Öko-Test: Nur drei Herpesmittel empfohlen

Mit dem Testurteil "gut" wurden die drei Präparate Acerpes^® Creme, Aciclovir AL^® Creme und Aciclovir Creme Heumann^® bewertet. Sie enthalten alle den Wirkstoff Aciclovir. Auch das Nucleosidanalogon Aciclovir kann das Virus allerdings nicht vollständig eliminieren, es kann lediglich die Replikation der Herpes-Viren stoppen und die Abheilung beschleunigen.

Abwertung durch nicht ausreichend belegte Wirksamkeit

Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen mit nicht ausreichend belegter Wirksamkeit, wie Zinksulfat, Zinkoxid, Melissen- und Salbeiblätterextrakt, führten zu einer Abwertung um vier Stufen.

Melissenblätterextrakt zeigte in verschiedenen Tierversuchen, dass er Viren an der Vermehrung hindern kann, Salbeiblätterextrakt enthält Gerbstoffe, die die Vermehrung der Viren stoppen sollen. In beiden Fällen ist eine Wirksamkeit beim Menschen jedoch nicht ausreichend belegt. Zinksulfat und Zinkoxid helfen, die Herpesbläschen abzutrocknen. Zwar können sich dadurch die mit den Bläschen zusammenhängenden Beschwerden etwas bessern, die Vermehrung der Viren kann jedoch nicht verhindert werden. Die fünf getesteten Präparate mit diesen Wirkstoffen wurden von Öko-Test daher nur mit "ungenügend" bewertet.

Kritikpunkt Hilfs- und Konservierungsstoffe

Auch die enthaltenen Hilfs- und Konservierungsstoffe wurden von Öko-Test in die Bewertung mit einbezogen. Das allergisierend wirkende Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid führte bei Virudermin^® Gel zu einer Abwertung um zwei Stufen. Das Tensid Natriumlaurylsulfat kann empfindliche Schleimhäute reizen und führte als Inhaltsstoff von Aciclovir-ratiopharm^® Creme und Zovirax^® Cremespender zu einer Abwertung dieser Präparate um eine Stufe.

Beipackzettel oft lückenhaft

Im Beipackzettel fehlen in neun Fällen wichtige Hinweise, wie und wie lange der Lippenherpes zu behandeln ist. Besonders negativ fielen die Beipackzettel der Anbieter von Präparaten mit pflanzlichen Wirkstoffen oder Zink auf.

Bei Herpesinfektionen sollten folgende Hinweise nicht fehlen:

• Die Verwendung von Wattestäbchen ist dem Auftragen mit der Hand vorzuziehen.
• Dauert die Infektion länger als zehn Tage oder greift sie auf andere Körperteile über, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.
• Die Anwendung muss bereits sehr früh beim Auftreten der ersten Anzeichen erfolgen und zwar fünf bis sechs Mal täglich. ck

Literatur

Öko-Test 6/2002

Kastentext Herpes simplex hat fast jeder

Etwa 90% aller Erwachsenen tragen das Herpes-simplex-Virus in sich, doch nicht jeder erkrankt daran. Die Primärinfektion erfolgt in aller Regel im frühen Kindesalter durch Tröpfcheninfektion, in seltenen Fällen auch durch oberflächliche Hautverletzungen. Verschiedene Auslöser wie körperliche Anstrengung, Sonneneinwirkung, fieberhafte Infekte oder psychischer Stress können das Herpes-simplex-Virus dann immer wieder reaktivieren.

Die Infektion manifestiert sich am häufigsten als Herpes simplex labialis, der vor allem an den Lippen, aber auch an der Mundschleimhaut oder Augenlidern auftreten kann. Zur Behandlung sollte – gleich bei den ersten Anzeichen – lokal z. B. mit Alkohol desinfiziert werden, der vorsichtig aufgetupft wird. Das Herpes-Simplex-Virus als Erreger des Herpes labialis und Herpes genitalis sowie das Varizella-Zoster-Virus als Erreger der Windpocken und der Gürtelrose werden durch ähnliche Verbindungen beeinflusst. Standardtherapie ist der Einsatz von Aciclovir, das lokal als Salbe verabreicht werden kann.