Arzneimittel und Therapie

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: ZNS-Störungen durch Kava-Kav

Zu den Aufgaben der Arzneimittelkommission (AkdÄ) gehören die Erfassung, Dokumentation und Bewertung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). Die AkdÄ informiert regelmäßig über interessante beziehungsweise neue Meldungen aus der UAW-Datenbank "System Phoenix®". Nachfolgend drucken wir die Meldung aus dem Deutschen Ärzteblatt vom 24. September im Wortlaut ab.

Präparate mit Extrakten des Kava-Kava-Wurzelstockes (Piper methysticum = Rauschpfeffer) sind zur Behandlung nervöser Angst-, Spannungs- und Unruhezustände indiziert und werden gerade auch in der Selbstmedikation häufig angewendet [1]. Neben Monopräparaten sind Kombinationspräparate mit weiteren Bestandteilen auf dem Markt. Man nimmt an, dass für die Wirkung in den Zubereitungen des Kava-Kava- Wurzelstockes die enthaltenen Kavalactone verantwortlich sind [1]. Eine Wirkungsverstärkung von Alkohol, Barbituraten, Psychopharmaka und Muskelrelaxanzien – bis hin zum Koma ist beschrieben worden [2].

Über 60 Berichte sind dokumentiert

Im System Phoenix® sind seit 1990 über 60 UAW-Berichte zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln dokumentiert, davon entfallen über 40 Berichte auf Monopräparate, die in Einzelmedikation verabreicht wurden. Unter diesen Meldungen waren Hautreaktionen unterschiedlichen Schweregrades bis hin zu Einzelfällen von Erythema exsudativum multiforme sowie verschiedene Störungen des zentralen Nervensystems am häufigsten. Neben Kopfschmerzen und Schwindel traten auch Fälle von extrapyramidalen Störungen, Sprachstörungen, Seh- und Akkomodationsstörungen auf.

Andere schwerwiegende UAW-Meldungen nach der Anwendung von Kava-Kavahaltigen Präparaten betrafen Einzelfälle anaphylaktischer Reaktionen. Auch in der Literatur gibt es Fallberichte, in denen verschiedene extrapyramidale Nebenwirkungen (v. a. nach Verabreichung von Dosen zwischen 100 und 450 mg/Tag) beschrieben wurden, sowie einen Verdachtsfall zur Verstärkung einer bestehenden Parkinsonerkrankung [3]. Als so genannte Kava-Kava-Dermopathie werden reversible ichthyosiforme Eruptionen bezeichnet, welche nach langfristiger Einnahme vorkommen [4].

Weitere Informationen im Arzneimittel-Informationsdienst der AkdÄ (AIDFaxdienst) können unter der Fax-Nr. (01 90) 36164-4 25 abgerufen werden. Die AkdÄ bittet, alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mitzuteilen. Dafür kann der in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der letzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwendet werden oder dieser kann unter der Fax-Nr. (01 90) 36164-5 02 oder unter der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abgerufen werden.

Literatur [1] Loew, D.: Angst-, Spannungs- und Unruhezustände. In: Phytopharmaka-Report: rationale Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln. Darmstadt: Steinkopff, 1999, 78–84. [2] Almeida, J. C., E. W. Grimsley: Coma from the health food store: interaction between kava and alprazolam. Ann. Intern. Med. 125 (11), 940–941 (1996). [3] Cupp, M. J.: Herbal Remedies: Adverse Effects and Drug Interactions. Am. Fam. Physician 59 (5), 1239–1244 (1999). [4] Norton, S. A., P. Ruze: Kava dermopathy. J. Am. Acad. Dermatol. 31, 89–97 (1994). Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Aachener Straße 233–237, 50931 Köln, Tel. (02 21) 4004–518, Fax (0221) 4004-5 39, E-Mail akda@t-online.de

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