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Arzneimittel und Therapie
Migränetherapie: Almotriptan – gut verträglich und wirksam
Um eine Migräne zu diagnostizieren, bedarf es in der Regel lediglich eines ausführlichen Gespräches zwischen dem geschulten Arzt und dem Patienten. Aufwendige Zusatzuntersuchungen sind meist nicht erforderlich.
Charakteristische Symptome
Die Migräne ist durch mehrere Charakteristika gekennzeichnet: Die eigentliche Kopfschmerzattacke dauert zwischen vier und 72 Stunden, wobei der Schmerz in der Regel einseitig, intensiv, pulsierend und pochend ist und durch körperliche Aktivität verstärkt wird. Zusätzlich treten Übelkeit und Erbrechen sowie Lärm- und Lichtüberempfindlichkeit auf. Eine Migräne kündigt sich im Vorfeld - bis zu 48 Stunden vor der eigentlichen Attacke - an, was sich in Euphorie, erhöhter Leistungsfähigkeit, Heißhungerattacken, aber auch Müdigkeit, Gähnen, Erschöpfung und depressiven Stimmungsphasen äußern kann. Rund 15% aller Migränepatienten erleben eine Aura, die durch einseitige Sehstörungen, Missempfindungen, Muskelschwäche und Sprachstörungen charakterisiert ist.
Ursachen sind weitgehend unbekannt
Die Ursachen einer Migräne sind letztendlich nicht bekannt. Man weiß aber, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen. Die Migräne an sich wird nicht vererbt, wohl aber die Bereitschaft, in bestimmten Situationen eine Migräne zu bekommen. Verschiedene Reize (z.B. Stress, Sorgen, Ärger, Vorfreude, Menstruation, Wetterwechsel, Genussmittel, körperliche Extrembelastung, intensive Gerüche, unregelmäßige Nahrungszufuhr, Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus) - also letztlich Änderungen im gewohnten Lebensrhythmus - führen zu einem Anspringen des Migränemotors im Hirnstamm, und es kommt zu einer Aktivierung des Nervus-trigeminus-Systems und zu einer Ausschüttung von Neuropeptiden (Substanz P, Neurokinin, VIP). Die Entzündung breitet sich auf die Gefäßwände aus, die Schmerzrezeptoren werden durch die Entzündung so sensibel, dass sich das Pulsieren in den Blutgefäßen der Hirnhaut in typisch hämmernden Kopfschmerzen äußert.
Auf regelmäßigen Tagesablauf achten
Die Therapie einer Migräne umfasst nicht-medikamentöse und pharmakotherapeutische Maßnahmen. Migränepatienten sollten auf einen regelmäßigen Tagesablauf achten. Dies betrifft sowohl das Essen als auch das Schlafen. Häufig kennt der Patient seine individuellen Auslösefaktoren für eine Migräneattacke und kann in diesem Sinn auch eine Migräneprävention betreiben. Ferner können Entspannungsverfahren wie progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder andere Methoden zur Stressbewältigung hilfreich sein.
Kein Ergotamin mehr verwenden
Die medikamentöse Therapie richtet sich nach der Intensität der Beschwerden. Bei leichteren Anfällen helfen Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen eventuell in Kombination mit Metoclopramid. Coffeinhaltige Mischanalgetika sind grundsätzlich zu meiden. Auch die noch immer häufig eingesetzten Ergotaminpräparate sollten nicht mehr verwendet werden, da sie zu Durchblutungsstörungen und einem ergotamininduzierten Dauerkopfschmerz führen können.
Triptane sind ein wichtiger Therapiefortschritt
Bei schweren Migräneattacken, die auf die einfachen Analgetika nicht mehr ansprechen, sind Triptane indiziert, von denen bislang vier (Sumatriptan, Zolmitriptan, Naratriptan, Rizatriptan) und Anfang März 2001 ein fünftes - Almotriptan - zur Verfügung stehen. Triptane sind selektive 5-HT1B/1D-Rezeptoragonisten, die die entzündungsbedingt weitgestellten Gefäße in der Hirnhaut verengen und so den Migräneanfall durchbrechen. Allen Triptanen ist gemein, dass sie rasch und zuverlässig wirken und relativ wenig unerwünschte Wirkungen aufweisen. Generell werden auch mit den hoch wirksamen Triptanen nur 70% bis 80% aller Migränepatienten erreicht. Bei Nichtansprechen eines Triptans kann eine Therapie mit einem anderen Vertreter dieser Wirkstoffgruppe versucht werden, da die Triptane eine unterschiedliche Rezeptorspezifität aufweisen.
Almotriptan - ein neues Triptan
Almotriptan (Almogran) ist ein selektiver 5-HT1B/1D-Rezeptoragonist, der relativ spezifisch an den kraniellen Gefäßen wirkt. Er führt an den meningealen Gefäßen zu einer starken, an den koronaren und pulmonalen Gefäßen hingegen nur zu einer geringen Vasokonstriktion.
Almotriptan besitzt mit rund 70% die höchste Bioverfügbarkeit aller Triptane. Die Substanz wird nach oraler Aufnahme schnell resorbiert, wobei die Resorption durch zusätzliche Nahrungsaufnahme nicht beeinträchtigt wird. Klinischen Studien zufolge führen bereits 12,5 mg Almotriptan nach 30 Minuten zu einer signifikanten Besserung der Beschwerden. Die Wirkstärke von Almotriptan (Schmerzlinderung nach zwei Stunden zwischen 57% und 70%) ist mit der von 100 mg Sumatriptan vergleichbar. Auch bei einer langzeitigen Anwendung zeigte Almotriptan eine konstant hohe Wirksamkeitsrate.
Geringe Rate an Wiederkehr-Kopfschmerz
Unter einem Wiederkehr-Kopfschmerz versteht man eine erneute Verschlechterung der Kopfschmerzintensität nach anfänglicher Wirksamkeit des Migränemittels in einem Zeitraum von zwei bis 24 Stunden nach der ersten Medikamenteneinnahme. Das beruht darauf, dass der Migräneanfall länger dauert, als die pharmakologische Wirkung des Triptans anhält. Die Rate an Wiederkehr-Kopfschmerz lag in verschiedenen Studien mit 12,5 mg Almotriptan zwischen 18% und 27% und ist damit niedriger als unter den meisten anderen Triptanen (z. B. beträgt die Rate für Sumatriptan 30% bis 40%).
Die Häufigkeit unerwünschter Wirkungen unter einer Almotriptantherapie bewegt sich im Plazebobereich. Hervorzuheben ist, dass Brustsymptome nur in 0,1%, Müdigkeit nur in 0,7% aller Fälle auftraten.
Kastentext: Therapie von Migräneattacken
Leichter Migräneanfall 1. Antiemetika: Metoclopramid 10 mg, Domperidon 10 mg, Dimenhydrinat 50-150 mg 2. Analgetika: Acetylsalicylsäure 1000 mg, Paracetamol 1000 mg, Ibuprofen 400-800 mg
Schwere Migräneattacke - Kein frühes Erbrechen: Almotriptan 12,5 mg, Naratriptan 2,5 mg, Rizatriptan 5/10 mg, Sumatriptan 50/100 mg, Zolmitriptan 2,5 mg - Starke Übelkeit/frühes Erbrechen: Sumatriptan Nasenspray 20 mg, Sumatriptan Zäpfchen 25 mg, Sumatriptan Spritze 6 mg
Notärzliche Intervention Metoclopramid Amp. 10 mg i.v. Lysinacetylsalicylat Amp. 1,0 g i.v.
Quelle: Nach Vorträgen von Dr. Axel Heinze, Kiel und Prof. Dr. Dipl. Psych. Hartmut Göbel, Kiel; Ausbietungs-Pressekonferenz Almogran "Almotriptan - Fortschritt in der Migräne-Therapie" am 3. Februar 2001 in Schloss Bensberg, Köln; veranstaltet von Bayer AG.
Triptane haben ihren festen Platz bei der Behandlung einer schweren Migräneattacke. Mit Almotriptan steht nun ein fünftes Triptan zur Verfügung, das sich durch eine hohe Bioverfügbarkeit, eine geringe Rate an Wiederkehr-Kopfschmerz und gute Verträglichkeit auszeichnet.
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