Berichte

Universität Marburg: Teesorten aus alter Zeit

Am 5. September 1999 fand in Marburg eine Teilbesichtigung der historischen Wigandschen Drogensammlung statt. Die von dem Pharmakognosten Friedrich Wigand (1788Ų1855) angelegte Sammlung befindet sich im Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität im Alten Botanischen Garten.

Anknüpfend an die Teilbesichtigung des Vorjahres, die sich mit den pflanzlichen Farb- und Gerbstoffen befasste, stellte Dr. Barbara Rumpf-Lehmann schwarze und grüne Teesorten vor. Es sind Gerbstoffdrogen mit einem schwankenden Gehalt von acht bis 26 Prozent, wobei grüner Tee einen höheren Gehalt an Gerbstoffen aufweist als schwarzer Tee. Für den Wert des Genussmittels ist allerdings der Gehalt an Coffein von größerer Bedeutung.

Chinesische Sorten

Vor hundert Jahren gab es die heutige Vielfalt der Sorten vorwiegend aus Darjeeling und Assam oder anderen Gegenden Indiens nicht, sondern fast nur chinesische Sorten, die in den großen Teekontoren in London, Hamburg, St. Petersburg, Bremen u. a. gehandelt wurden. Viele Sorten von Thea sinensis L. wurden mit chinesischen Wörtern benannt, so Pecco, Souchong, Oolong, Congou oder Caper; grüne Sorten waren Young-Haysan (auch Uxymen), Haysan, Haysan-Skin.

Außergewöhnlich gute grüne Sorten waren die Mandarintees, die nur die höheren Beamten und reichen Chinesen zu trinken pflegten. Die Sammlung besitzt drei Gläser mit zigarren- oder büschelförmig gebündelten Blättern. Allein dem Kaiserhof war der Perloder Imperialtee vorbehalten, der mit Blüten versetzt ist und aus bläulichgrünen Kügelchen bis ein Zentimeter Größe besteht. Gunpowder (Schießpulver) heißen noch heute die Teesorten in Form kleinerer Kügelchen (Durchmesser ca. 1 mm). Besonders schön ist ein Glas mit Teespitzen und Teesamen.

Ziegeltee

Das schönste und vielbestaunte Stück der Sammlung ist "Thea tabulata", Ziegel- oder Backsteintee in der Originalverpackung, einem grünen Karton aus Martiny's Pharmakognostischer Sammlung. Das chinesische Papier, bedruckt mit chinesischen Schriftzeichen, in dem der Teeziegel eingewickelt war, ist noch vorhanden. Wigand hatte sich über einen Studienfreund von James Summen, Professor der chinesischen Sprache in Cambridge, eine Übersetzung des Klebezettels und der Zeichen auf dem Papier geben lassen und 1858 vermerkt, dass die Aufschrift den Namen des Ladens in Kanton vor dem Da-ping(großen Friedens)-Tor trägt; sie lädt die ehrenwerten Kaufleute zum Kauf ein und versichert ihnen, dass sie nicht betrogen werden.

Die Vermerke auf der Rückseite der Gläser geben Aufschlüsse über die Herkunft der Schenkungen. Carl von Martius hatte Wigand die coffeinfreie Teeersatzdroge "The rongé", auch als "Kanada-Tee" bezeichnet, geschenkt. Sie stammt von Gaultheria procumbens L. (Ericaceae) und kam von den Inseln St. Pierre und Miquelon, den französischen Restkolonien vor der Küste Kanadas. Im Übrigen betrug die Weltproduktion an Tee im Jahr 1870 nur 219 Millionen Pfund, heute sind es dagegen 2,6 Millionen Tonnen im Jahr. Zur Belebung und Erfrischung wurde nach der Besichtigung Tee der Darjeeling-Sorte "Tumsong" bereitet und mit Gebäck gereicht.

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