Arzneimittel und Therapie

Antibiotika: Kreuzallergien zwischen Penicillin und Cephalosporinen

Cephalosporine werden häufig gegen Infektionen wie Bronchitis, Mittelohrentzündung und Lungenentzündung eingesetzt. Sie werden auch als Mittel der ersten Wahl zur Infektionsprophylaxe bei chirurgischen Eingriffen verwendet. Eine Penicillinallergie in der Vorgeschichte stellt allerdings eine relative Kontraindikation dar. Eine Übersichtsarbeit zum Thema Penicillinallergie zeigte, dass das Risiko, eine Allergie gegen Cephalosporine zu entwickeln, bei Patienten, die eine Penicillinallergie hatten, um den Faktor 4 erhöht ist.

Die Frage, ob Kreuzreaktionen zwischen Penicillinen und Cephalosporinen auftreten, konnte bis jetzt noch nicht eindeutig geklärt werden. Labortests zeigen, dass Cephalosporine weniger Kreuzreaktionen innerhalb ihrer Gruppe auslösen als Penicilline, aber die Häufigkeit von Kreuzreaktionen zwischen einzelnen Cephalosporinen ist höher als zwischen Cephalosporinen und Penicillinen.

Therapieempfehlung bei Penicillinallergie

Folgende Therapieempfehlungen gelten für Patienten mit Penicillinallergie in der Vorgeschichte:

  • Auswahl eines Antibiotikums ohne Betalaktam-Struktur, z. B. Makrolide, Sulfonamide oder Vancomycin. Nachteile hierbei sind: Die Therapie ist weniger effektiv und teurer, zusätzlich besteht die Gefahr von Resistenzentwicklungen.
  • Cephalosporine trotz Penicillinallergie in der Vorgeschichte zu verabreichen, falls die Reaktion auf Penicillin nicht lebensbedrohend war, aber eine strenge Indikationsstellung für Cephalosporin besteht.

Dabei kann vorab ein Allergietest auf Penicillin durchgeführt werden. Falls dieser positiv ausfällt, sollte kein Cephalosporin gegeben werden. Wenn der Test negativ ausfällt, kann Cephalosporin verabreicht werden. Auch hier entstehen höhere Kosten durch das Testmaterial. Diese Strategie empfiehlt sich bei strenger Indikationsstellung für Cephalosporin und starker Penicillinallergie in der Krankengeschichte.

Desensibilisierung nur bei strenger Indikationsstellung

Für Patienten, die schon einmal allergisch auf ein Cephalosporin reagiert haben, gilt: Das Cephalosporin, das die Allergie verursacht hat, darf auf keinen Fall erneut gegeben werden. Kreuzreaktionen zu anderen Cephalosporinen sind denkbar, können aber nur schwer vorausgesagt werden.

Eine Desensibilisierung gegen Cephalosporine ist durchführbar, aber es gibt nur geringe Erfahrungswerte. Da die Gefahr von anaphylaktischen Reaktionen besteht, sollte eine Desensibilisierung nur bei strenger Indikationsstellung und unter klinischer Aufsicht durchgeführt werden. Die Gabe einer Testdosis (also einer kleineren Menge des Arzneistoffes als die therapeutisch übliche Menge) zur Beobachtung der Reaktion ist nicht empfehlenswert, da Fälle dokumentiert sind, bei denen die Patienten auf die Testgabe nicht reagierten, aber bei Gabe des Bolus von 1 g des Antibiotikums eine anaphylaktische Reaktion entwickelten.

Dokumentation von Überempfindlichkeitsreaktionen

Wichtig für die Praxis erscheint eine Dokumentation von Überempfindlichkeitsreaktionen, mit genauen Angaben zu Symptomen, Schweregrad und zeitlichem Auftreten. Die allergischen Reaktionen gegen Antibiotika zählen zu den Sofortreaktionen, das heißt die Symptome treten innerhalb von Minuten nach Anwendung des Wirkstoffes ein. Dabei sollte stets auch dokumentiert werden, welche Arzneimittel zusätzlich eingenommen werden, um Allergien besser zuordnen zu können.

Literatur:

Kelkar, S., J. Li: Cephalosporin Allergy. N. Engl. J. Med. 345, 804 - 809 (2001).

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