Arzneimittel und Therapie

Corticoide bei Hörsturz: Prednisolon verbessert Therapieergebnisse

Rund 25000 Deutsche erleiden jährlich einen Hörsturz. Als Therapie der Wahl des plötzlich auftretenden Hörverlustes, der von Ohrgeräuschen begleitet sein kann, galten bislang eine mikrozirkulationsfördernde Infusionstherapie und Vitamingaben. Der zusätzliche Einsatz von hochdosiertem Prednisolon während der ersten drei Behandlungstage verbessert den Therapieerfolg wesentlich und wird dringend empfohlen, wie die Firma Merck jetzt mitteilte.

Als Ergebnis einer retrospektiven Studie an 603 Patienten der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Klinikum rechts der Isar in München fassen Dr. Christoph Alexiou und Professor Wolfgang Arnold zusammen: "Gerade im Tief- und Mitteltonbereich zeigten sich in der Studiengruppe, die zusätzlich zur Infusionstherapie Prednisolon erhielt, hochsignifikante Verbesserungen der Therapieergebnisse."

Die stationär behandelten Hörsturz-Patienten erhielten ergänzend zur Infusionstherapie in den ersten drei Tagen zwischen 500 und 1000 mg täglich Prednisolon (Solu-Decortin H) intravenös. Bei rund der Hälfte der Patienten wurde die Prednisolonapplikation anschließend oral über 16 Tage fortgeführt (absteigende Dosierung beginnend bei 100 mg Decortin H pro Tag). Parallel zur Glucocorticoidgabe erfolgte über acht bis zehn Tage eine intravenöse Verabreichung von täglich 500 ml NaCl mit beigemischtem Pentoxifyllin in ansteigender Dosierung (100, 200 und die folgenden Tage 300 mg pro Tag, bzw. HAES 6%). Oral erhielten die Betroffenen zudem Vitamin B. Die ermutigenden retrospektiven Daten müssen noch in einer prospektiv ausgerichteten, doppelblinden Studie bestätigt werden.

Stoßtherapie

Der kurzfristig hochdosierte Einsatz ("Stoßtherapie") von Glucocorticoiden ist gerechtfertigt, um im Innenohr ausreichend hohe Corticoidspiegel zu erzielen. Messungen ergaben, dass nach intravenöser Applikation im Liquor von Patienten etwa nur ein Drittel der entsprechenden Plasmakonzentrationen vorliegen. Selbst bei diesen hohen Dosierungen traten noch nicht einmal bei jedem Fünften (18,9%) kurzfristig geringgradige Nebenwirkungen (Blutzucker- und Blutdruckanstieg, Hautrötungen) auf, die nach Beendigung der Therapie sämtlich wieder abklangen.

Literatur: Alexiou, Chr., et al.: Der Einfluss von Glucocorticoiden bei der Therapie des Hörsturzes. Otorhinolaryngol. Nova 9, 98-104 (1999).

Rund 25 000 Deutsche erleiden jährlich einen Hörsturz. Als Therapie der Wahl des plötzlich auftretenden Hörverlustes, der von Ohrgeräuschen begleitet sein kann, galten bislang eine mikrozirkulationsfördernde Infusionstherapie und Vitamingaben. Der zusätzliche Einsatz von hochdosiertem Prednisolon während der ersten drei Behandlungstage kann den Therapieerfolg wesentlich verbessern.

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