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- DAZ 36/1999
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Arzneimittel und Therapie
Angstsymptome: Paroxetin bekämpft soziale Phobie
Die soziale Phobie gilt Ende des 20. Jahrhunderts als die häufigste Angsterkrankung. Bei 95 Prozent der Patienten tritt sie erstmals im Schulalter auf, bleibt aber meist unerkannt. Charakteristisch für die soziale Phobie ist die quälende Angst, von anderen Menschen prüfend beobachtet und negativ bewertet zu werden. Direkter Blickkontakt scheint unerträglich. Pulsjagen, Schwitzen, Zittern und Erröten stellen sich häufig schon Tage vor phobisch besetzten Situationen ein. Deshalb ziehen sich Menschen mit sozialer Phobie immer mehr zurück. Doch Vermeidungsstrategien verstärken die Angst und lassen das Selbstvertrauen weiter schwinden.
Bleibt die soziale Phobie unbehandelt oder wird sie als bloße Schüchternheit bagatellisiert, dreht sich die Abwärtsspirale immer weiter. In ihrer Not greifen dann viele zu Alkohol und falschen Medikamenten. In die Arztpraxis kommen die meisten erst Jahrzehnte später, wenn sie bereits unter schweren Depressionen oder Alkoholabhängigkeit leiden. Die Folgen der sozialen Phobie belasten nicht nur das Gesundheitssystem, sondern lassen auch berufliche Karrieren scheitern. Eine frühzeitige Diagnostik und therapeutische Hilfe ist deshalb besonders wichtig.
Behandelbare Krankheit
Dass die soziale Phobie eine behandelbare Krankheit ist, bestätigt eine soeben abgeschlossene europäische Multicenterstudie, an der 290 Patienten mit sozialer Phobie beteiligt waren. Die Patienten der zwölfwöchigen Studie erhielten entweder einmal täglich 20 bis 50 mg Paroxetin oder ein Plazebo. Die klinische Bewertung der doppelblinden, plazebokontrollierten Studie erfolgte mittels dem Clinical Global Impression Score (CGI) und der Liebowitz Social Anxiety Scale (LSAS). Letztere wird von den Patienten selbst ausgefüllt und fragt nach Situationen wie Telefonieren in der Öffentlichkeit, Sprechen vor kleinen Gruppen oder Betreten eines Raums - also Aktivitäten, die Menschen mit sozialer Phobie besonders schwer fallen. Die Auswertung der 24-Punkte-Skala ergab eine signifikante Verbesserung der Angstsymptome. Nach zwölf Wochen bewerteten 66 Prozent der Patienten ihre Behandlung mit "sehr gut" und "gut", gegenüber nur 32 Prozent in der Plazebogruppe.
Die Ergebnisse von insgesamt drei kontrollierten Studien mit über 800 Patienten zeigen, dass ein medikamentöser Therapieansatz bei der sozialen Phobie möglich ist. Paroxetin reduziert nicht nur die Angst, sondern auch das sich daraus entwickelnde Vermeidungsverhalten. Die Patienten trauen sich wieder mehr zu und gewinnen neue Lebensqualität durch ein aktiveres Sozialleben.
Selektiver Serotonin- Wiederaufnahmehemmer
Paroxetin gehört zur Klasse der selektiven Serotonin-Re-Uptake Inhibitoren (SSRI). Es wirkt antidepressiv und angstlösend, ohne zu sedieren.
Als einzige Substanz dieser Klasse ist es für die Indikationen
- Depression,
- Zwangs- und Panikstörungen,
- und soziale Phobie
zugelassen. Mit diesem breiten Indikationsspektrum ist Paroxetin für die Behandlung der sozialen Phobie besonders geeignet, denn diese Erkrankung ist sehr häufig mit anderen psychischen Störungen assoziiert. So leiden über die Hälfte der Patienten gleichzeitig an allgemeinen Angststörungen, ein Drittel haben zusätzlich Depressionen und rund 20 Prozent auch Panikattacken. Als optimale Dosis für die Behandlung der sozialen Phobie hat sich die einmal tägliche Gabe von 20 mg Paroxetin erwiesen.
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