Arzneimittel und Therapie

Implanon: Die "Pille" unter der Haut

Ab Frühjahr diesen Jahres steht Frauen ein neuartiges Implantat zur Langzeitkontrazeption zur Verfügung. Die Sicherheit ist sehr hoch, der Pearl-Index geringer als bei der Pille. Der streichholzgroße Arzneistoffträger wird in den Oberarm direkt unter die Haut implantiert und setzt über einen Zeitraum von drei Jahren täglich im Durchschnitt 40 µg des Gestagens Etonogestrel frei. Das Produkt wird unter dem Namen Implanon® von Nourypharma eingeführt.

Mit Implanon® wurde ein Einzelstäbchenimplantat entwickelt, das innerhalb weniger Minuten unter die Haut eingesetzt werden kann und über einen Zeitraum von drei Jahren eine kontrollierte Hormonfreisetzung ermöglicht. Implanon® ist ein reines Gestagen-Kontrazeptivum, das Etonogestrel enthält. Minimale Hormondosen reichen aus. Die Kontrazeption erfolgt durch Ovulationshemmung, zusätzlich wird die Viskosität des Zervixschleims erhöht. Dadurch wird die Spermienpenetration gehemmt. Das Implantat kann jederzeit problemlos entfernt werden, die Fertilität ist rasch wiederhergestellt.

Das Gestagen: Etonogestrel

Etonogestrel ist der aktive Hauptmetabolit von Desogestrel, das seit langer Zeit in Kombination mit Ethinylestradiol in oralen Kombinationspräparaten zur Kontrazeption verwendet wird. Desogestrel wird in der Leber einem First-pass-Effekt unterzogen und in die 3-Keto-Form umgewandelt, das Etonogestrel. Da der Wirkstoff aus dem Implantat direkt in die Blutbahn aufgenommen wird, kann der aktive Metabolit selbst eingesetzt werden. Oral werden täglich 150 µg Desogestrel eingenommen. Die durchschnittliche Freisetzungsrate bei Implanon® beträgt im Verlauf von drei Jahren 40 µg Etonogestrel pro Tag. Um über die gesamte Anwendungsdauer eine Ovulationshemmung zu erreichen, ist eine tägliche Freisetzung von mindestens 30 µg Etonogestrel erforderlich. Nach Insertion des Stäbchens werden während der ersten fünf bis sechs Wochen 60 µg pro Tag freigesetzt. Die Freisetzungsrate sinkt innerhalb der drei Jahre langsam auf 30 µg täglich.

Etonogestrel wird aus dem Implantat in die interstitielle Flüssigkeit des umliegenden Gewebes freigesetzt und danach in die Blutbahn transportiert. Die maximale Serumkonzentration wird nach vier Tagen erreicht und liegt bei durchschnittlich 813 pg/ml. Bis zum Ende des dritten Jahres sinkt sie langsam bis auf 156 pg/ml ab. Nach dem Entfernen des Implantats fallen die Serumkonzentrationen innerhalb einer Woche unter die Nachweisgrenze (< 20 pg/ml). Bei übergewichtigen Frauen sollte beachtet werden, dass die kontrazeptive Wirkung im dritten Jahr nicht mehr ausreichend sein kann.

Akzeptanz des Implantats

Wie gut eine kontrazeptive Methode von einer Frau angenommen wird, hängt unter anderem von deren Auswirkung auf das vaginale Blutungsverhalten ab. Bei der Einnahme von reinen Gestagen- Präparaten kann es zu Amenorrhö, unregelmäßigen und verlängerten Blutungen kommen. Von 1700 Anwenderinnen des Implantats hatten 35% keine veränderte Menstruation, 26% seltene, 20% überhaupt keine, 12% verlängerte und 6% häufige Blutungen. Menstruationsbeschwerden besserten sich unter der Anwendung so deutlich, dass der Einsatz bei Dysmenorrhö lohnend erscheint. Weiterhin sind Auswirkungen auf das Körpergewicht, Akne und subjektive Nebenwirkungen für die Akzeptanz entscheidend.

Während der Anwendung von Implanon® war eine langsame mittlere Gewichtszunahme von 1,5 bis 2,0% pro Jahr feststellbar. Diese beruht laut Studien zum größten Teil auf einer normalen, mit der Zeit auftretenden Gewichtszunahme. Eine Akne verschlechtert sich vor allem unter der Anwendung älterer Gestagene mit ausgeprägter androgener Wirkung. Etonogestrel führte nur bei 10% der Frauen mit vorbestehender Akne zu einer Verschlechterung, bei 14% der Frauen ohne Akne zu Studienbeginn trat diese erstmalig auf, und bei 59% der Frauen mit Akne besserte sich die Erkrankung. Subjektive Nebenwirkungen, wie Brust- und Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, werden bei jeder Hormontherapie angegeben. Die Inzidenz war unter Etonogestrel gewöhnlich etwas geringer; dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant.

Einfluss auf den Stoffwechsel

Die Wirkung von Implanon® auf den Lipidstoffwechsel wurde in drei randomisierten Vergleichsstudien untersucht. Zu keinem Zeitpunkt ergaben sich klinisch relevante Veränderungen von Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin oder Triglyceriden. In einer weiteren offenen, randomisierten Vergleichsstudie wurden Auswirkungen auf den Kohlenhydratstoffwechsel untersucht. Danach kann die Anwendung von Gestagen-Implantaten zu einer leichten Insulinresistenz führen. Reine Gestagen-Kontrazeptiva führen aufgrund ihrer starken Suppression der ovariellen Aktivität zu einer verringerten endogenen Östrogenproduktion. Die Knochenmineraldichte wird vermindert. Bei der Anwendung von Implanon® sollen keine unerwünschten Wirkungen auf die Knochenmasse feststellbar gewesen sein.

Neue Darreichungsform

Das Implantat ist ein Stäbchen mit einer Länge von 4 cm und einem Durchmesser von 2 mm. Der Kern enthält 68 mg kristallines Etonogestrel, verteilt in einer Matrix aus Ethylen-Vinyl-Acetat-Copolymer. Die äußere Membran besteht aus Ethylen-Vinyl-Acetat. Erst mit Hilfe dieses synthetischen Polymers konnte ein Abgabesystem mit langer Wirkdauer und kontinuierlicher Freisetzung entwickelt werden. Der Träger ist biologisch nicht abbaubar und muss wieder entfernt werden. Um das korrekte, problemlose und rasche Einlegen des Stäbchens in den Oberarm zu erleichtern, wurde ein spezieller Einweg-Applikator entwickelt. Die Insertion darf nur von einem Arzt erfolgen, der mit der Technik vertraut ist. Unter Lokalanästhesie wird das Implantat 6 bis 8 cm oberhalb der Ellenbeuge an der Innenseite des nicht dominanten Arms (d. h. des linken Arms bei einer Rechtshänderin) eingeführt. Das Einlegen dauert ungefähr eine Minute. In den ersten Tagen treten nach Abklingen Abklingen der Narkosewirkung meist eine leichte Hämatombildung und Schmerzen auf. Bei korrekter Insertion kann das Stäbchen getastet werden.

Implantiert wird in den ersten 5 Tagen des Zyklus

Der geeignete Zeitpunkt für diesen Eingriff ist Tag 1 bis 5 des natürlichen Menstruationszyklus. Wurde vorher ein kombiniertes orales Kontrazeptivum eingenommen, erfolgt die Einlage einen Tag nach der letzten Verum-Tablette, spätestens jedoch am Tag nach dem einnahmefreien Intervall. Der Empfängnisschutz besteht gleich ab dem ersten Tag. Beim Wechsel von einer anderen reinen Gestagen-Methode, wie Minipille oder injizierbare Kontrazeptiva, ist der Tag der Insertion beliebig. In diesem Fall muss die Frau in den ersten sieben Tagen eine zusätzliche mechanische Verhütungsmethode anwenden. Auch das Entfernen des Stäbchens ist ein unproblematischer Eingriff, der ungefähr drei Minuten dauert. Sollte das Implantat unter der Haut nicht tastbar sein, kann es sonographisch (mittels Ultraschall) lokalisiert werden.

Für welche Frauen kommt Implanon® in Frage?

Das Gestagen-Implantat ist eine leicht zu handhabende Methode zur Kontrazeption, bei der die Compliance der Patientin vernachlässigt werden kann. Für Frauen, die eine sichere Empfängnisverhütung wünschen oder sogar eine Sterilisation in Erwägung ziehen oder viel auf Reisen sind, bietet Implanon® eine neue Alternative.

Quelle: Produktinformation der Firma Nourypharma über Implanon.

Ab Frühjahr diesen Jahres steht Frauen ein neuartiges Implantat zur Langzeitkontrazeption zur Verfügung (Handelsnamen Implanon). Die Sicherheit ist sehr hoch, der Pearl-Index geringer als bei der Pille. Der streichholzgroße Arzneistoffträger wird in den Oberarm direkt unter die Haut implantiert und setzt über einen Zeitraum von drei Jahren täglich im Durchschnitt 40 Mikrogramm des Gestagens Etonogestrel frei.

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