Praxis

P. LindingerMethoden der Tabakentwöhnung

Was hilft wirklich, um mit dem Rauchen aufzuhören? Hier werden die unterschiedlichen Methoden und deren Wirksamkeit kurz vorgestellt.

Kurzinterventionen

Die Effektivität der ärztlichen Kurzintervention in der Raucherentwöhnung ist in vielen Studien überprüft worden und durch Metaanalysen gut belegt. Eine solche Kurz- oder Minimalintervention ist eine verbale Instruktion eines Arztes oder Therapeuten, das Rauchen aufzugeben, unabhängig davon, ob über die gesundheitsschädigende Wirkung des Rauchens informiert wurde. Der Effekt einer solchen Minimal-Intervention entspricht einem Anstieg der Erfolgsquoten um 2,5%.

Intensivere Entwöhnungsmaßnahmen sind jedoch effektiver und sollten zum Einsatz kommen, wenn immer es möglich ist: Es besteht eine starke Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Beratungsintensität und dem Entwöhnungserfolg. Mehrere Kontakte sind effektiver als ein einzelner Kontakt, und die Verwendung mehrerer Beratungsformen (z. B. persönlicher Kontakt, telefonische Betreuung und Selbsthilfematerialien) ist günstiger als die Verwendung eines einzelnen Beratungsformates.

Gerade bei einer Kurzintervention kann die Empfehlung eines konzeptionell ausgereiften Selbsthilfemanuals eine wirksame Zusatzunterstützung sein. In einer Studie von Heuer-Jung et al. (1996) wurde bei rauchenden Schwangeren mit Bibliotherapie eine Erfolgsquote von 62 % kurz nach der Therapie berichtet.

Selbsthilfematerialien, die auf die individuellen Eigenschaften von Rauchern zugeschnitten sind, erzielen eine größeren Effekt als standardisierte Materialien.

Intensive Interventionen

Die effektivsten Interventionen sind Problemlöse-Training und Training von allgemeinem Bewältigungsverhalten, Unterstützung innerhalb der Behandlung und soziale Unterstützung außerhalb der Behandlung.

Intensive Raucherentwöhnungsprogramme werden normalerweise in Gruppen durchgeführt. Dafür sprechen Kosteneffizienz und die motivierende Gruppendynamik. Denjenigen, die aus irgendwelchen Gründen nicht in Gruppen behandelt werden möchten oder nicht teilnehmen können, kann eine Einzelbehandlung angeboten werden...

Ein abstinenzorientiertes Gruppenprogramm ist z. B. das Programm "Nichtrauchen in 6 Wochen – ein verhaltenstherapeutisches Programm" (Arbeitskreis Raucherentwöhnung, 1997). Es wird in Gruppen von sechs bis zehn Teilnehmern durchgeführt, wobei die einzelnen Termine zwischen 60 und 90 Minuten dauern. Die wichtigsten Therapiebausteine sind: Informationen zur Tabakabhängigkeit, Motivationsförderung, Selbstbeobachtung, Festlegen des Rauchstopps, Stimuluskontrolle, Einüben von Alternativen zum Rauchen, medikamentöse Therapien, operante Verstärkung, Ernährungsberatung, Einüben von progressiver Muskelentspannung und Unterstützung beim Aufbau eines Selbstbildes als Nichtraucher.

Medikamentöse Raucherentwöhnung

  • Nikotinersatztherapien sind wirksam, um die Raucherentwöhnung zu unterstützen.
  • Alle verfügbaren Nikotinersatzprodukte (Nikotinpflaster, -kaugummi, -nasalspray und -Sublingualtablette zeigen eine vergleichbar gute Wirksamkeit in der Entwöhnungsbehandlung, und die Auswahl des Produktes kann auf der Grundlage der zu erwartenden Nebenwirkungen, persönlichen Vorlieben des Patienten und Verfügbarkeit geschehen.
  • Stark abhängige Raucher sind mit dem 4 mg-Kaugummi erfolgreicher als mit dem 2 mg-Kaugummi.
  • Die Effektivität der Nikotinersatztherapie ist weitgehend unabhängig von der Intensität der persönlichen verhaltenstherapeutischen Unterstützung.
  • Die Kombination von Nikotinersatztherapie und Verhaltenstherapie verbessert die Erfolgsquoten im Vergleich zu einer rein verhaltenstherapeutischen oder reinen Nikotinersatztherapie und gilt als effektivste Behandlungsform in der Raucherentwöhnung.
  • Es gibt nur wenige Studien zur Kombination verschiedener Produkte der Nikotinersatztherapie. Es liegen jedoch Befunde vor, die zeigen, dass die Verwendung eines anderen Nikotinersatzproduktes zusätzlich zum Nikotinpflaster die Erfolgsquoten verbessert.
  • Bupropion (Handelsname Zyban) ist eine wirksame medikamentöse Therapie für Raucherentwöhnung. Aus einer Studie liegen beschränkte Hinweise vor, dass Bupropion wirksamer ist als Nikotinpflaster alleine, und dass eine Kombination von Bupropion und Nikotinpflaster wirksamer sei als Nikotinpflaster alleine. Bei der Verschreibung von Bupropion muss eine sorgfältige Voruntersuchung stattfinden.

Andere Methoden

Viele der "alternativen" Entwöhnungsmethoden werden kommerziell angeboten und beworben. Zu einigen Verfahren liegen Wirksamkeitsnachweise vor, die nur wenig über einem Plazebo-Effekt liegen. Aber auch ein Plazebo-Effekt kann sehr wertvoll sein. Zur Hypnose liegen keine aussagekräftigen Studien vor. Auch Akupunktur hat einen bloßen Plazebo-Effekt; oftmals kommt es zu hohen Initialabstinenzquoten, aber es gibt keine Beweise für dauerhafte Erfolge.

Bei diesen Methoden ist kritisch anzumerken, dass der Raucher zunächst Fremdeinflüssen unterliegt und selber keine Fähigkeiten entwickelt, um rückfallkritischen Situationen angemessen begegnen zu können.

Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung sind als Bestandteil von Raucherentwöhnung sinnvoll, aber ihre alleinige Wirksamkeit ist nicht ausreichend. Gewarnt werden muss vor den Zigaretten-Imitaten wie Kräuterzigaretten; diese sind gänzlich ungeeignet, da ähnlich hochgiftige Verbrennungsprodukte inhaliert werden wie beim Inhalieren an einer nikotinhaltigen Zigarette.

Kastentext: Literaturtipp

Nichtrauchen und trotzdem schlank! Die Methode mit Köpfchen Von Peter Lindinger. Fischer Taschenbuch Verlag 160 Seiten; Preis 6,60 7; ISBN: 3-596-14631-3

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