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Berichte
Universität Marburg: "Professor-Rudolf-Schmitz-Studienstiftung" für Geschichte der Pharmazie
Rudolf Schmitz (1918 – 1992) war der Gründer des Institutes für Geschichte der Pharmazie in Marburg. Schmitz, der bereits während seines Kriegsdienstes in Bonn Geschichte und Philosophie studiert hatte, begann 1945 seine pharmazeutische Ausbildung mit dem Vorpraktikum in Bicken. Nach dem Pharmaziestudium an der Universität Marburg wurde er 1952 mit einer pharmazeutisch-chemischen Arbeit unter Prof. Dr. Horst Böhme promoviert, der fortan den begabten jungen Kollegen besonders förderte.
Schmitz, der anschließend sein Geschichtsstudium fortsetzte, erhielt an der Philipps-Universität 1955 einen Lehrauftrag für Geschichte der Pharmazie und konnte sich zwei Jahre später für dieses Fach habilitieren. Noch im gleichen Jahr erfolgte die Gründung des Seminars für Geschichte der Pharmazie, das gewissermaßen die Keimzelle des 1965 gegründeten Institutes für Geschichte der Pharmazie war.
Grundzüge der "Ära Schmitz"
Nachdem Rudolf Schmitz 1963 zunächst zum außerplanmäßigen Professor und ein Jahr später zum Extraordinarius ernannt worden war, avancierte er 1967 zum Ordinarius, wobei es sich bei dieser einzigen C4-Professur für Geschichte der Pharmazie in Deutschland um eine von der ABDA gestiftete Professur handelt.
Unter Schmitz' Leitung entwickelte sich das Institut schnell zu einem Zentrum pharmaziehistorischer Forschung und Lehre. Das Institutsgebäude im Roten Graben 10 – einst Fecht- und Tanzhaus der Universität –, das 1969 bezogen werden konnte, wurde zu einer weltweit bekannten Adresse und Institution der Pharmaziegeschichte.
Neben zahlreichen Büchern widerspiegeln fast 300 Publikationen sowie 124 unter seiner Leitung entstandene Dissertationen schon alleine in quantitativer Hinsicht das Forschungsprofil der "Ära Schmitz". Einen Überblick über das Wirken sowie das Forschungsprofil von Rudolf Schmitz gibt der 1995 von Prof. Dr. Peter Dilg herausgegebene Band "Inter folia fructus - Gedenkschrift für Rudolf Schmitz".
Aus Schmitz' Schülerkreis gingen neun Hochschullehrer hervor, die heute nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland Geschichte der Pharmazie, aber auch Medizin- und Wissenschaftsgeschichte vertreten. Schmitz hatte einen großen Anteil an der Professionalisierung und Institutionalisierung des damals noch jungen Faches Geschichte der Pharmazie.
Von der Einsicht geleitet, dass die Pharmaziegeschichte nur im "geistigen Wettbewerb über ihre eigentlichen Grenzen hinaus" sich als eigenständige Wissenschaft profilieren kann, wobei gerade die "Brückenfunktion" zwischen Natur- und Geisteswissenschaften ihr einen "unverwechselbaren Charakter" gibt, richtete Rudolf Schmitz ein Aufbaustudium für seine Doktoranden ein, in dem Naturwissenschaftler – insbesondere Apotheker – eine Einführung in die Arbeitsmethoden des Wissenschaftshistorikers erhalten. Gerade diese Ausbildung ist es, die bis heute das hohe Niveau pharmaziehistorischer Arbeiten sichert, wie es für die deutsche Pharmaziegeschichte in den letzten Jahrzehnten charakteristisch wurde.
Zweck der Stiftung
Die Stifterin, Frau Dr. Ursula Schmitz, hatte noch im Dezember des vergangenen Jahres 200 000 DM als Stiftungskapital zur Verfügung gestellt, wobei die Stiftung treuhänderisch vom "Verein zur Förderung des Institutes für Geschichte der Pharmazie der Philipps-Universität Marburg e.V." verwaltet wird. Zweck der Stiftung ist es, aus den Erträgen des Stiftungskapitals Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Pharmaziegeschichte, die in Verbindung mit dem Marburger Institut für Geschichte der Pharmazie stehen, durch Stipendien sowie Forschungs- und Druckbeihilfen zu fördern. Über die Vergabe der zur Verfügung stehenden Fördermittel entscheidet ein Beirat (s. Kasten).
Nachdem der Vorsitzende des Fördervereins, Prof. Dr. Fritz Krafft, den Beirat und die Gäste, die sich eigens zu diesem Tagungspunkt eingefunden hatten, begrüßt und die Stiftung bekanntgegeben hatte, erinnerte der Geschäftsführende Direktor des Institutes, Prof. Dr. Christoph Friedrich, an das Wirken von Rudolf Schmitz, dessen Todestag sich am 14. Mai dieses Jahres zum zehnten Mal jährte. Er betonte, dass Rudolf Schmitz auch zehn Jahre nach seinem Tode noch so präsent sei, wie man dies nur eben sein könne, und allen Kollegen, die mit ihm in der Universitätsleitung, im Fachbereich Pharmazie sowie in den zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften, Kammern und Verbänden zusammengearbeitet hatten, nach wie vor als eine faszinierende und außergewöhnliche Persönlichkeit in Erinnerung sei. Obwohl es der Stiftung also gar nicht bedurft hätte, um das Andenken an Rudolf Schmitz wachzuhalten, wollte die Stifterin, Frau Dr. Ursula Schmitz, die sich dem Lebensinhalt ihres Mannes in besonderer Weise verbunden fühlt, ein Zeichen setzen und zugleich der Pharmaziegeschichte neue Impulse geben.
Wie die Stifterin in ihrem Schlusswort hervorhob, erfolgte die Übergabe der Stiftung zugleich in Erinnerung an den 475. Jahrestag der Gründung der Marburger Universität, an der ihr Mann so segensreich gewirkt hatte. Die Teilnehmer der Versammlung des Fördervereins dankten der Stifterin mit "standing ovations".
Kasten: Mitglieder des Beirats der Professor-Rudolf-Schmitz-Studienstiftung
- Dr. Ursula Schmitz, Stifterin,
- Prof. Dr. W. Kröll, Altpräsident der Philipps-Universität,
- Prof. Dr. H. Prütting, Köln,
- der jeweilige Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Institutes für Geschichte der Pharmazie der Philipps-Universität Marburg e.V., z. Z. Prof. Dr. F. Krafft,
- der jeweilige Inhaber der Marburger C4-Professur für Geschichte der Pharmazie (zugleich Vorsitzender), z. Z. Prof. Dr. C. Friedrich.
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