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Arzneimittel und Therapie
Prämenstruelles Syndrom: Was kann Vitamin B6 wirklich?
95% aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter leichten, 5% unter starken Beeinträchtigungen ihres Alltagslebens durch das prämenstruelle Syndrom (PMS). Die Betroffenen klagen über körperliche und psychische Symptome, die von Völlegefühl, Spannungen und Schwellungen der Brust, Gelenkschwellungen, Kopfschmerzen und Hitzewallungen über Nervosität, Affektlabilität, seelische Verstimmung, bis hin zu Depressionen und Asthma reichen können. Die Krankheitszeichen treten im Menstruationszyklus meist kurz vor Beginn der Menorrhö auf, können aber auch während dieser anhalten.
Die Ursachen dieser Symptome sind weitgehend ungeklärt, man vermutet psychodynamische und endokrine Faktoren. Das PMS wurde 1931 erstmals beschrieben und führte in der Folge, sicher auch aufgrund der unklaren Pathogenese, zu etlichen Behandlungsansätzen. Eine Therapieform, die Gabe von Vitamin B6, wurde in einer Meta-Analyse auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Dabei wurden systematisch veröffentlichte und unveröffentlichte Studien aus verschiedenen Datenbanken und von Herstellern von Vitamin-B6-Präparaten ausgewertet.
Neun Studien in Meta-Analyse ausgewertet
Nur neun von insgesamt 25 Arbeiten entsprachen den Auswahlkriterien. So sollten die Studien alle randomisiert und plazebokontrolliert, doppelblind, parallel oder crossover durchgeführt sein und quantitative Daten (z.B. Dosierung, Darreichungsform) enthalten, die statistisch ausgewertet werden konnten. In die Auswertung wurde sowohl Vitamin B6 als Monosubstanz als auch als Bestandteil von Multivitamin-Tabletten einbezogen. In erster Linie ging es darum, herauszufinden, inwieweit durch Vitamin B6 eine allgemeine Verbesserung der prämenstruellen Symptome beobachtet werden konnte und ob auch die prämenstruelle Depression damit positiv beeinflusst werden konnte.
Die Übersichtsstudie zeigte, dass Vitamin B6 bei allen Formen des prämenstruellen Syndroms signifikant wirksamer ist als Plazebo. Physische Symptome konnten im Mittel bei 70% der Versuchspersonen gebessert werden, die depressiven Symptome wurden bei 63% der Testpersonen gelindert. Die Studien lassen eine Dosisempfehlung von 50 bis 100 mg am Tag als optimal erscheinen.
Keine wissenschaftlich fundierten Empfehlungen möglich
Aus der Meta-Analyse können jedoch keine befriedigenden Schlussfolgerungen gezogen werden, da die Originalstudien keine homogenen Messgrößen zur Effektivität von Vitamin B6 lieferten. Oft war die Anzahl der Testpersonen zu niedrig, die klinischen Symptome waren nicht homogen, und die Untersuchungen besaßen keine statistische Aussagekraft. Bei allen ausgewerteten Arbeiten variierte die Methodik sowohl beim Dosierungsregime als auch bei den bewerteten Symptomen. Dies erschwert einen Vergleich der Studien.
Quelle: Wyatt, K. M., et al.: Efficacy of vitamin B-6 in the treatment of premenstrual syndrome: systematic review. Br. Med. J. 318, 1375-1381 (1999).
Nach den Ergebnissen einiger Studien scheint Vitamin B6 die physischen und psychischen Symptome des prämenstruellen Syndroms (PMS) signifikant zu lindern. Allerdings sind die Testergebnisse der untersuchten Studien nicht aussagekräftig und homogen genug, um diese Feststellung als wissenschaftlich fundiert zu vertreten.
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