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Arzneimittel und Therapie
Oseltamivir – das erste orale Medikament zur Behandlung der Grippe
Die Studie zeigte, dass bei Patienten, die Oseltamivir erhielten, die Dauer bis zum Abklingen der Grippesymptome um bis zu 40% gesenkt werden konnte. Zudem reduzierte sich der Schweregrad dieser Symptome um bis zu 25%, was im Vergleich zu den mit Plazebo behandelten Patienten zu einer rascheren Genesung führte. Der Nutzen der Behandlung war bereits 24 Stunden nach der ersten Einnahme von Oseltamivir ersichtlich. Die Patienten, die kurz nach Einsetzen der Symptome mit der Einnahme begonnen hatten, erzielten die besten Behandlungsergebnisse. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto größer ist also der Nutzen für den Patienten.
Studie mit 726 Grippepatienten
Die Phase-III-Studie umfasste über 60 Zentren in Europa, Kanada und China. In die doppelblinde, randomisierte, plazebokontrollierte Studie wurden ansonsten gesunde Patienten aufgenommen, die innerhalb von 36 Stunden nach Ausbruch der Grippekrankheit erschienen. Die klinischen Diagnosekriterien umfassten Fieber von 38 °C oder höher und mindestens ein Symptom der Atemwege (d.h. Husten, Halsschmerzen oder Symptome in der Nase) sowie ein konstitutionelles Symptom (d.h. Kopfschmerzen, Unwohlsein, Muskelschmerzen, Schwitzen/Frösteln oder Müdigkeit). Die Patienten wurden dann anschließend nach dem Zufallsprinzip einer Gruppe zugeteilt. Die eine Gruppe erhielt während fünf Tagen zweimal täglich oral Oseltamivir, die andere nahm ein Plazebo ein. In dieser Zeit beurteilten die Patienten die Grippesymptome und deren Schweregrad, den allgemeinen Gesundheitszustand und die Schlafqualität sowie die Fähigkeit, ihren üblichen Tätigkeiten nachzugehen. Bei 475 (66%) der 726 in die Studie aufgenommenen Patienten wurde in den anschließend durchgeführten Labortests eine Grippe festgestellt. Fast die Hälfte davon konnte innerhalb der ersten 24 Stunden nach Ausbruch der Symptome mit der Behandlung beginnen.
Schnelle Elimination der Viren
Der Einsatz von Oseltamivir führte zu einer schnellen Eliminierung der im Blut vorhandenen Viren. Die für den Grippepatienten sehr lästigen Symptome wie Husten und Fieber klangen unter der Behandlung rascher ab. Die Patienten beklagten sich seltener über Schlafstörungen und konnten früher ihre Tätigkeiten wieder aufnehmen. Antibiotika zur Behandlung von Begleiterkrankungen mussten im Allgemeinen ebenfalls weniger verabreicht werden.
Diese Resultate stehen im Einklang mit einer ähnlichen Studie, die vor kurzem in den USA durchgeführt und im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht wurde (s. DAZ 1/00, S. 31-32). Beide Studien zeigen den Nutzen von Oseltamivir bei der Behandlung von ansonsten gesunden Grippepatienten. In der US-amerikanischen Studie konnten Begleiterkrankungen und der damit verbundene Einsatz von Antibiotika bei den Patienten, die Oseltamivir erhielten, deutlich gesenkt werden.
Hemmung der Neuraminidase
Das in Zusammenarbeit mit der kalifornischen Firma Gilead Sciences entwickelte Oseltamivir ist für die orale Behandlung aller häufiger Grippeviren (Typen A und B) bestimmt. Oseltamivir erreicht alle wichtigen Infektionsherde im Organismus - einschließlich der oberen und unteren Atemwege. Das Präparat zielt auf eine von zwei wichtigen Oberflächenstrukturen des Grippevirus, das Neuraminidaseprotein, ab. Dieses ist bei allen häufigen Grippeviren praktisch identisch. Wird die Neuraminidase gehemmt, kann das Virus keine neuen Zellen infizieren.
Sicher und verträglich
Bislang haben mehr als 7000 Patienten an klinischen Studien mit Oseltamivir teilgenommen. Dabei konnte stets eine gute Sicherheit und Verträglichkeit des Präparates gezeigt werden, und zwar auch bei betagten Personen und Patienten mit chronischen Erkrankungen. Bereits Hunderttausende von Grippekranken konnten in den USA, Kanada und der Schweiz mit Oseltamivir behandelt werden, wo es seit dem letzten Grippewinter erhältlich ist. Die neue Substanz ist kürzlich für die Behandlung der Grippe in Neuseeland und Lateinamerika eingeführt worden. daz
Literatur: Nicholson, K. G., et al.: Efficacy and safety of oseltamivir in treatment of acute influenza: a randomised controlled trial. Lancet 355, 1845-1850 (2000).
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