzt gedacht haben, der dem herzkranken Erfinder des Dynamits Nitroglycerin in einer allerdings anderen Zubereitung verordnet hatte. Die Frage, was sich nach Gabe organischer Nitrate auf molekularer Ebene in den Gefäßen abspielt, blieb auch noch Jahrzehnte nach dem Tode Alfred Nobels ungeklärt.

Die Entdeckung von EDRF


Ändern sollte sich dies erst mit jenen bahnbrechenden Arbeiten, für die die drei amerikanischen Wissenschaftler Robert Furchgott, Ferid Murad und Louis Ignarro am 10. Dezember 1998 in Stockholm mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Unter ihnen war es zunächst Robert Furchgott, der an isolierten Gefäßen demonstrieren konnte, daß Acetylcholin diese Gefäße nur bei intaktem Endothel erweitert. Da es bei endothelentkleideten Gefäßen im gleichen Modell zu einer Gefäßverengung kam, folgerte der Pharmakologe die Existenz eines "endothelium-derived relaxing factor" - kurz EDRF - als körpereigenen Vasodilatator.

Stickstoffmonoxid: kardiovaskulärer Botenstoff


Die fieberhafte Suche nach der chemischen Natur von EDRF beschäftigte in den folgenden Jahren Wissenschaftler rund um den Erdball - darunter auch Louis Ignarro. Als dieser 1986 zu dem Schluß kam, daß es sich bei dem mysteriösen EDRF um simples Stickstoffmonoxid (NO) handelte, war die Fachwelt - gelinde gesagt - verblüfft. Die Erkenntnis, daß ein so flüchtiges Gas wie NO eine derart zentrale Bedeutung als Botenstoff in biologischen Systemen besitzt, trug Stickstoffmonoxid den Namen "Molekül des Jahres" ein.

Nitrate können EDRF substituieren


Bereits früher war es Ferid Murad gelungen, für Nitrate wie Nitroglycerin eine Freisetzung von NO sowie eine Relaxation glatter Gefäßmuskelzellen unter Beweis zu stellen - eine Beobachtung, die mit den Entdeckungen Furchgotts und Ignarros den Wirkmechnanismus von Nitraten "enträtselt" hat. Auch bei Nitraten stellt NO das aktive Wirkprinzip dar. Im Unterschied zum EDRF sind Nitrate jedoch nicht auf ein intaktes Endothel angewiesen. Als NO-Donoren können sie trotz erheblicher Artherosklerose die gewünschte Gefäßdilatation wiederherstellen und die Thrombozytenaggregation hemmen.
Im Unterschied zum Arzt Nobels können Mediziner daher heute mit Nitratkörpern wie dem Isosorbiddinitrat (ISDN) ihre Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) nicht allein von ihren pektanginösen Symptomen befreien; sie wissen nun auch, auf welche Weise diese Medikamente ihre Wirkung entfalten. Die Substitution von EDRF durch Nitrate stellt eine kausale Therapie der KHK dar. Quelle
Presseinformation der Schwarz Pharma, Monheim.

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