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- DAZ 4/1999
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Die Seite 3
Sie wage zu behaupten, daß es heute noch viel mehr arzneimittelbezogene Probleme gäbe, wenn die Apotheker nicht so gewissenhaft arbeiten würden - so Elke Christmann, die im Rahmen des Fortbildungskongresses in Davos über ein neues Pilotprojekt zum Thema "Pharmazeutische Betreuung" berichtete. Es wäre schön, so Frau Christmann, wenn wir (besser) zeigen könnten, was Apotheker wirklich leisten; was sie oft, ganz unspektakulär und undokumentiert, schon heute leisten - so möchte ich ergänzen.
Ziel des in Nordrhein anlaufenden Projektes ist, offizingerechte Wege auszuloten, über die sich strukturiert und mit erträglichem Aufwand "pharmazeutische Betreuung" in den Apothekenalltag integrieren läßt. Die im Rahmen der pharmazeutischen Betreuung fällige Dokumentation macht nachweis- und auswertbar, welchen Nutzen die Arbeit in den Offizinen den Patienten bringt. Genau gesagt: welchen Nutzen sie jenen Patienten bringt, die im erweiterten Sinn pharmazeutisch betreut werden. Daß auch die anderen Patienten (auf absehbare Zeit die Mehrzahl) von ihren Apothekerinnen und Apothekern profitieren sollen und profitieren müssen, darf dabei nicht vergessen werden.
Ohne eine effektive EDV-Unterstüzung ist die für Pharmaceutical Care geforderte und im Prinzip auch sinnvolle Dokumentation im Apothekenalltag wahrscheinlich allenfalls in einem kleinen Teil der Apotheken und auch dort nur für einzelne Patienten zu leisten. Wer z. B. einmal ein Medikationsprofil erstellt, ausgewertet und fortgeschrieben hat, weiß davon ein Lied zu singen. Mit EDV-Unterstützung könnte es leichter werden - in welchem Ausmaß wird der Modellversuch zeigen.
Bevor wir diese und andere Ergebnisse nicht kennen, wäre es in der Sache und auch strategisch außerordentlich töricht, gegenüber der Öffentlichkeit oder der Politik den obendrein in der Sache völlig falschen Eindruck zu erwecken, als verlören die Apotheken ohne die flächendeckende Einführung von "Pharmaceutical Care" ihre Existenzberechtigung. Zugegeben: die Versuchung mag groß sein, nach innen, gegenüber den Kolleginnen und Kollegen kurzzeitig diesen Eindruck entstehen zu lassen - in der wohlmeinenden Absicht der aufrechten Vorstreiter pro "Pharmaceutical Care", möglichst viele weitere Pharmazeuten für Projekte und Modelle zu gewinnen, bei denen die Alltagstauglichkeit verschiedener Varianten und Anwendungsbereiche der pharmazeutischen Betreuung auf den Prüfstand kommt. Noch kennen wir die Ergebnisse nicht alle, noch sind nicht einmal alle Teilergebnisse vollständig ausgewertet.
Deshalb wäre es verfrüht, jetzt schon das Wohl und Wehe der Pharmazie an "Pharmaceutical Care" zu knüpfen. In diese Falle sollten wir nicht tappen. Merke: Bevor man eine neue Sau durchs Dorf hetzt, sollte man sicher sein, daß sie vier Beine hat.
Klaus G. Brauer
Vorsicht Falle!
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