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Apotheker an Bord: BR-Vital-Gesundheitskreuzfahrt
"Es war anstrengend, aber total interessant!" Peter Vanselow ist schon ein bisschen geschafft von seinem Job als "Hochsee-Apotheker". Der "Bayerische Rundfunk" hatte ihn eingeladen, auf seiner Gesundheitskreuzfahrt "BR-VITAL 2000" mitzufahren, an Bord Rezepturen herzustellen, Vorträge zu halten und den Beruf und die Aufgaben des Apothekers zu präsentieren. BR-Redakteur Thomas Gaitanides: "Wir veranstalten unsere Kreuzfahrt bereits zum sechsten Mal, und das Konzept aus Erholung, Spaß und gesundheitlicher Fortbildung kommt bei den Gästen total gut an!"
Unterstützt wurde das Projekt vom Pharma-Großhändler "Phoenix". Während aus Kreisen der Apothekerkammer in Bayern größte Bedenken gegen eine Teilnahme an dieser BR-Aktion geäußert worden waren (die DAZ berichtete), zeigte sich Vanselow sofort bereit, die Einladung des BR anzunehmen: "Wir Pharmazeuten müssen immer Flagge zeigen", begründet er seine Entscheidung, "so eine Kreuzfahrt ist eine tolle Gelegenheit, uns der Öffentlichkeit zu präsentieren." Und so überließ Vanselow seine Apotheke im unterfränkischen Werneck der Obhut seiner Mitarbeiter, packte die Koffer und flog mit dem gut 20-köpfigen Team aus BR-Redakteuren, Moderatoren, Ärzten, Physiotherapeuten und anderen Fachleuten nach Miami, um dort auf dem italienischen Kreuzfahrtschiff MS MELODY einzuschiffen.
Vanselow musste sich seine Kabine mit jeder Menge Material teilen: Salbenkruken, Tropffläschchen, Etiketten, diverse Ingredienzien, sein Computer und Geräte zur Herstellung stapelten sich beim ihm auf dem "Premier-Deck". Er hatte sogar eine Hochleistungswaage dabei, doch leider war die dem gelegentlich auftretenden Seegang nicht gewachsen: "Ich konnte die Waage nicht mehr auf Null stellen!" lacht Vanselow heute.
Total motiviert, trotz karibischer Sonne
650 deutsche Urlauber waren an Bord der BR-Wellness-Kreuzfahrt, die meisten waren durch die Werbung in Funk und Fernsehen auf diese Reise aufmerksam geworden. Doch auch die Werbung in zahlreichen bayerischen Apotheken hatte Früchte getragen. Dadurch waren auch mindestens drei Apothekerinnen aus Bayern an Bord gekommen - darunter Ulrike Ehmann aus Bogen im Bayerischen Wald:" Eine super Idee, 18 Tage lang etwas für meine Gesundheit tun zu können, ohne dauernd die Koffer packen zu müssen!" Sie war auch besonders angetan vom gesellschaftlichen Teil des Bordlebens (Abendshows, Kabarettprogramm).
Peter Vanselow hatte ein umfangreiches Pensum zu absolvieren: Jeden Tag auf See wurden den Gästen vielfältige Angebote rund um das Thema Gesundheit gemacht angefangen bei der Frühgymnastik um 7 Uhr 30 auf Deck bis hin zur Meditation um 17 Uhr 30. Und Vanselow war täglich mit einem Vortrag vertreten: Sonnenschutz, richtiger Umgang mit Arzneimitteln, Bachblütentherapie, Reiseapotheke, Selbstmedikation usw. Manchmal verfolgten mehrere hundert Zuhörer seine Ausführungen: "Die Leute waren total interessiert und motiviert," berichtet der schnauzbärtige Unterfranke erfreut, "die sind gekommen, obwohl oben auf Deck die karibische Sonne gelacht hat!"
Besonders gut kamen natürlich die kleinen Rezepturen an, die Vanselow unter schwierigen Bedingungen in seiner Kabine anfertigte: "Ich hab Erkältungssalbe produziert, Mundwasser, Wundbalsam und diverse Sorten von Zuckerplätzchen." Alles fand reißenden Absatz, Vanselow musste sogar zusätzliche "Schichten" einlegen, um die Nachfrage befriedigen zu können.
PR-Arbeit im besten Sinn
Geschäftsführer Willi Posth vom Sponsor "Phoenix": "Wir hatten zwar gehofft, aber nicht erwartet, dass der Auftritt eines Apothekers derart positive Resonanz erfährt!" In der Tat: Peter Vanselow war innerhalb kürzester Zeit ein Begriff an Bord, die Passagiere fragten ihm buchstäblich Löcher in den Bauch - sei es am Pool, auf dem Sonnendeck oder am Buffet. Vanselow konnte kaum einen Schritt auf der MELODY machen, ohne Auskunft geben zu müssen oder irgendwelche Fragen zu beantworten. "Das war PR-Arbeit im besten Sinn," bilanziert der Vize-Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes, "hautnah, handfest, ohne Umschweife im direkten Kontakt mit unserer Zielgruppe!"
Was auf dem Festland mit aufwendigen Kampagnen mühsam versucht wird, das gelang auf dem BR-VITAL- Schiff beinahe spielerisch und weitaus erfolgreicher. Das sieht auch Peter Vanselow so: "Als Mitglied im Team des BR war ich zwar praktisch rund um die Uhr im Einsatz, aber die Sache war höchst erfreulich. Nicht nur, weil die Leute durch die Umgebung, das schöne Wetter und das abwechslungsreiche Programm bester Stimmung waren - ich hatte immer Gelegenheit, unseren Beruf darzustellen, auch manches Klischee zu korrigieren!" Konkrete pharmazeutische Hilfe war weniger gefragt: Der Seegang während der sechstägigen Atlantik-Überquerung machte eher wenigen Passagieren Probleme. Schwieriger war es für Vanselow, während der Reise durch die Karibik ein paar dringend benötigte Gerätschaften zu organisieren: "Auf Antigua bin ich fündig geworden, in irgendwelchen Hinterhöfen der Inselhauptstadt St. John's!"
Aus dem Rhythmus
Dass bei soviel Arbeit ausgiebige Sonnenbäder an Deck des BR-VITAL-Schiffes eher selten waren, verwundert nicht: "Ich hab mich lieber einfach an die Reling gestellt und übers Meer geschaut," sagt Vanselow, "diese unendliche Weite, sechs, sieben Tage lang nichts anderes als Wasser und Wolken, Sonne und Sterne, dazu das Rauschen und der immer gleiche Rhythmus des Schiffes - das hat schon was...!"
Einmal ist der unterfränkische Hochsee-Pharmazeut aber aus dem Rhythmus gekommen: Am letzten Tag der Atlantik-Überquerung, an einem Morgen irgendwo zwischen Madeira und Cadiz, wollte Vanselow bei der Frühgymnastik am Pool seine Fitness festigen um 8 Uhr. Doch nix war's: als er kam, war die Sache bereits gelaufen - es war schon 9! Vanselow hatte vergessen, seine Uhr umzustellen.
Die ungewöhnlichste Dienstreise seines Lebens hat gerade der unterfränkische Apotheker Peter Vanselow beendet: der Vize-Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes war 18 Tage lang mit 650 Hörern des Bayerischen Rundfunks (BR) auf hoher See unterwegs. Die DAZ hat ihn dabei exklusiv begleitet.
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