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Fachgruppe Allgemeinpharmazie der DPhG: Perspektiven und Herausforderungen neuer

Nachfolgend ein Statement der Fachgruppe Allgemeinpharmazie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) zu den Perspektiven und Herausforderungen neuer Informationstechnologien für die Pharmazie. Das Statement ist als Schlussfolgerung aus der Tagung "Pharmazie im Internet-Zeitalter" der Fachgruppe Allgemeinpharmazie der DPhG am 28./29. April 2001 in Berlin entstanden.

Die modernen Informationstechnologien durchdringen spürbar auch die Pharmazie und eröffnen sowohl für die Wissenschaft als auch für die Qualität und die Organisation der Arzneimittelversorgung neue Perspektiven. Gleichzeitig rufen sie aber auch neue Gesundheitsdienstleister auf den Markt, die in Konkurrenz zu den bestehenden Versorgungsstrukturen treten. Aus dieser Entwicklung leiten sich weitreichende Konsequenzen für die Apotheker ab.

Der Berufsstand sollte deshalb das Potenzial neuer Informationstechnologien nutzen und konsequent in den Versorgungs- und Betreuungsauftrag integrieren. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur gesundheitspolitisch geforderten Effizienzerhöhung in der gesundheitlichen Betreuung der Bevölkerung.

Unabhängig davon, in welchem Umfang das Internet die einzelnen Leistungsbereiche des Gesundheitswesens tatsächlich durchdringen wird, entsteht aber auch neuer ordnungspolitischer Regelungsbedarf. Um an der Erarbeitung notwendiger rechtlicher Regelungen teilnehmen zu können, müssen sich Apotheker kritisch und produktiv mit den Anbietern von gesundheitsbezogenen Dienstleistungen auseinandersetzen und eigene Konzepte entwickeln bzw. umsetzen. Nur so kann ihre unverzichtbare fachliche Kompetenz auch in Zukunft zum Nutzen der Gesellschaft eingesetzt werden. Dabei spielen mehrere Aspekte eine Rolle.

Bewertung von gesundheitsbezogenen Informationen

Das Internet erschließt dem Apotheker über den Zugang zu wissenschaftlichen Datenbanken mit geringem Zeitaufwand wertvolle fachbezogene Informationen, die trotz ihres anerkannten Standards nicht kritiklos genutzt werden können. Dies gilt um so mehr für die zahlreichen Informationsquellen, die für medizinische Laien über das Internet zugänglich sind und gerade bei Gesundheitsfragen verstärkt genutzt werden. Daraus ergeben sich besonders für Laien relevante Gefahrenpotenziale, die im Bedarfsfall durch die sachgerechte Bewertung der erhaltenen Informationen von Seiten der Fachkreise verringert werden können. Apotheker, aber auch Ärzte werden sich deshalb in Zukunft verstärkt Patienten gegenüber sehen, die sich zwar Informationen beschafft haben, aber daraus nicht selten unzweckmäßige Entscheidungen ableiten, so dass die fachliche Beratung auch in diesem Sinne immer wichtiger wird.

Verwertung von apothekenbasierten Informationen

Die inzwischen verfügbaren Möglichkeiten der Dokumentation von gesundheitsbezogenen Leistungen und der anschließenden Verwertung der entsprechenden Daten führen zu einer höheren Transparenz in der gesundheitlichen Betreuung. In der Apotheke schafft die Dokumentation der Patientenbetreuung bei Zusammenführung der anonymisierten Daten auf epidemiologischer Ebene einen wertvollen, neuartigen Datenbestand, mit dem gesundheitspolitisch bedeutsame Aussagen über Risiken und Nutzeffekte der Arzneimittelanwendung möglich sind.

In Verbindung mit therapeutisch relevanten Patientenmerkmalen und geeigneten Ergebnisparametern erlauben diese Daten eine Bewertung von therapeutischen Strategien, die langfristig auf die Praxis zurückwirken wird. Erkenntnisse aus der Datenerfassung im Rahmen der Pharmazeutischen Betreuung können außerdem für die Entwicklung und Einführung von Disease-Management-Programmen unter Einbeziehung der Apotheke genutzt werden. Damit kann sich die Apotheke in die Entwicklung von computergestützten Betreuungsprogrammen einbringen und aktiv an ihrer Umsetzung mitwirken.

Austausch von Informationen und Vernetzung der Leistungserbringer

Eine weitgehend standardisierte Dokumentation von Betreuungsdaten bildet auch die Voraussetzung für eine Telekooperation mit anderen Heilberuflern, insbesondere den Ärzten, im Interesse der gemeinsam betreuten Patienten. Eine zweckmäßige Vernetzung der Leistungserbringer ist dabei sowohl an technische, sicherheitstechnische und inhaltliche Aspekte gebunden. Die Teilnahme am Austausch und an der Vernetzung von Informationen erfordert eine eigene Präsenz im Internet (Apotheken-Homepage), die unabhängig oder über eine Anbindung an Dienstleister aufgebaut werden kann und mit einem interaktiven Zugang (E-Mail-Adresse) verknüpft sein muss.

Internet-Portale, wie sie von der ABDA oder von pharmazeutischen Großhandlungen für die Apotheke konzipiert werden, stellen zentrale Eintrittspforten für die Apotheken wie auch für den nach Informationen suchenden Patienten dar. Grundgedanke des Portalkonzeptes ist die Übernahme einer Mittlerfunktion, die den Verbraucher über das internetgestützte Informations- und Serviceangebot in die Apotheke führen will. Das Internet ist in diesem Sinne als zusätzliche Eintrittsroute in die Apotheke zu verstehen, die die modernen Formen der Kommunikation mit der persönlichen Abholung der Arzneimittel und der notwendigen Beratung verbindet. Der direkte, zeitnahe Kontakt zum Patienten ist deshalb auch ein wesentlicher Vorzug der traditionellen Apotheke. Sofern sie sich im gegebenen ordnungspolitischen Rahmen der modernen Informationstechnologien bedient und deren Vorzüge nutzt, ist sie deshalb den so genannten alternativen Vertriebsformen überlegen.

Fazit

Die traditionelle Apotheke erfüllt in ihrer historisch gewachsenen und bewährten Struktur einen hohen Qualitätsanspruch an die Arzneimittelinformation und -distribution, der durch moderne internetgestützte Angebote allein nicht erreicht werden kann. Der wachsenden Nachfrage nach internetgestützter Gesundheitsinformation muss sich aber auch der Apotheker stellen, will er das Abdriften des Verbrauchers an andere Gesundheitsdienstleister im World Wide Web verhindern. Darüber hinaus offenbaren innovative Technologien klar erkennbare Nutzenpotenziale für die Qualität und Effizienz einer auf Kooperation der Professionen angelegten Gesundheitsversorgung. Eine rationale, vertrauenswürdige und sichere Integration neuer Informationstechnologien in die Gesundheitsversorgung wird deshalb ein Schlüsselkonzept für die Zukunft sein.

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