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- DAZ 50/1999
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Ätherische Öle
Cajeputöl wird in den Ursprungsländern als eine meist gelb-grünlich bis bläulich gefärbte Flüssigkeit gewonnen. Da die Färbung des Öls auf die Verwendung von Kupferkesseln bei der Destillation zurückzuführen ist, wird rohes Cajeputöl in Europa rektifiziert. Dabei werden die aufgenommenen Kupferanteile mit konzentrierter Weinsäurelösung ausgewaschen und/oder das Öl nochmals destilliert.
Kurzbeschreibung [2, 3, 4] Rektifiziertes Cajeputöl ist blassgelb bis farblos. Der Geruch ist krautig, eukalyptusähnlich oder campherartig und umfasst eine feine, fruchtige Duftnote, die an Nelke erinnert und das Öl im Vergleich zu Eukalyptusöl sensorisch attraktiver macht. Cajeputöl schmeckt aromatisch und hinterlässt auf der Zunge eine zunächst brennende, dann kühlende Empfindung. Niaouliöl ist farblos bis leicht gelblich und gibt zunächst den typischen Geruch des Eukalyptusöls frei. Darüber schwingt jedoch ein leichter Hauch Cardamom und anderer duftiger Aromen. Das Öl wirkt frisch und süß-camphrig-cineolig.
Stammpflanzen [2, 4] Die früher alle unter dem Begriff Melaleuca leucadendra geführten Typen gliedern sich heute in vier eigenständige Arten: JMelaleuca cajuputi Powell ist die
* igentliche Stammpflanze für Cajeputöl. * Melaleuca leucadendra (L.) L. liefert ein ätherisches Öl, das mit Cajeputöl zwar nicht vergleichbar ist, jedoch auch unter dieser Bezeichnung im Handel auftauchen kann. * Aus Melaleuca viridiflora Soland. ex Gaertn. wird Niaouliöl gewonnen. * Unter dem Namen Niaouliöl wird noch ein weiteres Öl gehandelt: das ätherische Öl aus Melaleuca quinquenervia (Cav.) S. T. Blake (Abb. 1). Häufig findet man es unter der korrekteren Bezeichnung Niaouliöl MQV im Handel. Die Melaleuca-Bäume sind mittelgroße immergrüne Bäume oder Sträucher, die vereinzelt bis 40 m hoch werden können. Die pergamentartige Rinde ist außen weißlich, innen bräunlich und blättert leicht ab. Junge Triebe sind vielfach mit seidigem Flaum bedeckt und geben den Bäumen ein silbriges Aussehen. Die ungeteilten Blätter sind wechselständig, ganzrandig und länglich-lanzettlich. Ältere Blätter weisen meist ein tiefes Grün bis Grüngrau auf und sind häufig fein behaart. Der Blütenstand ist eine Ähre bis zu 15 cm Länge mit vielen, meist cremefarbenen Blüten.
Verbreitung und Ernte [2, 4]
Das natürliche Verbreitungsgebiet des echten Cajeputbaums Melaleuca cajuputi dehnt sich von Birma (Myanmar) und Thailand über Südostasien bis nach Nordaustralien aus (Abb. 2). Die ehemals unter dem Namen M. leucadendra geführten Bestände nördlich und westlich der indonesischen Insel Ambon (Molukken) werden jetzt taxonomisch der Art M. cajuputi zugeordnet.
Der echte Cajeputbaum wurde in eine Reihe von Ländern eingeführt und dort, wie z.B. in Indien, heimisch. Das Myrtengewächs bevorzugt feuchten bis sumpfigen Boden und kann dann wie in den Monsungebieten von Indonesien, Malaysia und Papua Neuguinea große Wälder bilden. Im trockneren Buschland, das häufig von Feuer heimgesucht wird, erholt sich die Pflanze derart schnell, dass sie die neue Vegetation in Kürze dominiert. Derartige Wildbestände sind die Basis für lokale Cajeputöl-Destillerien. Es gibt keine kommerziell genutzten Plantagen von M. cajuputi wie bei M. alternifolia. Die Äste wilder Cajeputbäume werden abgeschlagen, entlaubt und die Blätter zu fahrbaren Destillen in der Nähe transportiert. Da sich der Baum außerordentlich schnell regeneriert, ist eine jährliche Ernte möglich, ohne dass die Waldbestände Schaden nehmen.
Die echtes Niaouliöl liefernde Melaleuca viridiflora wächst in Nord- und Westaustralien und wird in Plantagen auf Neuguinea und in Indochina gezogen. Auch diese Art liebt sumpfigen Boden und kann natürliche Wälder bilden. Von der Region Gomen auf der Insel Neukaledonien, ca. 1500 km nordöstlich von Australien, leitet sich der französische Name GomZ
Gewinnung der ätherischen Öle [2, 4] Frische Blätter und Zweigspitzen des Cajeputbaums liefern das ätherische Öl, sie enthalten 0,5-2,5% des Aromastoffgemisches. Die Ausbeute der Wasserdampfdestillation liegt meist unter 1%, kann aber durch moderne Destillationsanlagen durchaus erhöht werden. Da das rohe ätherische Öl durch Kupferionen aus den Destillieranlagen häufig grünlich bis bläulich verfärbt ist, wird für den arzneilichen Gebrauch ein rektifiziertes Öl vorgeschrieben, so im Ergänzungsbuch zum DAB 6 (EB 6) mit der Monographie "Oleum Cajeputi rectificatum” oder im British Pharmaceutical Codex. Eine Bearbeitung des rohen Cajeputöls mit Weinsäure verbessert zwar die Farbe und hellt das Öl auf, aber mit einer weiteren Destillation können alle Farbpigmente eliminiert werden, sodass man ein wasserhelles, rektifiziertes Öl erhält. Niaouliöl wird das ganze Jahr über in den tropischen Teilen Südostasiens und in Australien mit etwa 2,5% Ausbeute aus den frischen Blätter von M. viridiflora destilliert. Das französische Arzneibuch unterscheidet zwischem Niaouliöl und gereinigtem Niaouliöl, wobei letzteres von reduzierenden Aldehyden befreit ist.
Inhaltsstoffe Cajeputöl ist reich an Terpenen. 50 bis 65% entfallen auf das sauerstoffhaltige Monoterpen 1,8-Cineol (= Eucalyptol). Weitere Bestandteile sind
* die Monoterpenkohlenwasserstoffe a- bzw. b-Pinen, p-Cymen sowie Limonen, Myrcen, g-Terpinen, Terpinolen, * die Monoterpenalkohole a-Terpineol, Terpinen-4-ol, Linalool sowie * die Sesquiterpene b-Caryophyllen, a-Humulen, a- und b-Selinen, b-Caryophyllenoxid und Viridiflorol (Abb. 3). Eine Auflistung der Inhaltsstoffe von vietnamesischem Cajeputöl wurde von Motl et al. publiziert [5]. Quantitative Angaben zu einem indonesischen Cajeputöl finden sich in Tabelle 1. Das im rohen Cajeputöl enthaltende 3,5-Dimethyl-4,6-di-O-methylphloroacetophenon bildet mit Kupferionen grüne Chelate und führt zur Färbung des Cajeputi aetheroleum crudum [2]. Es gibt unterschiedliche Angaben über die Zusammensetzungen von ätherischem Niaouliöl, da die Abgrenzung von M. viridiflora zu M. quinquenervia vielfach nicht vollzogen wird und mehrere Chemotypen existieren. In der Regel wird ein Niaouliöl aus Neukaledonien oder Madagaskar (Abb. 4) mit Cineol-Gehalten von 35-65% gehandelt. Weitere wichtige Komponenten sind a- und b-Pinen, Limonen, a-Terpineol und das Sesquiterpen Viridiflorol [6]. Es werden aber auch Nerolidol-, Linalool- und Viridiflorol-reiche Niaouliöle mit geringem Cineolgehalt beschrieben [2]. Die Ergebnisse einer enantioselektiven Analyse eines Niaouliöles aus Madagaskar sind in Abbildung 5 und in Tabelle 2 zusammengestellt. Terpinen-4-ol, der Hauptinhaltsstoff des Teebaumöls von Melaleuca alternifolia (Tab. 3), findet sich in Cajeput- bzw. Niauliöl nur in Mengen bis 2%. Die physikalischen Kennzahlen von Cajeputöl und Niaouliöl sind in Tabelle 4 wiedergegeben.
Verfälschungen [2, 4, 7, 11] Insbesondere Öl, das in den Ursprungsländern auf den heimischen Märkten für den Hausgebrauch verkauft wird, kann verfälscht sein. Neben simplen Streckungsmitteln wie Petroleum oder fettem Öl kommen auch Vermischungen mit Eukalyptusöl vor, das den Cineol-Gehalt auf über 70% erhöht. Das ätherische Öl des Melaleuca-leucadendra-Baums gibt sich durch sehr hohe Gehalte (um 90%) an Methylisoeugenol und/oder Methyleugenol zu erkennen.
Wirkungen und Anwendungsgebiete [2, 6, 8, 9]
Im Zuge der Aufbereitungsarbeit des ehemaligen Bundesgesundheitsamts erstellte die Kommission E eine Stoffcharakteristik zu Cajeputöl und bewertete die zahlreichen auf dem Markt befindlichen Kombinationen mit weiteren ätherischen Ölen sowie anderen Pflanzenbestandteilen. Danach hat Cajeputöl in vitro eine antibakterielle und eine hyperämisierende Wirkung. Dabei sind nach [5] die Monoterpenalkohole a-Terpineol, (-)-Linalool und (-)-Terpinen-4-ol für die antibakterielle Wirkung verantwortlich. Die Kommission E kommt zu dem Schluss, dass aufgrund des Gehalts an Cineol und der dokumentierten Erfahrung der Droge als Rubefaziens qualitativ ein positiver Beitrag zur Wirksamkeit in Kombinationen zur äußerlichen Anwendung bei rheumatischen und neuralgischen Beschwerden angenommen werden kann. Klinisch belegt ist dieser Beitrag jedoch nicht. Für die äußerliche Anwendung als Monopräparat kann eine 5%ige alkoholische Lösung verwendet werden. Während das Ergänzungsbuch zum DAB 6 noch als mittlere Einzelgabe für die Einnahme 0,1 g vorschlug, gibt es nach Aussage der Kommission E zur inneren Anwendung beispielsweise bei Husten, Verschleimung oder Magen-Darm-Beschwerden kein Erkenntnismaterial.
Für Niaouliöl mit 35-60% Cineol liegt eine Positivmonographie der Kommission E aus dem Jahr 1992 vor. Danach kann bei Katarrhen der oberen Luftwege das ätherische Öl mit einer Einzeldosis von 0,2 g und einer Tagesdosis von maximal 2 g eingenommen werden. Vorsicht ist allerdings bei entzündlichen Magen-Darm- und Gallenwegs-Erkrankungen geboten. Die Experten lassen auch ölige Verdünnungen als Nasentropfen (2-5%) oder als Einreibungen (10-30%) zu. Wie beim Cajeputöl nimmt die Kommission auch beim Niaouliöl in vitro eine antibakterielle und hyperämisierende Wirkung an. Dabei ist dem Cineol die durchblutungsfördernde, den Terpenen die antiseptische Eigenschaft zuzuschreiben. Da Cineol fremdstoffabbauende Enzyme in der Leber induziert, kann die Wirkung anderer Arzneimittel abgeschwächt oder verkürzt werden.
In Deutschland gibt es Niaouliöl-haltige Fertigarzneimittel wie 2- bzw. 5%ige Nasentropfen und -salben, Hustensirup, Bronchialzäpfchen und Inhalationsampullen. Nicht im Einklang mit der deutschen Monographie steht allerdings die Verwendung von GomZ
Unerwünschte Wirkungen und Toxizität [8-12] Aufgrund des hohen Gehalts an 1,8-Cineol lassen sich Cajeput- und Niaouliöl in den unerwünschten Wirkungen mit Eukalyptusöl (bis 92% Cineol) vergleichen. Bei Einreibungen können die Öle wegen des Cineols, aber auch aufgrund der Monoterpenkohlenwasserstoffe wie a-Pinen und Limonen Hautreizungen, Kontakturtikaria und allergische Reaktionen hervorrufen. Für Cajeputöl gibt es im Hinblick auf die akute Toxizität einen LD50-Wert (Ratte, oral), der 3870 mg/kg Körpergewicht beträgt. Für reines Cineol liegt der Wert bei 2480 mg/kg. Gefährdet sind vor allem Kleinkinder, die bei mangelnder Aufsicht Niaouli- oder Cajeputölmengen im Milliliter-Bereich aufnehmen. Dabei kann es zu gastrointestinalen Störungen wie Erbrechen und Durchfall, aber auch zu zentralnervösen Beschwerden wie Schläfrigkeit oder Verwirrtheit kommen. Somnolenz und Koma sind typische Vergiftungserscheinungen durch 1,8-Cineol bei Versuchstieren. In Analogie zum cineolhaltigen Eukalyptusöl sind schwere Intoxikationen bei innerlicher Einnahme aber eher selten zu vermuten. Frohne und Pfänder [11] empfehlen bei der versehentlichen Aufnahme von etwa 5 ml (= 1 Schluck) Eukalyptusöl nur eine Beobachtung, aber noch keine Therapie. Das nur im französischen Arzneibuch aufgeführte gereinigte Niaouliöl ist von reduzierenden Aldehyden befreit, da vermutlich in Analogie zum Eukalyptusöl einige auch im Niaouliöl in Spuren vorkommende Aldehyde eine Reizwirkung auf die Atemwege ausüben können. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten Niaouli- und Cajeputöl sowie entsprechende Zubereitungen wegen der Gefahr eines Laryngospasmus nicht im Bereich des Gesichts, speziell der Nase, aufgetragen werden.
Populäre Anwendung/Einsatz in der Aromatherapie [2, 6, 13-16] In den Ursprungsländern gelten die ätherischen Öle als Allheilmittel. Geschätzt werden sie bei Erkältungen, Kopfschmerzen, Rheuma, Magenbeschwerden, Durchfall, Würmern, Hautentzündungen und zur Insektenabwehr. Ähnlich vielfältig ist der über die Schulmedizin hinausgehende Einsatz in der Aromatherapie. Schwerpunkte des Cajeputöls liegen in der Behandlung von Erkältungskrankheiten, Muskelschmerzen und Nervenreizungen. Niaouliöl wird gern zur Bekämpfung von Infekten im respiratorischen und vaginalen Bereich eingesetzt. Die dem Niaouliöl vielfach zugeschriebene antibakterielle Wirkung bei den harnausscheidenden Organen wird dagegen nicht durchgängig akzeptiert. Die Essenz gilt auch als wundheilend und gewebestimulierend, die empfohlene Applikation bei Akne, Insektenstichen und Wunden wird aber vereinzelt aufgrund des Geruches als nicht besonders geeignet bezeichnet. Im psychologischen Umfeld gelten Cajeput- wie auch Niaouliöl als ausgleichend und harmonisierend. Sie sollen das Aufnahmevermögen stärken, für einen klaren Kopf sorgen und die Konzentration fördern.
Einsatz in der Kosmetik Cajeput- und Niaouliöl werden in der Kosmetik wenig verwendet. Die gelegentlichen Einsätze verdanken sie vor allem der antibakteriellen Wirkung z.B. in Mundwässern und Zahnpasten, sie werden hier aber durch das besser verfügbare und preiswertere Eukalyptusöl verdrängt.
Marktbedeutung
Cajeput- und Niaouliöl haben in der westlichen Welt heute keine große Bedeutung mehr. Ihre Glanzzeit als desinfizierende Arzneimittel lag vor der Antibiotikaära. In ihrer Anwendung im respiratorischen Bereich sind sie im wesentlichen durch das preiswertere Eukalyptusöl abgelöst worden.
Danksagung:
Wir danken Herrn Protzen, Fa. Kaders, Herrn DillensZ
* CAS-Nr.: 8008-98-8.
* Familie: Myrtaceae, Stammpflanze: Melaleuca cajuputi Powell (syn. M. minor Sm.), fälschlicherweise auch Melaleuca leucadendra (L). L.
* Stoffcharakteristik der Kommission E zu "Cajeputi aetheroleum”.
* Ergänzungsbuch zum DAB 6 (EB 6) "Oleum Cajeputi rectificatum, Rektifiziertes Kajeputöl” - Das durch Auswaschen des Kupfers rektifizierte ätherische Öl der frischen Blätter und Zweigspitzen verschiedener Arten der Gattung Melaleuca (L.) L..
* (British) Pharmaceutical Codex, 11. Ausgabe, London 1979: "Cajuput Oil” - Gewonnen aus den frischen Blättern und Zweigspitzen bestimmter Spezies von Melaleuca wie M. cajuputi Powell und M. leucadendron (L.) L. (Fam. Myrtaceae). Das Öl wird hauptsächlich auf den Molukken destilliert und durch Wasserdampfdestillation rektifiziert. (...) Cajeputöl ist ein mildes hautreizendes Mittel und Bestandteil von zusammengesetzter Methylsalicylat-Salbe. Die entsprechende Monographie aus dem Jahre 1954 beschreibt für eine derartige Zubereitung folgende Rezeptur: 2,5% Cajeputöl, 50% Methylsalicylat, 10% Menthol und 2,5% Eucalyptol.
JNiaouli aetheroleum, Niauli oil, GomZ
* CAS-Nr.: 8014-68-4.
* Familie: Myrtaceae, Stammpflanze: Melaleuca viridiflora Solander ex Gaertner, fälschlicherweise auch Melaleuca quinquenervia.
* Aufbereitungsmonographie der Kommission E "Niauli aetheroleum”.
* Französische Pharmakopöe ("Codex”) "Essence de Niaouli - Aetheroleum niaouli” und "Essence de Niaouli purifeZ
* Liniplant Inhalat mit rekt. Cajeputöl und Eukalyptusöl. * Olbas Tropfen mit rekt. Cajeputöl, Pfefferminzöl, Eukalyptusöl, Wacholderbeeröl und Gaultheriaöl. * Tiger Balm mit rekt. Cajeputöl, Levomethanol, Campher, Nelkenöl und Pfefferminzöl. * Gomenol-Nasenöl, -Rectal-Zäpfchen, -Sirup, -Solubile Ampullen (zur Inhalation) mit Niaouliöl. * Vaseline Gomenolee Nasensalbe mit Vaseline und Niaouliöl. * Palatol Destillat mit rekt. Cajeputöl, Niaouliöl, Eukalyptusöl und Pfefferminzöl.
Melaleuca-Vielfalt im historischen Palmenhaus von Schönbrunn Das österreichische Kaiserhaus der Habsburger zeigte ein ausgeprägtes botanisches Interesse. So zogen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche bekannte Botaniker im kaiserlichen Auftrag in alle Welt und kehrten mit vielen fremdländischen Gewächsen als Sammelgut zurück. Um den Exoten eine angemessene neue Heimat zu geben, gab Kaiser Franz Josef I. seinem Hofarchitekten den Auftrag für ein neues Wiener Gewächshaus. Das 1882 fertiggestellte Palmenhaus umfasste drei aus Schmiedeeisen und riesigen, bruchlosen Glasflächen aufgebaute Pavillons mit gusseisernen Säulen und Bögen. Nach einer mehrjährigen, umfänglichen Renovierung ist das Palmenhaus in Schönbrunn auch heute noch ein außerordentlich beeindruckendes Bauwerk. Die Eisenkonstruktion misst 111 m in der Länge und 28 m in der Breite, die Glasfläche nimmt knapp 5000 Quadratmeter ein. Mit einer Grundfläche von 2500 Quadratmetern gibt es 4000 Pflanzen aus unterschiedlichen Klimazonen ein Zuhause. In der Mittelkuppel herrscht im Winter eine Mindesttemperatur von 12ĻC, und die Sommer sind warm und trocken. Hier finden sich zahlreiche Bäume und Sträucher der Gattung Melaleuca. Gegen die Trockenheit sind sie gut gewappnet: Ihre Blattspreite ist stark reduziert, ihre hartlaubigen Blätter sehen Nadeln oder Schuppen ähnlich. Oft sind sie außen mit einer Wachsschicht versehen, sodass sie glänzen oder blau gefärbt erscheinen. Die Holländer wurden Anfang des 17. Jahrhunderts durch die Besitznahme der Molukken auf das Cajeputöl aufmerksam. In Deutschland wurde das Öl erst im 18. Jahrhundert bekannt. Während es 1717 erstmalig durch einen Nürnberger Arzt erwähnt, aber noch selten und teuer war, scheinen ab 1730 größere Mengen des Cajeputöls über Amsterdam in den Handel gekommen zu sein. Apothekertaxen und Arzneibücher zeugen von der arzneilichen Nutzung unter dem Namen Oleum Wittnebianum. Der Kaufmann Wittneben beschrieb das Öl in deutschen Schriften als wertvolles Heilmittel. In Frankreich und England fand das Öl erst Anfang des 19. Jahrhunderts Eingang in die Medizin. Die größte Menge des Cajeputöls wurde als Allheilmittel in Ostasien verbraucht. Aber auch die Einheimischen schrieben den Melaleuca-Ölen umfangreiche Heilkräfte zu. So führte man beipielsweise das Nichtauftreten der Malaria auf Neukaledonien auf die riesigen Bestände der Melaleuca-Bäume dort zurück. Cajeputöl fand außerhalb der Medizin Anwendung zum Sterilisieren von Catgut, zum Konservieren von Kleidern oder Sammlungen und zum Aufhellen von mikroskopischen Präparaten.
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