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Trends der Rückstandsgehalte in Frauenmilch: Stillen wird empfohlen
Die Verfolgung der Belastung von Frauenmilch mit persistenten Rückständen ist unter dem Aspekt der gesundheitlichen Vorsorge von besonderer Bedeutung. Frauenmilch ist die erste Nahrung für den neugeborenen Säugling. Darüber hinaus ist sie ein gut zugänglicher und geeigneter Bioindikator für die Belastung des Menschen mit fettlöslichen und persistenten Stoffen. Entsprechende Untersuchungen werden in den Untersuchungsämtern der Bundesländer seit vielen Jahren durchgeführt. In Zusammenarbeit mit den Bundesländern wird am BgVV eine Frauenmilch- und Dioxin-Human-Datenbank aufgebaut, in der die Untersuchungsergebnisse der Länder zusammenfassend dokumentiert und ausgewertet werden. Das z. Z. in Frauenmilch analysierte und in der Datenbank erfasste Substanzspektrum umfasst die Organochlorpestizide alpha, beta-HCH, Lindan = gamma-HCH, Dieldrin, HCB, cis-Heptachlorepoxid = cis HEPO und Gesamt-DDT), PCB, Dioxine und seit 1992 die synthetischen Moschusverbindungen. Zwischen 1995 und 1997 wurden insgesamt 3831 Frauenmilchproben auf Organochlorpestizide, PCB und teilweise auf die synthetischen Moschusverbindungen untersucht.
Organochlorpestizide und PCB
Seit mehr als zehn Jahren liegen die Gehalte an alpha-HCH, cis-HEPO und Dieldrin im Bereich bzw. unterhalb der Bestimmungsgrenze, sie sind heutzutage nur noch in 10, 30 bzw. 50% der auf diese Verbindungen untersuchten Frauenmilchproben bestimmbar. Inzwischen liegt auch der Gehalt an gamma-HCH in vergleichbar niedrigen Konzentrationsbereichen, es ist noch in ca. 50% der Proben quantifizierbar. Schwankungen der Mess- und Mittelwerte sind hier eher auf analytische Unterschiede der Laboratorien als auf reale unterschiedliche Gehalte zurückzuführen. Generell setzt sich die bereits in den vorangegangenen Tätigkeitsberichten beschriebene Abnahme der Organochlorpestizid- und PCB- Gehalte in Frauenmilch deutlich fort. Seit 1980 sind die mittleren Gehalte an beta-HCH um ca. 90%, an HCB um ca. 95%, an Gesamt-DDT um ca. 85% und an Gesamt-PCB um ca. 70% gesunken. Aus den aktuellen Gehalten in Frauenmilch lässt sich für einen 4 Monate alten voll gestillten Säugling eine mittlere tägliche Dioxin-Aufnahme von 57 pg I-TEQ/kg Körpergewicht errechnen (mittleres Körpergewicht: 6,5 kg; mittlere Stillmenge: 821 ml; angenommener mittlerer Fettgehalt in Frauenmilch 3,5%). Der von der WHO 1998 abgeleitete TDI von 1 - 4 pg WHO-TEQ/kg KG und Tag wird damit für die kurze Zeit des Stillens deutlich überschritten, trotzdem führt die WHO aus, dass aus den gegenwärtigen Dioxingehalten in der Frauenmilch keine gesundheitlichen Risiken für den gestillten Säugling erkennbar sind und bestätigt ihre Stillempfehlung von 1988, die das Stillen unterstützt und empfiehlt.
Synthetische Moschusverbindungen
Synthetische Moschusverbindungen (Nitromoschus- und polycyclische Moschusverbindungen) werden als Duftstoffe in Kosmetika, Wasch- und Körperpflegemitteln im großen Maßstab eingesetzt. Im Gegensatz zu den alimentär aufgenommenen Organochlorverbindungen ist bei diesen lipophilen Kosmetikbestandteilen offenbar die percutane Absorption ein relevanter Aufnahmepfad. Seit 1992 werden Moschusxylol (MX) und Moschusketon (MK) in Frauenmilch nachgewiesen. In vielen Frauenmilchproben wurden die Nitromoschusduftstoffe in mit den Organochlorpestiziden vergleichbaren Gehalten quantifiziert. Die Gehalte an MX sind dabei aufgrund der größeren Lipophilie in allen Proben höher als die MK-Konzentrationen. Inzwischen erlauben die vorliegenden Daten Trendaussagen über den Untersuchungszeitraum. Für MX ist eine deutliche Abnahme um ca. 70 % von 1993 bis 1997 zu erkennen, die offenbar im Zusammenhang steht mit der Empfehlung des deutschen Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW) von 1994, auf Moschusxylol in Wasch- und Reinigungsmitteln sowie möglichst auch in Körperpflegemitteln zu verzichten. Dagegen scheinen die Gehalte an Moschusketon aufgrund fehlender Verzichtsempfehlungen im Zeitraum von 1993 bis 1997 vergleichsweise konstant zu bleiben.
Weitere Rückstände in Frauenmilch
In den vergangenen Jahren erweiterte sich das in Frauenmilch identifizierte Rückstandsspektrum. So wurden neben den synthetischen Duftstoffen weitere, offenbar über die Haut resorbierte Kosmetikinhaltstoffe - einige UV-Filtersubstanzen - in Frauenmilch erstmalig nachgewiesen und in mit den Organochlorpestiziden vergleichbaren Gehalten quantifiziert. Auch die lipophilen polybromierten Diphenylether (PBDE), die in großem Maßstab als Flammenschutzmittel u. a. in Computer- und Elektronikteilen sowie Textilien eingesetzt werden, sind inzwischen in Frauenmilch identifiziert worden. Im Gegensatz zu den abnehmenden Gehalten an Organochlorverbindungen wies eine retrospektive Studie einen seit Mitte der achtziger Jahre steil ansteigenden Trend dieser Verbindungsklasse in Frauenmilch nach. Aufnahmepfade sind bisher nicht bekannt.
Die Rückstandsbelastung der Muttermilch hat in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. Dies belegen Untersuchungen in den Untersuchungsämtern der Bundesländer, die in eine Frauenmilch- und Dioxin-Human-Datenbank des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) fließen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Nationale Stillkommission das Stillen von Säuglingen.
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