Arzneimittel und Therapie

Esomeprazol: Das Enantiomer als Innovation

Es ist ein neuer Trend in der Arzneimittelentwicklung: Razemate werden in ihre beiden Enantiomere getrennt und die wirksamere Substanz als Innovation "verkauft". Dies geschieht nun auch mit Omeprazol, das, wie übrigens alle anderen Protonenpumpenhemmer, bislang als Gemisch aus R- und S-Enantiomer auf dem Markt ist. Nun steht mit Esomeprazol (Nexium MUPS) bald das deutlich wirksamere der beiden Enantiomere als Monosubstanz für die Therapie säurebedingter gastrointestinaler Erkrankungen zur Verfügung.

Wäre von Thalidomid nur das L-Enantiomer auf den Markt gekommen - die ganze "Contergan-Affäre" wäre uns erspart geblieben. Denn nur das rechtsdrehende Molekül ist teratogen. Auch bei Cisaprid scheinen die kardiotoxischen Nebenwirkungen nur von der S-Form ausgelöst zu werden. Möglicherweise kommt hier das linksdrehende Molekül als Einzelsubstanz zur Zulassung. Bei Fluoxetin ist es die R-Form, die sich als Antidepressivum eignet, während die S-Form eine geringere zentrale Stimulierung zeigt und eher gegen Migräne wirksam ist. - Die Trennung von Razematen und die Untersuchung der einzelnen Enantiomere hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit kann also durchaus sinnvoll sein.

Isomerer Protonenpumpenhemmer

Nun ist es erstmals gelungen, von einem Protonenpumpenhemmer, üblicherweise ein Razemat, ein optisch reines Isomer zu synthetisieren. Esomeprazol, das S-Enantiomer von Omeprazol, gilt als erster Vertreter der "isomeren Protonenpumpenhemmer" (iPPI). Es wird wesentlich langsamer verstoffwechselt als R-Omeprazol und zeigt entsprechend höhere Wirkstoffspiegel. Damit unterbindet es auch deutlich stärker die Pentagastrin-vermittelte Säureproduktion. Studien haben gezeigt, dass nach einer Therapiedauer von sieben Tagen die Säureproduktion durch Esomeprazol zu 91 Prozent, durch Omeprazol zu 65 Prozent und durch R-Omeprazol nur zu 25 Prozent gehemmt wird. Dosisfindungsstudien haben außerdem gezeigt, dass sich bei Esomeprazol die Erhöhung der Wirkstoffmenge von 20 auf 40 mg pro Tag lohnt. Im Gegensatz zu Omeprazol, bei dem eine entsprechende Dosissteigerung klinisch nur wenig bringt, lässt sich bei Esomeprazol noch ein deutliches Plus an Wirkung verzeichnen.

Höhere Heilungsraten - kürzere Therapiedauer

Klinisch bringt der chemische Kniff etwas höhere Heilungsraten, vor allem aber eine kürzere Therapiedauer und, für die Patienten besonders wichtig, eine schnellere Befreiung von den Symptomen. So heilen bei 150 Patienten mit Refluxösophagitis innerhalb von acht Wochen etwa 94 Prozent der Läsionen unter Esomeprazol (40 mg), 82 Prozent unter Omeprazol (40 mg) ab. Zwei weitere Untersuchungen nahmen die Wirkung auf das Sodbrennen unter die Lupe. Verglichen wurde hier Esomeprazol in der Standarddosis von 40 mg mit Omeprazol in der Standarddosis von 20 mg. Unter diesen Bedingungen wurden die Esomeprazol-Patienten vier Tage früher (9 Tage versus 5 Tage) von ihren Beschwerden befreit.

Einfach bei Bedarf

Erwartet wird, dass Esomeprazol als erster Protonenpumpenhemmer für die "On-demand"-Therapie bei symptomatischem gastroösophagealen Reflux zugelassen wird. Unter Studienbedingungen nahmen die Patienten durchschnittlich jeden dritten Tag Esomeprazol in einer Dosis von 20 mg ein. Knapp 90 Prozent wollten die Bedarfstherapie auch nach Studienende weiterführen. Immer wieder erstaunlich: Auch 50 Prozent der Plazebopatienten waren bereit, die Therapie fortzuführen. In der Eradikationstherapie bei Helicobacter-pylori-positiven Patienten zeigt Esomeprazol, in Kombination mit Amoxicillin und Clarithromycin, vergleichbar gute Heilungsraten wie Omeprazol. Möglicherweise kann aber auf die vierwöchige Gabe eines Protonenpumpenhemmers, die der siebentägigen Tripeltherapie üblicherweise folgt, verzichtet werden.

Die Konkurrenz schläft nicht

In Zeiten knapper Kassen im Gesundheitswesen darf natürlich bei einem neuen Medikament der Kostenaspekt nicht vergessen werden. Und hier sieht es für Esomeprazol günstig aus. Vor allem die kürzere Therapiedauer und der mögliche Verzicht auf die Säurehemmung nach Helicobacter-Eradikation helfen zumindest laut Berechnungen am grünen Tisch bei der Einsparung von finanziellen Ressourcen. Ob sich dies tatsächlich in barer Münze niederschlägt, kann nur die Praxis zeigen. Was für Esomeprazol außerdem noch aussteht, ist der Vergleich mit anderen gängigen Protonenpumpenhemmern. Außerdem scheint bereits eines sonnenklar zu sein: Esomeprazol wird nicht der einzige isomere Protonenpumpenhemmer bleiben.

Kastentext

Sodbrennen: keine Bagatellerkrankung

Aufklärungskampagnen gegen Herzinfarkt, Schlaganfall, Dickdarmkrebs, Karies und viele mehr gibt es zuhauf. Nun hat die Gastro-Liga festgestellt, dass auch in Sachen Sodbrennen die Bevölkerung aufgerüttelt werden sollte, denn das "saure Aufstoßen" wird fast immer unterschätzt. Kaum jemand weiß, dass sich aus banalem Sodbrennen eine Refluxösophagitis entwickeln kann, die in einer Barrett-Metaplasie, im schlimmsten Fall in ein Barrett-Karzinom münden kann. Die Bevölkerung soll mit Broschüren, Werbespots und Homepages darüber informiert werden, wann die Beschwerden gefährlich werden können. In einem persönlichen "8-Punkte-Check" können Interessierte ihr Sodbrennen-Risiko testen. Die Aktion "gesund im next millennium" wird auch von der Firma AstraZeneca unterstützt.

Ein neuer Trend in der Arzneimittelentwicklung: Racemate werden in ihre beiden Enantiomere getrennt und die wirksamere Substanz als Innovation “verkauft". Dies geschieht nun auch mit Omeprazol, das, wie übrigens alle anderen Protonenpumpenhemmer, bislang als Gemisch aus R- und S-Enantiomer auf dem Markt ist. Nun steht mit Esomeprazol (Nexium MUPS®) bald die deutlich wirksamere der beiden Enantiomere als Monosubstanz für die Therapie säurebedingter gastrointestinaler Erkrankungen zur Verfügung.

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