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- DAZ 32/2001
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Arzneimittel und Therapie
Biochirurgie: Maden heilen chronische Wunden
Die Maden werden in Deutschland immer populärer. Kein Wunder, denn die Maden-Therapie ist kostengünstiger als die chirurgische und antibiotische Standardbehandlung bei offenen Wunden. In vielen Fällen bewahrt sie den Patienten vor der Amputation von Gliedmaßen, was dem Kostenträger teure Operationen und eine aufwendige Prothesenversorgung erspart. Oftmals verhindert der Einsatz der Maden eine Amputation, die neben der seelischen Belastung Operationskosten zwischen 15000 und 35000 Mark verursacht. Im Falle einer Amputation würde eine anschließende Prothese zusätzlich mit 3000 bis 10 000 Mark zu Buche schlagen. Hinzu kämen Pflege, Frührente und häufig Folgeamputationen.
Eine aktuelle Vergleichsstudie belegt: Die Material- und Personalkosten für die einmalige Enzymtherapie belaufen sich auf 67,20 Mark. Der enzymatische Verband muss dazu alle acht Stunden gewechselt werden. Die Maden-Therapie verursacht nur halb so hohe Kosten. Außerdem: Die steril aufgezogenen Maden sind als Arzneimittel klassifiziert und deshalb erstattungsfähig.
Lebende Maden auf der Wunde
Die Fliegenmaden-Therapie ist für viele eine zunächst gewöhnungsbedürftige Form der Wundbehandlung. Lebende Fliegenmaden werden auf nekrotisches Gewebe aufgebracht und durch einen Verband eingeschlossen. Die Made sondert in der Wunde ein spezielles Speichelsekret ab, das eine Reihe proteolytischer Enzyme enthält. Diese sorgen für eine radikale Verflüssigung der Nekrosen. Die so entstandene Nährbouillon nehmen die Maden anschließend wieder auf.
Nach drei bis vier Tagen werden die Maden entfernt oder gegebenenfalls durch neue ersetzt. Vorteil gegenüber konventionellen Wundheilungsmethoden: Die Maden greifen ausschließlich nekrotisches Gewebe an. Zudem wirken sie antibakteriell, reduzieren die Keimbesiedelung und fördern die Wundgranulation.
Wundbehandlung ohne Ekel
Der Großteil aller Patienten hat keine Probleme mit der Fliegenmaden-Therapie, können doch häufig nur so drohende Amputationen vermieden werden. Für die wenigen Patienten, die dennoch eine starke Abneigung gegen die Fliegenmaden-Therapie empfinden, hat die BioMonde GmbH nun ein neues Verfahren für chronische Wunden entwickelt, die so genannten BioBags. Diese semitransparenten oder nicht-transparenten Wundauflagen verhindern eine freie Bewegung der Maden in der Wunde. Dabei sind sie einfach in der Handhabung: Der BioBag wird einfach auf die Wunde gelegt und mit einem einfachen Mullverband umwickelt.
Nach dem Prinzip eines Teebeutels schließt eine Abdeckgaze die Larven vollständig ein. Obwohl die Larven bei dieser Verbandstechnik nicht mit dem Wundgrund in Kontakt geraten, sondern sie ihr Sekret ab, das sich durch das Gaze-Material hindurch im Wundmilieu verteilt und somit die Nekrosen auflöst. Die dadurch entstehende "quellende Bouillon" nehmen die Larven durch die Gaze auf, sodass das nekrotische Material damit beseitigt wird. Dieses Verfahren ist für die Patienten in zweifacher Hinsicht von Nutzen: Zum einen verlieren die Patienten ihre Hemmungen vor der Behandlung, zum anderen muss im Gegensatz zur Behandlung mit frei beweglichen Maden die Wunde vorher nicht mehr abgeklebt werden. Auch müssen die Maden nicht mehr mit einer Kochsalzlösung abgespült werden.
HydroPads als Folgebehandlung
Nach dem Einsatz von Fliegenmaden - ob mit oder ohne BioBags - bieten sich als Folgebehandlung HydroPads an. Als Alternative zur herkömmlichen hydrokolloiden Wundbehandlung debridiert und dekontaminiert das HydroPad die Wundoberfläche bei jedem Wechsel und stimuliert so den physiologischen Ablauf der Wundheilung. Das HydroPad ist ein bioaktiver Feuchtschwamm aus Polyvinylalkohol (PVA). Seine Aufnahmekapazität übertrifft die der konventionellen Hydrokolloide um das 20fache. Weiterer Vorteil: Das HydroPad kann unbedenklich lange in der Wunde bleiben.
Die Behandlung mit steril aufgezogenen Fliegenmaden bei chronischen Wunden ist nicht nur erfolgreicher, sondern auch billiger als die herkömmliche Therapie mit enzymatischer Wundreinigung und Antibiotika zur Keimbeseitigung. Die Maden-Therapie kann Arzneimittel und Personal einsparen helfen.
1 Kommentar
Fliegen Aden für chronische Wunden!
von Jürgen Skrzypek am 20.11.2019 um 11:38 Uhr
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