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Arzneimittel und Therapie
Antidiabetika: Rosiglitazon in Deutschland zugelassen
Als Monotherapie schneidet Rosiglitazon nach den bisherigen Daten schlechter ab als Glibenclamid und wurde deshalb nur zur Kombinationstherapie zugelassen. In zwei kontrollierten Studien senkte Rosiglitazon als Zusatz zu Sulfonylharnstoffen oder hochdosiertem Metformin im Vergleich zu Plazebo das HbA1c dosisabhängig um 0,6 bis 1,2%. Insulinsensitizer wie Rosiglitazon und Pioglitazon (Actos, noch nicht im Handel) wirken über eine Bindung an den Peroxisomal-proliferator-activated Rezeptor Gamma (PPARg), der am Zellkern lokalisiert ist und beeinflussen dadurch die Produktion von Stoffen, die für die Übertragung der Insulinsignale notwendig sind. Dadurch soll die Insulinresistenz ursächlich vermindert werden. Wie dies genau geschieht, ist heute noch nicht vollständig bekannt. Der wichtigste Effekt scheint eine Vermehrung von Fettgewebe zu sein. Die neu entstehenden Fettzellen nehmen Blutglucose auf, wandeln sie um und speichern sie als Fett. Als unerwünschte Folge steigt das Körpergewicht.
Lebertoxische Nebenwirkungen?
Der erste Vertreter dieser Substanzklasse der Thiazolidindione, Troglitazon, ist wegen seiner lebertoxischen Wirkungen in Deutschland nicht auf den Markt gekommen (s. DAZ 50/97, S. 48). Jetzt wird bereits über die Nebenwirkungen von Rosiglitazon diskutiert. Laut Firmenangaben unterscheidet sich das Nebenwirkungsprofil nicht von Plazebo und besonders erfreulich sei "die Tatsache, dass anders als bei einer Vorgängersubstanz - dem Troglitazon -, bisher kein einziger Fall von Lebertoxizität berichtet wurde, der eindeutig mit Avandia in Zusammenhang gebracht werden konnte". Genau diese Aussage bestreitet aber das "arznei-telegramm" in seiner neuesten Ausgabe: "Der beschränkte Nutzen der Neuerung steht in keinem Verhältnis zu den vielfältigen Risiken. Die Zulassung des Mittels ist nicht nachvollziehbar." In den ersten vier Monaten erhielt die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA vier Berichte über Leberversagen unter Rosiglitazon. Zwei Berichte über Leberversagen und schwere Leberschädigung sind seit Januar 2000 publiziert. Als weitere unerwünschte Wirkungen werden Herzschäden diskutiert. Der FDA liegen innerhalb von vier Monaten fünf Berichte über Herzinsuffizienz unter Rosiglitazon vor.
Kastentext
Wir haben bereits mehrfach ausführlich über Rosiglitazon und Pioglitazon berichtet: DAZ 31/99, S. 24-26 DAZ 29/99, S. 35-36 DAZ 25/99, S. 30
Der so genannte Insulinsensitizer Rosiglitazon (Avandia®) ist jetzt auch in Deutschland auf dem Markt. Rosiglitazon wird zunächst nur zur Kombinationstherapie mit Metformin und Sulfonylharnstoffen zugelassen. In den USA ist der Wirkstoff bereits seit Juni 1999 eingeführt.
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