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West-Nil-Virus in New York

Seit Anfang September häufen sich Berichte über Enzephalitisfälle in New York City und Umgebung. Auslöser ist das so genannte West-Nil-Virus, das von Mücken übertragen wird.

Erste Untersuchungen wiesen zunächst auf die Verdachtsdiagnose St.-Louis-Enzephalitis (SLE) hin. Diese Erkrankung wird durch das SLE-Virus, ein Mitglied der Familie der Flaviviren, hervorgerufen. Übertragen wird der Erreger durch Moskitos, das natürliche Reservoir sind Vögel einschließlich Hühner.

Wie sich inzwischen in molekularen Analysen der Enzephalitisfälle (post mortem) herausstellte, handelt es sich bei den Infektionen jedoch nicht um das SLE-Virus, das in Teilen Nordamerikas weit verbreitet ist, sondern überraschenderweise um ein verwandtes Flavivirus, das West-Nil-Virus (WNV), oder das damit eng verwandte Kunjin-Virus. Beide Viren werden ebenfalls von Mücken übertragen.

Bisher wurde WNV jedoch noch nicht in Nord- und Südamerika beobachtet. Es ist endemisch in Afrika, Israel, Zypern, Russland und Indien, das Kunjin-Virus kommt in Australien vor. In New York konnte nun erstmals aus dort verendeten Vögeln (vorwiegend Krähen) WNV isoliert werden - ein Hinweis darauf, dass WNV möglicherweise auch in die Vogelpopulation Amerikas eingedrungen ist.

Die Befunde weisen darauf hin, dass Erreger aus den ursprünglich endemischen Gebieten weite Strecken überbrücken können. Das Auftreten von WNV in den USA sollte daher auch die Aufmerksamkeit in Europa bzw. Deutschland für Erreger erhöhen, die aus Endemiegebieten eingeschleppt und unter für den Erreger günstigen Bedingungen hier verbreitet werden können.

Quelle: Epidemiologisches Bulletin 39/99

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