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Kommentar
Rechtsbruch – und es passiert nichts
Zahlreiche Krankenkassen brechen Recht. Sie fordern ihre Mitglieder auf, Arzneimittel bei Internetapotheken zu bestellen. Zum Teil locken sie die Versicherten sogar mit Prämien von etwa 10 Euro, wenn sie den Versandhandel in Anspruch nehmen.
Eine der Rechtsbrecherinnen ist die Novitas Vereinigte BKK (vormals BKK der August-Thyssen-Hütte). Obwohl auf den Internetseiten dieser Kasse der Hinweis zu finden ist „Der Versandhandel mit apothekenpflichtigen Medikamenten ist in Deutschland noch verboten“, ermuntert die Novitas in ihren aktuellen Mitteilungen ihre Versicherten, den neuen Service zu nutzen und Medikamente rund um die Uhr zu bestellen.
Als „Vorteile für unsere Kunden“ – man beachte die Wortwahl – will die BKK ihren Versicherten nahe bringen: die tägliche Bestellung rund um die Uhr, die schnelle, sichere und kostenlose Arzneilieferung nach Hause, die Betreuung durch approbierte Apotheker und qualifiziertes Apothekenpersonal, finanzielle Vorteile und die diskrete Beratung. Zuvor muss der Patient allerdings einen zweiseitigen Fragebogen mit z. T. intimen Fragen ausfüllen und einen Botendienst beauftragen, erst dann kann er diese tollen „Vorteile“ wahrnehmen.
Bevor er seine Arzneimittel bekommt, muss er sein Rezept in einen Umschlag stecken, zum Briefkasten gehen, zwei bis drei(!) Tage warten und wenn er Glück hat und zu Hause ist, wenn der Kurier kommt, erhält er dann sein Arzneipäckchen aus der niederländischen Europa-Apotheek aus Venlo. Ist doch ein sagenhafter Service, oder?
Ich meine: Dieses Vorgehen der Novitas ist eine deftige Ohrfeige für alle niedergelassenen Apotheken und deren zuverlässige Arbeit Tag und Nacht. Und es ist eine Ohrfeige für alle Versicherten, die in einer deutschen Apotheke ihre Arzneimittel erwerben und wie vorgeschrieben ihren Rezeptanteil bezahlen. Skandalös: Obwohl bereits rechtliche Schritte eingeleitet und Ministerpräsidenten eingeschaltet wurden – es tut sich nichts.
Sollen wir uns mit gleichen Waffen wehren? Sollten wir vielleicht ein Schild ins Schaufenster hängen, etwa folgende Inhalts: „Arzneibestellung rund um die Uhr, schnelle, sichere und kostenlose Lieferung nach Hause, Betreuung durch approbierte Apotheker und qualifiziertes Personal, diskrete Beratung“. Vielleicht fallen Ihnen sogar noch finanzielle Vorteile für Ihre Kunden ein?
Peter Ditzel
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