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Arzneimittel und Therapie
CORTRA-Studie: Weniger Todesfälle durch Regionalanästhesie
In der Studie wurden die Daten aus weltweit 141 Untersuchungen zum postoperativen Verlauf bei Operationen unter Allgemeinanästhesie und bei Operationen unter Einsatz der Regionalanästhesie analysiert. Dabei zeigte sich eine signifikante Abnahme der Komplikationen nach Regionalanästhesie und eine Abnahme der Mortalität um 33 Prozent innerhalb eines postoperativen Untersuchungszeitraumes von 30 Tagen.
Die Daten von 9559 Patienten aus den Untersuchungen für die CORTRA-Studie (Collaborative Overview of Randomised Trials of Regional Anaesthesia) wurden zwei Hauptuntersuchungsgruppen zugeordnet. Die erste Gruppe enthielt alle Operationsfälle, die unter Allgemeinanästhesie durchgeführt wurden, und die zweite Gruppe die unter Regionalanästhesie durchgeführten Operationen. Hierzu gehörten auch solche, die in Kombination mit einer leichten Sedierung bzw. mit ergänzender Allgemeinanästhesie durchgeführt wurden.
Weniger Komplikationen
Beim Vergleich der postoperativen Verläufe in beiden Gruppen stellte sich nach Regionalanästhesie eine deutliche Abnahme der Komplikationsrate heraus: In erster Linie zeigte sich eine Abnahme von Gefäßkomplikationen. So verminderte sich z.B. das Risiko der tiefen Beinvenenthrombose um 44 Prozent, das Risiko für eine Lungenembolie reduzierte sich um 55 Prozent, und der Bedarf an Blutkonserven halbierte sich.
Rückgang der postoperativen Infektionen
Weiter konnte ein Rückgang von postoperativen Infektionen um 39 Prozent festgestellt werden. Atemdepressionen nahmen um 59 Prozent ab. Die deutlich bessere Überlebensrate in der Regionalanästhesie-Gruppe ist außerdem auf die geringeren Todesfälle durch kardiale Zwischenfälle zurückzuführen. Innerhalb des Beobachtungszeitraumes von 30 Tagen postoperativ starben in der Regionalanästhesie-Gruppe 103 von 4871 Patienten (2,1%) gegenüber 144 von 4688 Patienten (3,1%) aus der Allgemeinanästhesie-Gruppe. Dies entspricht einer Senkung der Mortalität um ein Drittel.
Einsatzgebiete der Regionalanästhesie
Die Regionalanästhesie wird häufig in der Geburtshilfe zur Minderung des Wehenschmerzes bzw. zur Durchführung des Kaiserschnitts eingesetzt. Hierzu wird die so genannte "Epiduralanästhesie" verwendet. Das Lokalanästhetikum wird in die Nähe des Rükkenmarkkanals appliziert. Die Leitung der Nervenbahnen wird unterbrochen, sodass der Patient keine Schmerzen in tiefer liegenden Körperregionen empfindet.
Ein weiteres großes Anwendungsgebiet für Regionalanästhesien sind die orthopädischen Operationen an den Extremitäten. Hier lassen sich die Epidurale oder auch die so genannte "Spinalanästhesie" und vor allem "periphere Nervenblockaden" durchführen. Bei der peripheren Blockade bringt man das Medikament in das Gewebe nahe eines Nervenhauptastes, sodass z.B. eine einzelne Extremität betäubt wird.
Auch nach der Operation gibt es die Möglichkeit von "kontinuierlichen regionalen Analgesieverfahren", bei denen das Lokalanästhetikum in niedrigen Dosierungen über einen Verweilkatheter nach Bedarf zugeführt wird. Dabei wird der postoperative Schmerz ausgeschaltet, und mit neueren Medikamenten bleibt die Beweglichkeit dennoch erhalten.
Die selektiv wirkende Regionalanästhesie verursacht im Gegensatz zur Allgemeinanästhesie keine Beeinträchtigung des Bewusstseins. Der Patient bleibt, wenn erforderlich, ansprechbar. Zusätzlich ist auf Wunsch des Patienten eine Sedierung möglich oder eine niedrig dosierte Allgemeinanästhesie, die den Organismus nicht sehr belastet.
Operationsstress wird genommen
Die Reduktion des Operationsstresses durch die Regionalanästhesie ist ein wichtiger Punkt. Durch die Nervenblockade werden keine Schmerzimpulse zu den autonomen Nervenzentren geleitet. So wird eine Stressreaktion, wie sie bei einer Allgemeinanästhesie vorkommen kann, verhindert. Das Immunsystem, welches durch Stress geschwächt wird, profitiert davon. Auch die seltenen Herz-Kreislauf-Komplikationen lassen sich auf die Stressreduktion zurückführen.
In Zukunft weniger Todesfälle
Alle genannten Vorteile werden durch die Ergebnisse der CORTRA-Studie verdeutlicht. Trotzdem wird in der Praxis die Regionalanästhesie bei weniger als 20 Prozent aller Operationen angewendet.
In Deutschland liegt der Anteil der Regionalanästhesie bei allen durchgeführten Operationen (6,4 Mio./Jahr) höchstens bei 15 Prozent. Wenn man die Ergebnisse der CORTRA-Studie auf Deutschland überträgt, könnten selbst mit einer Steigerung um nur 5 Prozent 3000 Todesfälle pro Jahr verhindert werden. Abhängig vom operativen Fachbereich ist aber ein deutlich höherer Anteil der Regionalanästhesien und damit eine noch stärkere Abnahme postoperativer Todesfälle möglich.
Literatur: Rodgers, A., et al.: Reduction of postoperative mortality and morbidity with epidural or spinal anaesthesia: results from overview of randomised trials. Br. Med. J. 321, 1493ff. (2000).
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