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Arzneimittel und Therapie
Zulassungserweiterung: Paroxetin jetzt auch bei generalisierter Angststörung
Paroxetin ist ein selektiver Serotonin-Reuptake-Inhibitor (SSRI). Seine Wirksamkeit bei depressiven Störungen und Angsterkrankungen ist gut belegt. Die Zulassung umfasste neben den depressiven Erkrankungen bisher schon die soziale Phobie, Panikstörung, Zwangsstörung und die posttraumatische Belastungsstörung. Die jetzt erteilte Zulassung bei generalisierter Angststörung (generalized anxietdisorder) eröffnet eine neue Behandlungsoption für die betroffenen Patienten.
Schwer kontrollierbare Angst
Symptome der generalisierten Angststörung sind übermäßige, schwer kontrollierbare Angst und Sorge, die sich meist auf mehrere Ereignisse oder Tätigkeiten beziehen. Hinzu kommen weitere Symptome, wie Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Muskelspannungen und Schlafstörungen.
Es wird geschätzt, dass 7 bis 9% aller Patienten in einer allgemeinärztlichen Praxis an einer generalisierten Angststörung leiden. Häufigster Grund für den Arztbesuch sind jedoch physische Beschwerden wie etwa kardiologische Symptome, Schmerzen oder Schlafstörungen.
Ca. 6,5% der Bevölkerung sind irgendwann in ihrem Leben von einer generalisierten Angststörung betroffen. Frauen erkranken häufiger als Männer. Zwei Drittel der Patienten sind weiblich. Das Risiko für eine generalisierte Angststörung steigt mit zunehmendem Lebensalter. Die Störung tritt selten alleine auf. Viele der Patienten haben psychische und physische Komorbiditäten. Ca. 40% der Patienten leiden zusätzlich an einer Depression, und bis zu 60% haben gleichzeitig eine Phobie. Umgekehrt haben Patienten mit depressiven Störungen ein 10-fach erhöhtes Risiko für eine generalisierte Angststörung.
Serotonin-Dysbalance
Die Ursachen für eine generalisierte Angststörung sind derzeit noch nicht endgültig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass die Erkrankung mit einer Störung der serotonergen Neurotransmission (Serotonin-Dysbalance) zusammenhängt. Störungen des Serotonin-Stoffwechsels werden auch bei anderen psychischen Erkrankungen, z.B. bei Depressionen, der Panikstörung und der Zwangsstörung vermutet.
Diese Erkrankungen werden deshalb zu den Serotonin-Spektrumserkrankungen gerechnet. Der Wirkstoff Paroxetin gleicht die Serotonin-Dysbalance aus, indem er die schnelle Wiederaufnahme von Serotonin in das präsynaptische Neuron hemmt und so die Konzentration im synaptischen Spalt erhöht.
Bislang wurden zur Therapie der generalisierten Angststörung vor allem Benzodiazepine, trizyklische Antidepressiva, Venlafaxin oder SSRI eingesetzt. Besonders die Benzodiazepine haben sich dabei als problematisch erwiesen, da sie die kognitiven Fähigkeiten mindern und zu Abhängigkeit führen. Ihr Einsatz sollte daher auf eine kurzzeitige Behandlung limitiert werden. Die verträglichste Therapie stellen derzeit die SSRI dar. Nur Paroxetin hat bislang seine Eignung für dieses Indikationsgebiet in Studien nachgewiesen und besitzt eine entsprechende Zulassung.
Die für eine Zulassung erforderlichen klinischen Prüfungen umfassten drei plazebokontrollierte Studien mit einer jeweiligen Gesamtdauer von 8 Wochen. Bislang wurde eine dieser Studien publiziert. An ihr nahmen 566 Patienten teil, sie erhielten entweder 20 mg/Tag Paroxetin (n = 189), 40 mg/Tag Paroxetin (n = 197) oder Plazebo (n = 180). Paroxetin erwies sich in beiden Dosierungen gegenüber Plazebo als signifikant überlegen und war gleichzeitig gut verträglich. Als Standard-Dosierung wird vom Hersteller 20 mg/Tag empfohlen.
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