Prisma

Migräneprophylaxe bei Kindern vielfach unnötig?

Die prophylaktische Gabe von Migränemitteln bei Kindern ist in vielen Fällen unnötig und könnte vermieden werden. So die Aussage von Wissenschaftlern auf dem 19. Neurologenkongress in Brasilien.

Neurologen von der Universität Sao Paulo stellten dort eine Studie mit 27 Migränepatienten im Kindes- und Jugendalter vor. Die Teilnehmer wurden zunächst neurologisch untersucht und nach den Richtlinien der Internationalen Kopfschmerz-Gesellschaft klassifiziert. Nach diesen Richtlinien erfolgt die prophylaktische Gabe von Migränemitteln in Abhängigkeit von der Häufigkeit der Migräneattacken. 93% der Probanden, manche berichteten von bis zu 20 Migräneanfällen pro Monat, erfüllten die Kriterien für eine Migräneprophylaxe. Statt dieser erhielten sie jedoch zunächst ein Kopfschmerz-Tagebuch, das sie täglich führen sollten. Vier Wochen später wurden die Tagebücher analysiert und die Kinder und Jugendlichen ein zweites Mal untersucht.

Ergebnis: Die Zahl der für eine Prophylaxe in Frage kommenden Teilnehmer war auf 42% gesunken. Tagebüchern von Kindern, die bei der Erstuntersuchung von bis zu 20 Anfällen pro Monat berichtet hatten, wiesen teilweise nur einen einzigen Anfall auf. Diejenigen Teilnehmer, die nach der Zweituntersuchung noch immer die Kriterien für eine Prophylaxe erfüllten, erhielten diese nun auch, die anderen konnten ihre Migräne jedoch auch ohne diese Maßnahme beherrschen.

Die Studiendurchführenden plädieren auf Grund ihrer Ergebnisse, dass eine Migräneprophylaxe nicht vorschnell, sondern erst nach mehrmaliger Untersuchung und genauer Evaluierung der Kopfschmerzursachen und -häufigkeit angewandt werden sollte. Allein das Führen eines Kopfschmerz-Tagebuchs, so Studienleiter Dr. Vincenzo Guidetti, habe bereits einen positiven Effekt auf die Schmerzhäufigkeit, der nicht unterschätzt werden dürfe. ral

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