Berichte

Reisemedizin: Gesundheitliche Risiken in den Tropen

Zu einer Veranstaltung über "Gesundheitliche Risiken bei Reisen in heiße Länder" auf dem diesjährigen Bayerischen Apothekertag in Weiden (6. bis 8. Juli) war auch die Öffentlichkeit eingeladen und in großer Zahl gekommen. Im Anschluss an den Vortrag von Prof. Dr. P. Nickel, Bonn, konnten sich die Zuhörer einen EDV-gestützten Impfplan erstellen lassen.

Sonne und Hitze

Der Vorbeugung des Hitzeschlags dienen eine geeignete Kopfbedeckung, eventuell Sonnenschirm, Aufsuchen von Schatten und ein Trinkverhalten, das pro 5 Grad Celsius über 20 Grad Celsius die zusätzliche Zuführung von mindestens 1Liter Flüssigkeit erfordert. Indiz für ein ungenügendes Trinken ist u.a. eine dunklere Harnfarbe als gewöhnlich. Obwohl nur 0,5% der Sonnenstrahlung aus UV-B (290 bis 320 nm) bestehen, sollten Sonnenschutzmittel UV-B-Schutz enthalten. 80% der Sonnenschäden entstehen vor dem 18. Lebensjahr, und zu ebenfalls 80% ist Hautkrebs solar bedingt. Derzeit haben wir pro Jahr 3000 Tote durch Hautkrebs und 100000 Neuerkrankungen. Der durch Sonnenbestrahlung ausgelösten Reaktion von Thymidin mit DNA kann durch das Algenenzym Photolyase entgegengewirkt werden, das in einer Ladival-Zubereitung enthalten ist. Es ersetzt aber nicht das Lichtschutzmittel.

Reisedurchfall

Reisedurchfall erleiden bis zu 50% der Fernreisenden. Ursachen sind meist mikrobiell kontaminierte Nahrungsmittel und Trinkwasser. Neben der üblichen Esshygiene (boil it, cook it, peel it or forget it) sollte nur abgekochtes Wasser, auch zum Zähne putzen, verwendet werden. Gechlortes Wasser ist, so es noch nach Chlor riecht und damit als entkeimt gelten kann, meist nicht genießbar. Durch Vitamin-C-Pulver bekommt man es aber geschmacksfrei. Anstelle handelsüblicher Elektrolyt-Glucose-Getränke kann man zur Rehydratation eine Lösung von 1 Teelöffel NaCl und 10 Teelöffel Zucker auf 1 Liter Wasser nehmen, man sollte dann aber nach Möglichkeit auch an eine Kaliumsubstitution (z.B. Bananen) denken. In schlimmeren Fällen kann man sich mit Ciprofloxacin oder Loperamid helfen. Bei Blut im Stuhl oder begleitendem Fieber sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Schistosomiasis

Weltweit gibt es 100 Millionen Erkrankungen pro Jahr durch Schistosomen (Pärchen-Egel). Durch Baden in tropischen Gewässern (nicht im Meer) gelangen diese Erreger, die sich vor allem durch blutigen Urin bemerkbar machen, in Form von Zerkarien in den Körper. Die Behandlung mit Praziquantel ist zwar unproblematisch, doch besser ist es, in tropischen Ländern auf das Baden zu verzichten.

Malaria

Jedes Jahr gibt es 300 bis 500 Millionen klinische Fälle mit 2 Millionen Toten, vor allem Kindern. Nach Deutschland werden etwa 1000 Fälle pro Jahr eingeschleppt, 20 Tote sind die Folge, meist infolge nicht rechtzeitiger Behandlung. Interessant ist, dass es von 1945 bis 1947 etwa 3500 Malaria-Erkrankungen in Deutschland gab; seit 1953 sind wir malariafrei. Unterschiedliche Entwicklungszeiten der Plasmodium-Arten innerhalb der Anophelesmücke bedingen deren Vorkommen. Bei globaler Temperaturerwärmung ist entsprechend mit weiterem Vordringen der Malaria zu rechnen. Das größte Malariarisiko besteht zweifelos in Schwarzafrika, die größten Resistenzen gegen Malariamittel herrschen aber in Südostasien vor. Seit Mai 2001 ist Malerone (Kombination aus Proguanil und Atovaquon) auch zur Prophylaxe zugelassen und wird von der deutschen tropenmedizinischen Gesellschaft für Kambodscha, Myanmar (Burma) und Thailand an erster Stelle empfohlen. Bei besserer Verträglichkeit als Mefloquin ist vor allem die Einnahme von Vorteil: ein bis zwei Tage vor Einreise bis sieben Tage nach dem Verlassen des Malariagebiets jeweils eine Tablette täglich. Erst vor Kurzem wurde Riamet, bestehend aus 20 mg Artemether und 120 mg Lumefantrin, zugelassen; es wurde in China ohne jegliche westliche Hilfe entwickelt.

AIDS auf dem Vormarsch

Mittlerweise sind in Afrika südlich der Sahara 8,8% der Bevölkerung an AIDS erkrankt, in Westeuropa 0,24% und in den USA 0,6%. In Afrika sterben täglich 6500 Menschen, jährlich 2,4 Millionen an AIDS. Die Neuerkrankungen belaufen sich in Afrika auf 3,8 Millionen pro Jahr, in Westeuropa auf 30000 und in USA auf 40000. Damit hat AIDS in Bezug auf die jährlichen Todesfälle die Malaria bereits überrundet.

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