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Feuilleton
Ausstellung in Chemnitz: Naturerbe Regenwald
Erst mit der Missionierung nach 1915 gaben die Mentawaier allmählich ihren Widerstand gegen fremde Einflüsse auf. Mit der Unabhängigkeit Indonesiens 1949 wurde die jahrhundertealte Tradition der Inselbewohner, deren ethnische Wurzeln bis heute nicht eindeutig geklärt sind, als heidnisch verboten. Als dann in den siebziger Jahren auf der Hauptinsel Siberut Konzessionen für den Holzeinschlag vergeben wurden, brachte niemand mehr den Geistern Opfer dar.
Knapp drei Jahrzehnte später sind allein auf Siberut über zwei Drittel des Regenwaldes vernichtet. In den Holzfällercamps vermarkten die Einheimischen, die früher weder Landwirtschaft noch Weberei oder Töpferei kannten, ihre Produkte. Auf den gerodeten Flächen wurden Gemüsegärten angelegt.
Ähnlich wie auf den Mentawai-Inseln wird im gesamten Tropengürtel der Lebensraum für über die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten kontinuierlich dezimiert. Vor diesem besorgniserregenden Hintergrund möchte die Ausstellung für die Struktur und Funktion der tropischen Wälder als Biotop und Klimafaktor sensibilisieren. In einem naturgetreu und farbenprächtig inszenierten Regenwald wird anhand von Präparaten sowie lebenden Tieren und Pflanzen die in Jahrmillionen herangereifte Formenfülle präsentiert, deren Fortbestand nun in entwicklungsgeschichtlich relativ kurzer Zeit akut bedroht ist. Vielerorts schreitet die Vernichtung von Biotopen sogar schneller voran als deren wissenschaftliche Erforschung.
Aufgrund internationaler Initiativen ist die Vernichtung der Regenwälder in den vergangenen Jahren spürbar vermindert worden. Auch hat in den betroffenen Ländern die Sensibilität für den Lebensraum Regenwald zugenommen. So wurde 1980 auf Siberut ein Nationalpark mit einer 50000 Hektar großen Schutzzone projektiert. In der umliegenden Pufferzone ist die traditionelle Jagd erlaubt, Felder und Dörfer dürfen aber nur noch in der 250000 Hektar großen Entwicklungszone angelegt werden. Auch Brasilien hat sich verpflichtet, bis zur Jahrtausendwende neue Waldreservate auszuweisen.
Für eine Entwarnung ist es indessen noch viel zu früh: Erst jüngst hat uns der Hurrikan -Mitch gezeigt, daß Naturerscheinungen eben doch eine Seele haben, die wir respektieren sollten.
Ausstellungsdaten
Ort: Museum für Naturkunde, Theaterplatz 1, 09111 Chemnitz, Tel. (0371) 4884553. Geöffnet: Bis zum 28. Februar dienstags bis freitags 9.00 bis 12.00 und 14.00 bis 17.00 Uhr, mittwochs bis 19.00 Uhr; samstags und sonntags 11.00 bis 17.00 Uhr. Kontakt zum Phyllodrom e.V. (Gesellschaft zur Gründung eines Instituts und Museums für Regenwaldökologie) über W. Guidetti, Zwickauer Straße 76, 04277 Leipzig, Tel. (0341) 9822144 (tagsüber), oder N. Berg, Tel. (0341) 2334534 (privat, abends).
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