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Dermatologie: Kontaktallergene von Pflanzen

Im Rahmen der Vortragsreihe der DPhG in Münster berichtete Prof. Dr. B.M. Hausen, Dermatologisches Zentrum im Krankenhaus Buxtehude, am 7. November über aktuelle Kontaktallergene pflanzlichen Ursprungs.

Allergie vom Spättyp

Allergien werden als spezifische Umstimmungen eines Organismus, auf Fremdstoffe zu reagieren, verstanden. Dabei spielen sowohl die Sensibilisierungspotenz des allergenen Stoffes als auch die Expositionsdauer und -häufigkeit und die Sensibilisierungsbereitschaft des Organismus eine Rolle.

Von den vier Allergietypen, die nach Coombs und Gell unterschieden werden, spielt bei der Kontaktallergie der Spättyp die wichtigste Rolle. Niedermolekulare Allergene mit einer Molekülmasse von circa 150 bis 300 D dringen in die Haut ein und reagieren dort direkt mit den Langerhanszellen.

Diese nehmen das Allergen auf, verarbeiten und präsentieren es benachbarten T-Lymphozyten, was eine Reaktionskaskade in Gang setzt. Über mehrere Stufen vermittelt und erst nach insgesamt zwei bis vier Tagen zeigen sich die typischen Hauterscheinungen wie Rötung Juckreiz und Schwellung.

Die ältesten Beschreibungen allergischer Hauterscheinungen sind schon über tausend Jahre alt. Aus China stammen die ersten noch bekannten Berichte über Reaktionen auf Japanlack aus bestimmten Rhus-Arten (Lackbäume). Auch der Umgang mit Teakholz im alten Ägypten rief allergische Hauterscheinungen hervor, von denen wir heute noch Kenntnis haben.

Primel-Allergie

Gezielte Forschung setzte jedoch erst nach 1888 mit der Einfuhr der in China heimischen Becherprimel als Zier-/Zimmerpflanze ein. 40 Jahre später erkannte Bloch das allergene Agens, dessen Struktur 1967 aufgeklärt werden konnte. Das Primin ist ein Benzochinonderivat mit einer C5-Seitenkette. Verlängert man, ausgehend vom Primin (rein experimentell), die Seitenkette auf elf C-Atome, so erfährt die Sensibilisierungspotenz eine bemerkenswerte Steigerung. Bei einer Größe von 19 Āngström passt das Molekül - so die aktuelle These - optimal in eine Tasche auf der Oberfläche der erwähnten Langerhanszellen.

Die Erstsensibilisierung wird immer durch die Becherprimel ausgelöst, in der das Primin in einer Konzentration bis zu 1% vorkommen kann. Der sensibilisierte Patient kann dann auch auf andere Primelarten, in denen das Benzochinonderivat nur im Promillebereich zu finden ist, reagieren.

Tulpen und Spargel

Eine durch Primeln ausgelöste Allergie lässt sich leicht behandeln, indem man diese Zierpflanzen und damit das Allergen meidet. Anders sieht es bei den "Tulpenfingern" und der "Spargelkrätze" aus, die als Berufskrankheiten anerkannt sind. Das Buttersäurederivat Tulipulin A wird beim Schneiden der Zwiebeln freigesetzt und löst über den beschriebenen Mechanismus eine Kontaktallergie an den Fingern aus. Auch in anderen Liliengewächsen findet sich das Glucosid Tuliposid A, sodass es zu Kreuzreaktionen kommen kann.

Schwefelhaltige Verbindungen, die im Spargel als Wuchsstoffe fungieren, sind für die saisonale "Spargelkrätze" verantwortlich. Die niedermolekularen Verbindungen kommen besonders im Frühjahr in größeren Mengen im Spargel vor, was ihren Nachweis lange erschwerte, da die betroffenen Personen meist erst zum Ende der Saison vorstellig wurden. Das gekochte Gemüse hat keine allergene Potenz mehr.

Korbblütler

In der großen Familie der Korbblütler zeigen mehr als 800 Arten ein allergenes Potenzial. Arnika, Schafgarbe und Mutterkraut sind die bekanntesten Vertreter, deren Verwendung als Arzneidroge in Verbindung mit Allergien immer wieder diskutiert wird. Pharmazeutische Qualität spielt hier eine wichtige Rolle; so findet man das Anthecotulid in echter Kamille nur wenig, in Verunreinigungen jedoch viel.

Teebaumöl

Die Beliebtheit pflanzlicher Zubereitungen und die Probleme mit Allergien lassen sich abschließend am Teebaumöl verdeutlichen. Denn regionale Häufungen von allergischen Reaktionen und eine "grüne" Kundenklientel scheinen im Einklang zu stehen.

Aus dem frischen Öl können 40 bis 50 Mono- und Sesquiterpene isoliert werden, die einem starken Oxidationsprozess während der Lagerung unterliegen. Ascaridol, 1,2,4-Trihydroxymenthan, a-Terpinen und Terpinolen sind die auffälligsten Substanzen. Interessanterweise ist das Ascaridol aus dem Amerikanischen Wurmkraut (Chenopodium ambrosioides var. anthelminthicum) bekannt, dessen Samenöl besonders in den 40er- und 50er-Jahren therapeutisch eingesetzt wurde. Allergische Reaktionen auf Teebaumöl (die schon seit 1916 in der Literatur beschrieben werden) können durch eine in der Kindheit erworbene Empfindlichkeit gegenüber diesem Stoff hervorgerufen werden.

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