Prisma

Nikotin: Nicht ganz unbedenklich

Von den vielen Inhaltsstoffen einer Zigarette hatte das Nikotin bislang noch ein verhältnismäßig positives Image. In isolierter Form wird Nikotin sogar zur Therapie verschiedener Erkrankungen erprobt. Doch auch diese Substanz kann die Gesundheit gefährden, wie Wissenschaftler des Medical Centers der Stanford University nun in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" darlegen.

Reines Nikotin regt nämlich die Neubildung von Gefäßen, die so genannte Angiogenese an. Dies ergaben Tierversuche, bei denen Nikotin in schlecht durchblutete Hinterläufe von Mäusen injiziert wurde. Nach dreiwöchiger Nikotingabe war die Dichte der Blutgefäße in diesen Geweben wesentlich höher als bei Vergleichstieren. Auf den ersten Blick sieht dieser Effekt zwar positiv aus, bei näherem Hinschauen zeigen sich jedoch die Nachteile: Nicht nur gesundes Gewebe, sondern auch entstehende Tumoren werden auf diese Weise wesentlich besser mit Sauerstoff versorgt.

Neben der Anregung der Angiogenese fördert reines Nikotin auch direkt das Wachstum von Tumorzellen, wie Transplantationsexperimente von Lungenkrebszellen unter die Haut von Mäusen bewiesen. Tranken die Tiere nikotinhaltiges Wasser, wuchsen die entarteten Zellen schneller als in Kontrollversuchen.

Es wird vermutet, dass sich Nikotin an ein Oberflächenprotein auf den Hautzellen anheftet und dann innerhalb der Zellen zur Ausschüttung von Botenstoffen führt, die die Bildung neuer Blutgefäße anregen. Da Nikotin seit kurzem zur Therapie von Alzheimer, Parkinson und chronischen Schmerzen eingesetzt wird, raten die Forscher, die Behandlung genau zu beobachten und eventuell zeitlich zu begrenzen, damit die negativen Wirkungen von Nikotin nicht überhand nehmen. ck

Quelle: Nature Medicine 2001, Vol. 7, Nr. 7, S. 775 - 777

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.