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Arzneimittel und Therapie
Typ-II-Diabetes: Unzureichender Erfolg mit Monotherapien
Das therapeutische Ziel bei einem Typ-II-Diabetes ist die optimale Blutzuckereinstellung, um die gefürchteten Spätkomplikationen zu verringern oder zu verhindern. In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen, dass klassische Maßnahmen wie Diät, Insulin, Metformin oder Sulfonylharnstoffe den Glucosewert günstig beeinflussen. In welchem Ausmaß diese therapeutischen Maßnahmen langfristig greifen, war allerdings bislang nicht bekannt. Daher wurde im Rahmen einer umfangreichen Diabetesstudie (UK Prospective Diabetes Study, UKPDS) der langfristige Therapieerfolg unterschiedlicher Monotherapien ermittelt.
Studie mit 4075 Patienten
Zwischen 1977 und 1991 wurden an 15 englischen Diabeteskliniken 4075 Patienten im Alter zwischen 25 und 65 Jahren ausgewählt, bei denen erstmalig ein Diabetes vom Typ II diagnostiziert worden war. Der durchschnittliche Nüchternglucosewert betrug 207 mg/dl (162-259 mg/dl) und der HbA1c-Wert 9,1% (7,5-10,7%); der mittlere Body-Mass-Index lag bei 29 kg/m². Nach einer dreimonatigen Phase, in der die Patienten lediglich eine fettarme, kohlenhydrat- und faserstoffreiche Kost erhielten, wurden die Studienteilnehmer entsprechend ihrem Nüchternblutglucosewert und ihren Krankheitssymptomen verschiedenen Gruppen zugeteilt:
- Patienten mit Nüchternwerten über 270 mg/dl erhielten entweder Insulin oder Sulfonylharnstoffe (Chlorpropamid, in Deutschland nicht im Handel, oder Glibenclamid), übergewichtige Patienten Metformin;
- asymptomatische Patienten mit Werten zwischen 108 und 270 mg/dl bekamen Diät, Insulin, Sulfonylharnstoffe oder bei Übergewicht Metformin;
- Patienten mit Werten unter 108 mg/dl wurden nur diätetisch behandelt.
Der Blutzuckerspiegel der Patienten wurde in regelmäßigen Abständen kontrolliert, und nach 3, 6 und 9 Jahren wurde ermittelt, bei wie vielen Diabetikern das Therapieziel (Nüchternglucosewert unter 140 mg/dl oder HbA1c unter 7%) erreicht worden war.
Therapieerfolg der Arzneimittel sank stetig
Die medikamentöse Therapie war der Diät in allen Fällen überlegen. Der Therapieerfolg durch medikamentöse Maßnahmen sank jedoch beständig. Nach drei Jahren konnte das Therapieziel bei ungefähr 50% aller Patienten, nach neun Jahren nur noch bei rund 25% erreicht werden. So hatten nach neun Jahren nur 8% der Diätpatienten, 42% der Insulin- und 24% der Sulfonylharnstoffpatienten einen Nüchternblutglucosewert unter 140 mg/dl; bzw. 9% der Diätpatienten, 28% der Insulin- und 24% der Sulfonylharnstoffpatienten einen HbA1c-Wert unter 7%. 18% der übergewichtigen Metforminpatienten hatten den angestrebten Nüchternglucosewert und 13% den angestrebten HbA1c-Wert.
Bessere Erfolge mit Kombinationen
Der abnehmende Therapieerfolg geht einher mit der progressiven Abnahme der Beta-Zellfunktion. Daher ist es sinnvoll, Medikamente mit unterschiedlicher Wirkweise zu kombinieren. So konnte gezeigt werden, dass der frühzeitige Zusatz von Metformin zu Sulfonylharnstoffen den Therapieerfolg deutlich verbessert. Nach mehreren Jahren wird wahrscheinlich ein Großteil der Typ-II-Diabetiker Insulin benötigen, um langfristig zufriedenstellende Blutzuckerwerte zu erzielen.
Literatur Turner, R., et al.: Glycemic control with diet, sulfonylurea, metformin, or insulin in patients with type 2 diabetes mellitus. Progressive requirement for multiple therapies (UKPDS 49). J. Am. Med. Assoc. 281, 2005-2012 (1999).
Im Hinblick auf den Langzeiterfolg sind medikamentöse Maßnahmen der diätischen Therapie überlegen. Allerdings sinkt die Erfolgsquote der medikamentösen Monotherapie kontinuierlich. Für gute Langzeitergebnisse müssen Antidiabetika mit unterschiedlichen Wirkmechanismen kombiniert werden.
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