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Arzneimittel und Therapie
Ibuprofensaft: Zur Behandlung von Fieber und Schmerzen bei Kindern
Es steht außer Frage, dass häufig wiederkehrende Schmerzen, hohes Fieber, oder Fieber verbunden mit Komplikationen wie Erbrechen und Krämpfen, unbedingt durch einen Kinderarzt abgeklärt werden müssen. Bei akuten, vorübergehenden Schmerzen und leichtem Fieber ohne weitere Alarmsymptome, beispielsweise bei einer unkomplizierten Erkältungskrankheit, können Kleinkinder jedoch auch ein bis zwei, maximal drei Tage von den Eltern mit schmerzlindernden und fiebersenkenden Arzneimitteln selbst behandelt werden. Voraussetzung ist, dass keine starken Flüssigkeitsverluste durch Erbrechen oder Durchfall hinzukommen und keine weiteren Symptome wie Bewusstseinstrübung, Krämpfe u. ä. auftreten.
Zu bevorzugen sind Arzneimittel, die rasch wirken, gut verträglich sind und bei denen die Gefahr einer versehentlichen Überdosierung gering ist. Wichtig ist auch, dass die Kinder das Medikament nicht verweigern oder ausspucken. Die Wirkung eines Zäpfchens ist bei Durchfall fraglich.
Ibuprofen: Eine Alternative zu Paracetamol
Zur Fiebersenkung und Schmerzbehandlung eignen sich allgemein nichtsteroidale Antiphlogistika. Derzeit wird bei Kleinkindern und Kindern in der Selbstmedikation vielfach Paracetamol verwendet. Eine Alternative hierzu ist Ibuprofen (z. B. Dolormin für Kinder, Ibuprofensaft), das nach einer Änderungsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums seit Januar diesen Jahres in flüssigen Zubereitungen für die Selbstmedikation bei Kindern ab sechs Monaten in Einzeldosen bis zu zehn Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht eingesetzt werden darf. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass Ibuprofen eine vergleichbare fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkung wie Paracetamol bei gleichzeitig guter Verträglichkeit besitzt.
Studien zur fiebersenkenden ...
Die fiebersenkende Eigenschaft von Ibuprofen wurde in zwei Studien mit der von Paracetamol verglichen. An der ersten Studie nahmen 127 Kindern im Alter zwischen zwei und elf Jahren teil. Bei ihnen lagen Körpertemperaturen zwischen 38,3 °C und 40,0 °C vor. Behandelt wurden sie einmalig entweder mit Paracetamol 10 mg/kg KG, Ibuprofen 5 mg/kg KG, Ibuprofen 10 mg/kg KG oder mit einem Plazebo. Anschließend wurde über einen Zeitraum von acht Stunden stündlich die Körpertemperatur oral und rektal gemessen.
Die Auswertung der Daten ergab, dass sowohl Paracetamol als auch Ibuprofen (in beiden Dosierungen) das Fieber effektiv senken konnten. Die maximale Fiebersenkung war nach vier Stunden erreicht. In allen drei Verumgruppen lag die Temperatur zu diesem Zeitpunkt unter 38 °C. Das beste Ergebnis wurde mit Ibuprofen 10 mg/kg KG erzielt (Fiebersenkung auf unter 37,5 °C).
In der zweiten Studie wurde die fiebersenkende Wirkung von Ibuprofen (5 mg/kg KG) versus Paracetamol (12,5 mg/kg KG) bei 150 Kindern im Alter zwischen zwei Monaten und zwölf Jahren verglichen. Die Kinder erhielten über einen Zeitraum von 24 Stunden alle sechs Stunden einen der beiden Arzneistoffe oder Plazebo. Die Körpertemperatur wurde stündlich erfasst. Bei gleich guter Verträglichkeit kam es nach vier Stunden zu einer mittleren Temperatursenkung von 1,8 °C unter Ibuprofen und von 1,6 °C unter Paracetamol.
... und zur schmerzstillenden Wirkung von Ibuprofen
Der schmerzlindernde Effekt von Ibuprofen wurde unter anderem bei Kindern mit Otitis media untersucht. Bei 219 Kindern im Alter zwischen einem und sechs Jahren wurde über einen Zeitraum von zwei Tagen unter Antibiotikaabdeckung randomisiert und doppelblind die Wirksamkeit von Ibuprofen (10 mg/kg KG,3 x pro Tag), Paracetamol (10 mg/kg KG, 3 x pro Tag) und Plazebo verglichen. Untersuchungskriterien waren Ohrenschmerzen, Temperatur, Appetit, Schlaf und Spielaktivität. Ergebnis: Nur Ibuprofen führte zu einer signifikanten Schmerzreduktion. Zwischen Paracetamol und Plazebo konnte kein Unterschied festgestellt werden.
In einer Studie mit 116 Kindern im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren, die unter einer Tonsillopharyngitis litten, wurde dagegen sowohl unter Paracetamol als auch unter Ibuprofen eine vergleichbare Schmerzlinderung beschrieben. Insgesamt ergab sich bei allen durchgeführten Studien eine gute fiebersenkende und schmerzstillende Wirkung von Ibuprofen. Die Substanz stellt somit eine Alternative zu Paracetamol für die Selbstmedikation von akuten banalen Infekten bei Kindern ab einem Alter von sechs Monaten dar. Die empfohlene Tagesgesamtdosis beträgt 20 bis 30 mg/kg KG, verteilt auf drei bis vier Einzelgaben.
Kasten: Wann gehört das Kind zum Arzt?
Ein Kind sollte dem Kinderarzt unverzüglich vorgestellt werden, wenn
- Krämpfe auftreten,
- das Fieber über 39 °C steigt,
- Bauchschmerzen angegeben werden,
- Schmerzen neu hinzukommen oder stärker werden,
- andere Krankheitszeichen auftreten oder
- sich der Zustand des Kindes innerhalb von 2 Tagen nicht verbessert oder sogar verschlechtert.
Quelle: Prof. Dr. Kay Brune, Erlangen, Dr. Dolf Künzel, Berlin, Dr. Gisela Laske, Berlin, Ph. D. Edward Blake Nelson, Washington, Dr. Martin Schulz, Eschborn, Dr. Boris Zernikow, Münster; Pressegespräch "Fieber und Schmerz bei Kindern – abwarten oder (be)handeln?", Paris, 24. August 2001. Veranstaltet von Woelm Pharma GmbH & Co., Bad Honnef.
Fieber, Schmerz und Entzündung werden bei Kindern häufig beobachtet. Mehr als die Hälfte der Kinder, die zum Arzt kommen, leiden unter einem Infekt, verbunden mit diesen drei Symptomen. Nicht immer benötigen sie gleich eine antibiotische Therapie, Schmerz und Fieber sollten jedoch ernst genommen und auch behandelt werden. Eine Option für die kurzfristige Selbstmedikation bei Kindern mit akuten, banalen Infekten ab einem Alter von sechs Monaten ist Ibuprofen in Saftform.
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