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Arzneimittel und Therapie
Zwischenbilanz des Robert Koch-Instituts: Gesundheitsrisiko Malaria
Beunruhigt sind die Seuchenmediziner allerdings durch eine andere Zahl: Im ersten Halbjahr 1999 wurden bereits 10 Todesfälle nach Berlin gemeldet. Dies lässt befürchten, dass am Ende des Jahres - wie im Vorjahr - vermutlich in mindestens 20 Fällen der exotische Traumurlaub ein tragisches Ende nehmen wird.
Auch Strandurlaub ist gefährlich
Welches die Risikofaktoren für eine im Urlaub erworbene, tödlich verlaufende Malaria sind, wird aus einer Analyse des Robert-Koch-Instituts deutlich, in die auch eine Kleinepidemie mit einbezogen wurde, die kürzlich in einer 13-köpfigen Reisegruppe nach einem Keniaaufenthalt auftrat. Die Reisenden hatten sich ausschließlich in der Küstenprovinz Mombasa aufgehalten und den üblichen Strandurlaub genossen. Sechs bis 10 Tage nach der Rückkehr erkrankten drei Personen akut an einer akuten Malaria tropica, einer der Patienten, ein 46-jähriger Mann, starb einen Tag nach der Einweisung ins Krankenhaus.
Schnelle Diagnose ist entscheidend
Typisch für durch Malaria tropica bedingte Todesfälle ist dabei, dass die Inkubationszeit - der Zeitraum zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome - ausgesprochen kurz ist. Dann allerdings, und das wurde auch dem Patienten der Reisegruppe aus Hessen zum Verhängnis, dauert es mehrere Tage, bis der Malariakranke in ein Krankenhaus kommt und die richtige Diagnose gestellt wird. Selbst wenn dann umgehend eine medikamentöse Behandlung eingeleitet wird, ist der Körper des Patienten meist schon so mit Parasiten überschwemmt, dass auch intensivmedizinische Maßnahmen ein Versagen lebenswichtiger Organe wie Nieren, Lunge und Herz nicht mehr verhindern können.
Viele Fälle in Kenia
Charakteristisch ist ebenfalls, dass Malaria-Erkrankungen mit Todesfolge bei ein- bis zweiwöchigen Urlauben im tropischen Afrika erworben werden, wobei Kenia seit Jahren den Hauptanteil stellt. Sechs der neun aus Afrika importierten Fälle im ersten Halbjahr 1999 hatten ihre Ursache in Reisen an die kenianische Küste (bei ca. 45000 Keniareisen in diesem Zeitraum errechnet sich daraus eine Todesfallhäufigkeit von 1,3 auf 10000 Keniareisen). Drei Todesfälle traten bei Aufenthalten in Westafrika auf. Ein Reisender musste einen Badeurlaub in der Dominikanischen Republik mit dem Tode bezahlen.
Keine ausreichende Prophylaxe
Keiner der Reisenden hatte eine ausreichende medikamentöse Malariaprophylaxe betrieben: sechs Mal war überhaupt kein Malariamittel eingenommen worden, einmal erfolgte die Prophylaxe nur unregelmäßig, und in drei Fällen hatten die Urlauber auf ein Medikament vertraut, das in Kenia bereits seit langem weitgehend unwirksam ist.
Keineswegs überraschend ist auch, dass offensichtlich vorwiegend Männer dem Problem Malaria mit Nichtachtung begegnen (von den zehn Verstorbenen waren nur drei weiblichen Geschlechts), und dass eher eine Altersgruppe betroffen ist, von der man annehmen würde, dass jugendlicher Leichtsinn längst passé ist: Die Todesfälle betrafen im wesentlichen die Altersgruppe von 45 bis 65 Jahren. Junge Rucksacktouristen waren dagegen nicht betroffen. Sie sind auf Gesundheitsrisiken anscheinend besser vorbereitet.
Tödlicher Leichtsinn
Fazit: Mit der reisemedizinischen Beratung und besonders mit der Verhütung potentiell lebensbedrohlicher Malariaerkrankungen ist es in Deutschland nach wie vor schlecht bestellt. Die Anzahl der Todesfälle im Verhältnis zur Zahl der importierten Malariaerkrankungen ist in keinem der Nachbarländer so hoch wie bei uns.
Schon seit langem weisen verantwortungsvolle Reisemediziner darauf hin, dass eine Malariaprophylaxe immer individuell auf den Reisenden, sein Zielland, die Jahreszeit, die Aufenthaltsdauer und das Reiseverhalten abgestimmt sein muss. Da sich die Malariasituation in vielen Ländern überdies beständig ändert, ist der Hausarzt - und naturgemäß auch der Amtsarzt - schnell überfordert. Urlauber, die beispielsweise eine Reise nach Kenia "von der Stange" und - weil so günstig -, möglichst Last-minute kaufen, haben allerdings vielfach kein Interesse oder einfach keine Zeit, um sich über Malariarisiko und Vorbeugung zu informieren.
Laienrezepte zur Prophylaxe?
Statt sich an erfahrene Tropen- und Reisemediziner zu wenden, vertrauen viele Urlauber eher auf Laienrezepte. Bekannte geben ihre gutgemeinten Empfehlungen über die "richtigen" Medikamente und deren Dosierung. "Alte Afrikahasen" sehen die Sache wieder ganz anders, und der Hausarzt vervollständigt häufig noch die Verwirrung, weil seine Empfehlung nicht mehr zeitgemäß ist. Durch die widersprüchlichen Angaben irritiert und unter Zeitdruck einer kurzfristigen Buchung verzichten viele Urlauber dann lieber gleich auf jede Art von Malariaprophylaxe. "An der Hotelbar in Mombasa war die Malariaprophylaxe regelmäßig Thema Nummer Eins", erinnert sich eine 32-jährige Urlauberin, die am Ende der dritten Urlaubswoche plötzlich von hohem Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit und Erbrechen befallen wurde, "jeder der Anwesenden schwor auf ein anderes Medikament und berief sich dabei auf eine andere Autorität".
Auch Luxus schützt nicht
Dass die Unterkunft in einer Nobelherberge nicht vor einer Malaria schützt, ist bekannt, nachdem der ehemalige Wirtschaftsminister Rexrodt 1996 nach einem Kurzaufenthalt in Südafrika an einer lebensbedrohlichen Malaria tropica erkrankte und über Wochen intensivmedizinisch behandelt werden musste. Bestätigung fand diese tropenmedizinische Binsenweisheit jetzt durch eine Häufung von Malariafällen in der Crew einer deutschen Fluggesellschaft, die sich für vier Tage ausschließlich in einer luxuriösen Hotelanlage in Mombasa an der kenianischen Küste aufgehalten hatte. Die Piloten und Stewardessen hatten sich zwar konsequent vor Mücken geschützt, aber keine medikamentöse Malariaprophylaxe eingenommen (was für Flugpersonal auch schon deshalb nicht möglich ist, da bestimmte, zur Malariaprophylaxe eingesetzte Medikamente wie Mefloquin zu einer Einschränkung der räumlichen Orientierung führen können und deshalb kontraindiziert sind). 10 Tage nach der Rückkehr aus Mombasa erkrankten vier der acht Crew-Mitglieder an einer Malaria tropica. Die Krankheit wurde jedoch schnell diagnostiziert, und nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt konnten die zwei Männer und zwei Frauen geheilt entlassen werden.
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