Berichte

Symposium Klinische Pharmazie

Am 16. Juni fand in Dresden das 3. Symposium New Developments in Clinical Pharmacy and Clinical Pharmacology statt. Das Meeting, das alle zwei Jahre von Prof. Hartmut Derendorf, College of Pharmacy der University of Florida, veranstaltet und diesjährig zusammen mit Professor Thomas Gramatté, Apogepha, organisiert wurde, war verbunden mit dem Global-Gator-Treffen ehemaliger Mitarbeiter aus Florida.

Die zahlreiche Teilnahme der ehemaligen Postdoc-Fellows, Doktoranden und Pharmaziepraktikanten – insgesamt waren etwa 135 Teilnehmer aus den USA und Europa von Island bis Polen nach Dresden gekommen – spiegelte einerseits ihre Internationalität wider und zeigte andererseits ihre tiefe Verbundenheit zur University of Florida, entsprechend dem Motto: "Once a gator, always a gator". Besonders zahlreich waren die ehemaligen Pharmaziepraktikanten erschienen, die an der University of Florida in Gainesville bei Professor Derendorf im Department of Pharmaceutics oder bei Professor Paul Doering im Drug Information Service Center einen Teil ihres praktischen Ausbildungsabschnittes absolviert haben und dort Einblicke in klinische Pharmazie gewinnen konnten.

Professor David Colburn, Provost der University of Florida, und Professor William Riffee, Dean des College of Pharmacy, informierten die Anwesenden über die aktuellen Entwicklungen in Gainesville. Beide betonten den hohen Stellenwert internationaler Austauschprogramme, die in Zukunft noch stärker gefördert werden sollen.

Anschließend referierten zumeist ehemalige Mitarbeiter zu aktuellen klinisch-pharmazeutischen Themengebieten aus den Bereichen Hochschule, Industrie und Apotheke und deckten mit den inhaltlich sehr diversen Kurzvorträgen die große Bandbreite des Faches Klinische Pharmazie bzw. Klinische Pharmakologie ab. Das Programm machte auch die enge und konstruktive Zusammenarbeit von Pharmazie und Medizin auf diesem Gebiet deutlich.

Behandlung der COPD

Prof. Bernd Meibohm von der University of Tennessee stellte neue Therapieansätze zur Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) vor. COPD gilt in den USA und weltweit als die vierthäufigste Todesursache. Trotz eines erhöhten Verständnisses der zugrunde liegenden Krankheitsprozesse ist die Behandlung nahezu unverändert geblieben. Neue Erkenntnisse über chronische Entzündungsprozesse in der Pathogenese der COPD stellen nun die Basis für innovative antiinflammatorische Behandlungsmethoden (z.B. mit Leukotrienantagonisten, PDE-IV- und NFkB-Inhibitoren oder Steroiden) dar.

Der Erfolg neuer Therapieansätze lässt sich aber an klinischen Endpunkten schlecht ermessen, da es sich hierbei um Langzeiteffekte handelt. Auf der Suche nach Biomarkern, die sich möglicherweise als Surrogatparameter für das Entzündungsgeschehen eignen könnten, wurden daher mit Hilfe eines cDNA-Microarrays die Genexpression verschiedener Marker und Entzündungsmediatoren überprüft. Im Rahmen einer klinischen Studie mit COPD- und Asthma-Patienten konnte gezeigt werden, dass die Genexpression von einigen dieser Schlüsselmediatoren in beiden Krankheitsbildern unterschiedlich ist. Die cDNA-Microarrays erwiesen sich daher als geeignete Methode für das Screening nach potenziellen pharmakodynamischen Biomarkern.

Identifizierung von Surrogatparameter

Auch in der Arzneimittelentwicklung spielt die Identifizierung von Surrogatparametern eine bedeutende Rolle. Dr. Jeffrey Barrett von Aventis, Bridgewater, USA, stellte die Vor- und Nachteile einer frühzeitigen Identifizierung von Surrogatparametern dar. Als Surrogatparameter bezeichnet man dabei eine leicht zugängliche und messbare Größe (wie z.B. Blutdruck), die als Ersatz für einen schwer bestimmbaren, klinisch relevanten Endpunkt herangezogen wird und diesen ausreichend repräsentieren muss.

Für verschiedene Krankheitsbilder wie z.B. Herzerkrankungen, AIDS, Osteoporose und Krebs sind solche Surrogatparameter bereits bekannt. Ihre Kenntnis erleichtert die Auswahl neuer potenzieller Arzneimittel sowie die Planung klinischer Studien. Die Identifizierung, Entwicklung und Validierung von Surrogatparametern ist jedoch sehr arbeits- und kostenintensiv, und häufig erweisen sich Surrogatparameter als nicht ausreichend repräsentativ für das klinische Geschehen. Trotz dieser Schwierigkeiten ist der systematische Einsatz von Pharmakokinetik und Pharmakodynamik ein vielversprechender Weg zu einer rationalen Arzneimittelentwicklung, der heute für die forschenden Arzneimittelfirmen unverzichtbar ist.

Neue Therapieansätze bei der Alzheimer-Erkrankung stellte Prof. Jeffrey Hughes von der University of Florida vor. Neben der Therapie mit Östrogen, das als neuroprotektiv gilt, wird neuerdings auch ein gentherapeutischer Ansatz verfolgt. Die Therapie gelang bereits erfolgreich an Mäusen, der erste Patient wird momentan gerade behandelt.

Pharmazeutische Betreuung bei Asthma

Den Impact von Pharmaceutical Care in der Apotheke stellte Dr.Martin Schulz, ABDA, vor. Im Rahmen einer kontrollierten Interventionsstudie konnte gezeigt werden, dass Asthma-Patienten von einer intensiven Beratung und Betreuung in ihrer Apotheke profitierten. In der Behandlungsgruppe wurden 161 Patienten alle sechs Wochen über einen Zeitraum von zwölf Monaten beraten. In dieser Zeit klärten die Apotheker ihre Patienten über deren Krankheit auf und beantworteten diesbezügliche Fragen. Weiterhin beurteilten und ggf. verbesserten sie die Inhalationstechnik der Patienten.

Mit der Studie sollte geklärt werden, ob Pharmaceutical Care den Gesundheitsstatus und die Lebensqualität der Patienten erhöhen, das Wissen und die Fertigkeit im Umgang mit den Inhalatoren verbessern und Gesundheitsausgaben reduzieren kann. Es zeigte sich dass ein Großteil dieser Parameter durch intensive Betreuung in der Apotheke signifikant verbessert wurde im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im Journal of Clinical Pharmacology 2001, 41 (6), 668-671 veröffentlicht.

Regionale Arzneimittelinformationsstelle Bayern

Aufbauend auf ihren Erfahrungen, die sie im Drug Information Center (DIC) in Gainesville bei Professor Paul Doering gesammelt hat, etablierte Sonja Weinzierl im Juni 1998 im Klinikum der Innenstadt der Universität München zusammen mit der Bayerischen Landesapothekerkammer die Regionale Arzneimittelinformationsstelle Bayern. Niedergelassene Apotheker in Bayern wenden sich bei arzneimittelbezogenen Anfragen, die mit der apothekenüblichen Literatur nicht gelöst werden können, schriftlich an den qualitativ hochwertigen und interessenfreien Informationsservice. So wurden im Jahr 2000 1325 Anfragen bearbeitet, von denen etwa die Hälfte von Apothekern, 30% von Ärzten und 20% von Patienten gestellt wurden.

Besonders häufig kommen Fragen zur richtigen Arzneimittelwahl, zu Nebenwirkungen, zu Arzneimittelinteraktionen und Phytopharmaka vor. Zusammen mit der Universität Regensburg und der Universitätsapotheke initiierte die Bayerische Landesapothekerkammer ein Lehrprogramm für Pharmaziestudenten in Klinischer Pharmazie. In einem theoretischen Teil an der Universität und einem praktischen Teil in der Arzneimittelinformationsstelle der Universitätsapotheke werden die Studenten seit Januar 2001 obligat in die Arbeit der Regionalen Arzneimittelinformationsstelle eingebunden und lernen dort am reellen Beispiel, Anfragen zu analysieren, zu interpretieren, effektiv zu beantworten und anschließend zu kommunizieren. Dieses Projekt, das eine enge Beziehung zwischen Theorie und Praxis herstellt, wird von den Studenten bereits begeistert aufgenommen. Der zeitgemäße Umgang mit modernen Informationsmedien und deren Einsatz in der Apotheke sowie die Einblicke in die fachlichen Anforderungen im späteren Berufsalltag dienen der erhöhten Professionalität unserer Apotheker.

Den gelungenen Abschluss des informativen und anspruchsvollen Symposiums bildeten eine Elbfahrt und ein festlicher Abend im Schloss Pillnitz.

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