- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 32/2001
- Morbus Crohn: Infliximab ...
Arzneimittel und Therapie
Morbus Crohn: Infliximab zeigt anhaltenden klinischen Erfolg
Jedoch kommt es meist im Krankheitsverlauf nach mehreren Wochen ohne weitere Infusion zu einer neuerlichen Aktivierung der chronischen Erkrankung. Dass durch eine regelmäßige Erhaltungstherapie mit Infliximab im 8-wöchigen Intervall die Wirkung der Substanz konstant über einen langen Zeitraum erhalten werden kann, zeigten die ersten Ergebnisse der ACCENT I-Studie (A Crohn's Disease Clinical Trial E-valuating Infliximab in a New Long Term Treatment Regimen), die auf der diesjährigen Digestive Disease Week (DDW) in Atlanta präsentiert wurden.
Vergleich verschiedener Therapieregimes
In der ACCENT I-Studie erlaubte ein komplexes Studiendesign den Vergleich verschiedener Therapieregimes mit Infliximab hinsichtlich der klinischen Effektivität und Sicherheit sowie des Einflusses auf die Lebensqualität. 573 Patienten mit einem mittel- bis hochaktiven Morbus Crohn erhielten zu Beginn der Studie eine Infusion mit 5 mg/kg KG Infliximab und wurden anschließend in drei Gruppen randomisiert. In Woche 2 und 6 folgten in den Gruppen 2 und 3 bei 385 Patienten zwei weitere Infusionen mit 5 mg/kg KG Infliximab, während die 188 Patienten der Gruppe I zu diesen Zeitpunkten Plazebo erhielten.
Nach 10 Wochen unterschieden sich die Resultate der beiden Regime deutlich. Nach dreimaliger Gabe von Infliximab lag die klinische Ansprechrate (Reduktion des Crohn's Disease Activity Index, CDAI um 70 Punkte und um 25% des Ausgangsbefundes) bei 65%, während nach einer einmaligen Infusion mit Infliximab 52% der Patienten eine klinische Besserung zeigten. Dies bedeutet nach Ansicht von Professor Stephen Hanauer, Universität Chicago, USA, eine klare Überlegenheit der dreimaligen Induktionsgabe von Infliximab in Woche 0, 2 und 6 im Vergleich zu einer einmaligen Infusion.
Regelmäßige Therapie im 8-Wochenintervall
Im zweiten Schritt wurde in einem modifizierten Studiendesign die klinische Langzeitwirkung von Infliximab in verschiedenen Therapieregimes verglichen. Dazu wurden diejenigen Patienten identifiziert, die zwei Wochen nach der ersten Infusion ein klinisches Ansprechen zeigten. Diese (n = 335) erhielten dann im weiteren Verlauf gemäß ihrer ursprünglichen Randomisierung entweder weiterhin Plazebo (Gruppe 1) oder 5 mg/kg KG Infliximab (Gruppe 2) beziehungsweise 10 mg/kg KG Infliximab (Gruppe 3) im 8-Wochenintervall.
Nach 30 Wochen überzeugte die regelmäßige Wiederbehandlung mit Infliximab im 8-wöchigen Intervall. Während bei über 50% der Patienten unter regelmäßiger Therapie mit Infliximab nach 30 Wochen weiterhin die klinische Besserung anhielt, war dies nach einer einmaligen Infliximab-Gabe noch bei 27% der Patienten der Fall (p < 0,001). Ebenso waren die Resultate des regelmäßigen Therapieregimes in Bezug auf die Remissionsrate überlegen. Über 40% der Patienten, die eine regelmäßige Therapie mit dem TNFα-Antikörper erhielten, hatten in der Woche 30 einen CDAI von weniger als 150 Punkten, was einer Remission entspricht. Im Gegensatz dazu erreichten 21% in der Plazebogruppe dieses Therapieziel zu diesem Zeitpunkt (p < 0,001).
Zugewinn an Lebensqualität
Auch die Lebensqualität wird durch die regelmäßige Therapie mit Infliximab rasch und anhaltend verbessert. Dies beweist die Erhebung verschiedener Parameter der Lebensqualität mittels eines spezifischen Fragebogens (Inflammatory Bowel Disease Questionnaire = IBDQ). Nach 30 Wochen lag bei Patienten mit einer regelmäßigen Infliximab-Therapie der Index um durchschnittlich 27 Punkte höher als bei Studienbeginn, während er nach einer einmaligen Infusion um 12 Punke gesteigert werden konnte (p < 0,015).
Keine Steroide erforderlich
Eine weitere wichtige Fragestellung der ACCENT I-Studie war, ob und in welchem Ausmaß die verschiedenen Therapieregimes mit Infliximab eine Einsparung von Steroiden erlauben. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Therapieregimes war beachtlich. Bei Patienten, die Infliximab alle 8 Wochen erhielten, lag die mediane Steroiddosis nach 30 Wochen bei Null. Hingegen nahmen Patienten, die nur eine einmalige initiale Infliximab-Gabe erhalten hatten, zu diesem Zeitpunkt im Median täglich 10 mg Prednisolon-Äquivalent ein.
Verträgliches Therapieprinzip zur Langzeitkontrolle
Infliximab erwies sich als gut verträglich. An Nebenwirkungen wurden am häufigsten über Kopfschmerzen und unkomplizierte Infektionen im oberen Respirationstrakt berichtet (15 - 25%). Schwere Infektionen traten bei nur insgesamt 3,1% der Patienten auf. Diese geringe Anzahl an schweren Infektionen und Infusionsreaktionen (7,2%) bestätigte das bereits bekannte gute Sicherheitsprofil von Infliximab.
Prof. Hanauer resümierte die in der ACCENT I-Studie gewonnenen Erfahrungen mit der regelmäßigen Gabe von Infliximab im 8-Wochenintervall hinsichtlich der klinischen Effektivität und Sicherheit äußerst positiv: "Das ist das erste Therapieprinzip, das uns wirklich die Möglichkeit gibt, die Erkrankung über einen langen Zeitraum zu kontrollieren. Durch die regelmäßige Behandlung mit Infliximab werden die Krankheitsaktivität reduziert und plötzliche Krankheitsschübe verhindert".
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.