Kommentar

Abbremsen im Nebel

Arzneimittelbudgets - same procedure as every year? Nur auf den ersten Blick. Denn tatsächlich ist auch für dieses Jahr ein Deckel auf den Ausgabentopf für Medikamente und Massagen aufgeschraubt. Und doch ist die Situation von heute nicht mit der Anfang 1999 vergleichbar. Vor einem Jahr kannten Apotheker in ihrer Offizin und Ärzte in der Praxis die Höhe des Budgets, es galt die Faustformel "1996er Budget plus 7,5 Prozent". Beide Gruppen hatten damals versucht, die Politik davon zu überzeugen, dass dies fast überall zu knapp bemessen sei. Noch kennen wir die endgültigen Zahlen von 1999 nicht, aber in vielen Kassenärztlichen Vereinigungen werden die Ausgabenhöchstgrenzen überschritten worden sein. Nach Hochrechnungen der Mediziner haben es vermutlich nur drei von 23 KVen geschafft, die Budgets einzuhalten. Wichtig wird für die kommende Zeit das Verhalten der niedergelassenen Ärzte sein. Und da ist, so meine ich, die Unsicherheit in diesen Januartagen sehr viel größer als noch vor einem Jahr. Ein Unterschied zu 99: Die Budgethöhe ist unbekannt. Die Krankenkassen müssen sie mit den Medizinern aushandeln. Es ist nichts vorgegeben. Dann stellt sich die Frage, wie künftig die Wirtschaftlichkeit der ärztlichen Verschreibungspraxis kontrolliert wird. Die Schwellen bei Richtgrößenprüfungen wurden dazu mit der Reform 2000 deutlich abgesenkt, die Zange wird dadurch enger. Mitentscheidend ist aber auch die Nachwirkung des gemeinsamen Sparprogramms von Kassen, Ärzten und Ministerium vom vergangenen Herbst. Seit dem letzten Sommer haben speziell die Ärzteorganisationen massiv den Druck auf ihre Mitglieder erhöht, damit diese wiederum auf die Verordnungsbremse treten. Gerade das so genannte Aktionsprogramm ist nicht vergessen. Alles in allem steht zu erwarten, dass die Ärzte versuchen, noch sparsamer zu verschreiben als bisher. In einer Sparte ist dieser Trend besonders deutlich zu sehen: vor allem die verordneten rezeptfreien Arzneimittel verlieren derzeit. Susanne Imhoff-Hasse

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