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Arzneimittel und Therapie
Nervengift: Botulinumtoxin A bei übermäßigem Achselschweiß
Eine übermäßige Schweißabsonderung ohne erkennbare Ursache wird als primäre Hyperhidrose bezeichnet. Sie tritt häufig in den Achselhöhlen, an den Handflächen und den Fußsohlen auf. Die Diagnose wird anhand der Anamnese und sichtbarer Zeichen übermäßigen Schwitzens gestellt. Das Ausmaß der Hyperhidrose kann gravimetrisch bestimmt werden.
Iontophorese, topisches Aluminiumchlorid oder systemische Anticholinergika oder Betablocker senken die Schweißproduktionsrate. Allerdings ist die Anwendung der Iontophorese in der Achselhöhle unangenehm. Aluminiumchlorid verursacht häufig Hautreizungen, und Anticholinergika und Betablocker haben mitunter erhebliche Nebenwirkungen. In bestimmten Fällen können die Schweißdrüsen chirurgisch entfernt werden.
Nervengift hemmt Schweißproduktion
Botulinumtoxin A hemmt die Freisetzung von Acetylcholin an der neuromuskulären Synapse. Berichte über die Anwendung von Botulinumtoxin A bei übermäßigem Schwitzen beschränkten sich bislang auf Fallserien. Kürzlich wurde Botulinumtoxin A in einer multizentrischen Studie an Patienten mit primärer axillärer Hyperhidrose verabreicht.
Die 145 Studienteilnehmer litten seit mindestens einem Jahr an übermäßiger Achselschweißbildung. Bei mindestens zwei Untersuchungen lag ihre Schweißproduktionsrate über 50 mg pro Minute. Auf eine vierwöchige Behandlung mit topischem Aluminiumchlorid (10- oder 20%-ige Lösung) hatten sie nicht angesprochen.
Die Patienten bekamen randomisiert und doppelblind in die eine Achsel 200 Einheiten Botulinumtoxin A (Dysport®) und in die andere Plazebo intradermal injiziert. Die Injektion erfolgte an mehreren Stellen (in zehn Fraktionen). Zwei Wochen später, nach Bekanntgabe der jeweiligen Behandlung, wurden in die mit Plazebo behandelte Achsel erneut 100 Einheiten Botulinumtoxin A injiziert. Veränderungen der Schweißproduktion wurden gravimetrisch bestimmt.
Wirksame Schweißhemmung
Zu Beginn betrug die mittlere Schweißproduktionsrate in der Achselhöhle, die mit 200 Einheiten Botulinumtoxin A behandelt werden sollte, 165 mg/min, in der anderen 174 mg/min. Zwei Wochen nach der Behandlung mit Botulinumtoxin A war sie auf durchschnittlich 24 mg/min gesunken, mit Plazebo auf durchschnittlich 144 mg/min. Bei 98% der Patienten verringerte das Toxin die Schweißproduktionsrate stärker als Plazebo. Allerdings war auch die Verringerung mit Plazebo (um durchschnittlich 30 mg/min) signifikant.
Zwei Wochen nach der Injektion von 100 Einheiten Botulinumtoxin A in die zuvor mit Plazebo behandelte Achsel sank die Schweißproduktion dort von 144 mg/min auf 32 mg/min. Im Mittel reduzierte die Injektion von 100 Einheiten des Toxins die Schweißproduktionsrate um 77% gegenüber 81% mit 200 Einheiten.
24 Wochen nach der Injektion von 100 Einheiten des Toxins stieg die Schweißproduktionsrate allmählich wieder, hatte aber mit durchschnittlich 67 mg/min in der 200-Einheiten-Achsel und 65 mg/min in der 100-Einheiten-Achsel noch nicht den Ausgangswert erreicht.
Gut verträglich
Die Behandlung wurde gut vertragen. Vorübergehend traten bei vier Patienten Kopfschmerzen, bei zwei Muskelkater im Schultergürtel und bei je einem vermehrtes Schwitzen im Gesicht und Juckreiz in der Achselhöhle auf. 98% der Patienten hielten die Behandlung für empfehlenswert.
Demnach ist die intradermale Injektion von Botulinumtoxin A bei Patienten mit primärer axillärer Hyperhidrose, die nicht auf topisches Aluminiumchlorid ansprechen, wirksam und gut verträglich. 100 und 200 Einheiten des Toxins unterschieden sich nur geringfügig in der Wirksamkeit.
Regelmäßige Injektionen sind erforderlich
Botulinumtoxin A gibt es als Dysport und als Botox. Eine Einheit Botox soll in seiner klinischen Wirksamkeit etwa drei bis vier Einheiten Dysport entsprechen. Zur dauerhaften Symptomlinderung sind früheren Berichten zufolge 4 bis 17 Monate nach der Erstinjektion weitere Injektionen erforderlich.
Literatur: Heckmann, M., et al.: Botulinum toxin A for axillary hyperhidrosis (excessive sweating). N. Engl. J. Med. 344, 488 - 493 (2001).
Patienten mit übermäßigem Achselschweiß profitieren von einer intradermalen Injektion von 100 oder 200 Einheiten Botulinumtoxin A (Dysport). Das ergab eine multizentrische Studie mit 145 Teilnehmern.
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