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Arzneimittel und Therapie
Piracetam schützt vor postoperativem Delir
Bekannt ist das Delir vor allem von der Alkoholkrankheit, wo es eine Reaktion auf den Drogenentzug darstellt. Darüber hinaus aber sind Delir-Symptome eine ernste Komplikation nach operativen Eingriffen mit Allgemeinanästhesie. Sie treten überdurchschnittlich häufig bei Patienten im höheren Lebensalter auf, wobei die Umgebungsänderung, aber auch eine Reizüberflutung ebenso wie eine Reizverarmung die Situation noch verschärfen kann. Doch auch Menschen, die vor dem Eingriff starke Ängste haben oder an einer depressiven Verstimmung leiden, sind oft betroffen sowie Patienten mit Grunderkrankungen wie Morbus Parkinson.
Vorsicht bei anticholinerger Begleitmedikation
Unabhängig davon scheint generell eine lange Anästhesiedauer und eine Komedikation mit anticholinerg wirksamen Substanzen wie trizyklischen Antidepressiva und Benzodiazepinen das Delir zu begünstigen. Hierbei handelt es sich um eine ernstzunehmende Beobachtung, da delirante Symptome nach der Narkose generell mit einem erhöhten Risiko für postoperative Komplikationen und statistisch betrachtet auch mit einer erhöhten Letalität einhergehen. Zudem ist häufiger anschließend eine stationäre Rehabilitation erforderlich, und die Dauer des stationären Aufenthaltes verlängert sich. Darüber hinaus gibt es Hinweise, daß durch ein postoperatives Delir eine Demenz ausgelöst oder verstärkt werden kann.
Schutz durch Nootropikum
Andererseits zeigen verschiedene Studien, daß der Symptomatik durch eine vorsorgliche Behandlung mit dem Nootropikum Piracetam vorgebeugt werden kann. Die Substanz wird präoperativ verabreicht, entweder einen oder mehrere Tage vor dem geplanten Eingriff beginnend, und zwar in einer Dosierung von 4 bis 5 Gramm täglich. Perioperativ erfolgt eine hochdosierte Gabe mit bis zu 15 Gramm Piracetam, und die Therapie wird anschließend für sechs Tage mit 5 bis 10 Gramm täglich fortgesetzt.
Es resultiert eine kürzere Aufwachzeit der Patienten, eine geringere Bewußtseinstrübung nach der OP und eine gegenüber Kontrollpersonen deutlich höhere Wachheit. Dabei profitieren Personen mit besonders hohem Risiko und solche, die bereits präoperativ Einschränkungen zeigen, am meisten von der vorsorglichen Medikamentengabe.
Neuroprotektive Wirkung
Erklärbar sind die günstigen Effekte durch die neuroprotektive Wirkung von Piracetam. Dieses scheint die Nervenzellen regelrecht vor Schädigungen bewahren zu können, ohne dabei große Veränderungen der Neurotransmitter-Konzentrationen im Gehirn zu bewirken. Das erklärt zugleich die gute Verträglichkeit des Wirkstoffs wie auch seine günstigen Wirkungen bei Hirnleistungsstörungen.
Hier gehört Piracetam neben einigen wenigen anderen Substanzen zu den durch die Kommission des Bundesgesundheitsamtes und der Nachfolgebehörde bei dieser Indikation als wirksam anerkannten Arzneimittel. Das gilt für die Therapie der degenerativen Demenz vom Alzheimer-Typ wie auch bei der vaskulären Demenz. Klinische Studien belegen diese Beurteilung, wobei sich eine signifikante Besserung der neuropsychiatrischen Defizite um etwa 20 bis 25 Prozent ergibt.
Quelle: Dr. J. Gallinat, Berlin, Prof. Horst Herrschaft, Lüneburg, Privatdozent Dr. Ralf Ihl, Düsseldorf, Symposium "Alzheimer Demenz: Neue Erkenntnisse zu Diagnostik und rationaler Therapie" bei der Medica 1998, Düsseldorf, 19. November 1998, unterstützt von Hoechst Marion Roussel
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