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Arzneimittel und Therapie
Insulin-Sensitizer: Glitazone schützen das Herz
Nach dem Ergebnis von In-vitro-Studien, tierexperimentellen sowie auch ersten klinischen Untersuchungen verbessern Insulinsensitizer die Endothelfunktion, stabilisieren Gefäßplaques und verhindern Restenosen nach einer Ballondilatation.
Glitazone früh einsetzen
Die Behandlung von Typ-2-Diabetikern mit Glitazonen - sie ist zur Zeit in Deutschland nur in Kombination mit Sulfonylharnstoffen oder Metformin zugelassen - sollte frühzeitig erfolgen und nicht erst beim Versagen anderer oraler Präparate. Bereits in der Frühphase des Typ-2-Diabetes haben viele Patienten eine mikro- oder makrovaskuläre Erkrankung. Etwa 90 Prozent aller Diabetiker sind übergewichtig und haben eine Insulinresistenz. Insulinsensitizer ermöglichen hier einen kausalen Ansatz in der Therapie. Wichtig ist es, bei der Therapie mit Sensitizern Geduld zu haben. Ihre volle Wirkung entfalten die Substanzen nach acht bis zwölf Wochen.
Verbesserte Gefäßfunktion
Glitazone wirken über eine Aktivierung der PPAR-γ (Peroxisome Proliferator-Activated Receptor γ) im Zellkern. Diese kommen vor allem in Muskel- und Fettzellen vor und regulieren die Synthese vieler Proteine, die am Glucose- und Fettstoffwechsel beteiligt sind. Aber auch in Gefäßen ist der PPAR-γ vorhanden, sodass die Sensitizer auch hier wirken können.
Glitazone hemmen in vitro die Freisetzung von Chemokinen aus Endothelzellen signifikant. Diese Chemokine locken Leukozyten an, die an der Entstehung atherosklerotischer Läsionen beteiligt sind. Japanische Wissenschaftler haben bei Diabetikern zudem nachgewiesen, dass nach einer viermonatigen Glitazontherapie die endothelabhängige Vasodilatation verbessert ist.
Atherosklerose wird gehemmt
Es gibt auch Hinweise dafür, dass Insulinsensitizer Gefäßplaques stabilisieren können. Sie hemmen nach In-vitro-Befunden die Freisetzung matrixdegradierender Enzyme aus Makrophagen. In vivo ist bei Typ-2-Diabetikern durch Ultraschallmessungen belegt worden, dass eine sechsmonatige Glitazontherapie die Intima-media-Dicke der Arteria carotis, ein Surrogatmarker für das Fortschreiten der Atherosklerose, signifikant verringert. Schließlich gibt es Befunde, dass Glitazone die Migration von Gefäßmuskelzellen hemmen und so der Gefäßverengung nach Ballondilatation entgegenwirken.
In einer japanischen Studie bei Typ-2-Diabetikern, denen ein Stent in die Koronarien gepflanzt worden war, hatte sich bei Patienten, die mit Glitazonen behandelt wurden, das Gefäß nach sechs Monaten um 50 Prozent weniger verengt als bei ausschließlich diätetisch behandelten Patienten.
Diabetiker kardiovaskulär hochgefährdet
Diese möglichen kardioprotektiven Wirkungen der Glitazone könnten für die Diabetestherapie von enormer Bedeutung sein. Diabetiker haben ein massiv erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt. Ein Diabetiker, der noch keine koronare Herzerkrankung hat, ist kardiovaskulär genauso stark gefährdet wie ein Nicht-Diabetiker nach dem ersten Herzinfarkt.
Quelle: Nach Vorträgen von PD Dr. med. Thomas Konrad, Zentrum für Innere Medizin, Frankfurt, Dr. med. Nikolaus Marx, Universitätsklinik Ulm, Dr. med. Heinz-Jürgen Rüßmann, Dinslaken und Dr. med. Ralph-Achim Bierwirth, Essen, auf dem Takeda-Satelliten-Symposium "Insulinsensitizer-Therapie zur Überwindung der Insulinresistenz unter Praxisbedingungen", 12. Oktober 2001 in Wiesbaden.
Die neue Klasse der oralen Antidiabetika wirkt nicht nur einer peripheren Insulinresistenz entgegen, erste klinische Untersuchungen sprechen auch dafür, dass die Glitazone die Endothelfunktion verbessern sowie Gefäßplaques stabilisieren.
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