Arzneimittel und Therapie

LIPID-Studie: Pravastatin anhaltend wirksam und sicher

Patienten mit Herzinfarkt oder instabiler Angina pectoris und weitgehend normalen Cholesterolwerten hatten in einer randomisierten Doppelblindstudie sechs Jahre lang täglich 40 mg Pravastatin (Liprevil®, Mevalotin® protect, Pravasin® protect) oder Plazebo eingenommen. In einer offenen Fortsetzungsphase bekamen mehr als 7500 dieser Patienten weitere zwei Jahre lang Pravastatin. Todesfälle und schwere kardiovaskuläre Ereignisse traten unter der fortgesetzten Pravastatin-Therapie seltener auf als unter der neu begonnenen.

In der LIPID-Studie (long-term intervention with pravastatin in ischaemic disease) waren Patienten mit Herzinfarkt oder instabiler Angina pectoris und weitgehend normalen Cholesterolwerten (155 bis 271 mg/dl) sechs Jahre lang mit täglich 40 mg Pravastatin oder Plazebo behandelt worden. Sie erhielten die Studienmedikation zusätzlich zu Ernährungsratschlägen und ihrer üblichen Behandlung.

Koronare Letalität um ein Viertel verringert

Die randomisierte Doppelblindstudie erfasste 9014 Patienten an 87 Zentren in Australien und Neuseeland. Im Vergleich zu Plazebo senkte der CSE-Hemmer Pravastatin die koronare Letalität um 24%. Er reduzierte außerdem alle sekundären Endpunkte, darunter Gesamtletalität, Anzahl von Herzinfarkten und Schlaganfällen.

Langzeitnutzen noch größer?

In den drei großen Studien mit CSE-Hemmern – LIPID, CARE und 4S – dauerte die Behandlung jeweils durchschnittlich 6, 5 und 5,4 Jahre. In allen drei Studien war ein Behandlungseffekt, insbesondere im Hinblick auf tödliche Ereignisse, erst nach ein bis zwei Jahren aufgetreten. Deshalb liegt nahe, dass der Langzeitnutzen der Cholesterol-senkenden Therapie in diesen Studien unterschätzt wurde.

Offene Fortsetzungsphase

Allen Patienten, die am Ende der Doppelblindphase der LIPID-Studie noch lebten und keine Kontraindikationen hatten, wurde deshalb angeboten, in einer offenen Verlängerungsphase zwei Jahre lang täglich 40 mg Pravastatin einzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt kannten die Patienten ihre bisherige Therapie nicht. Nach drei Monaten sowie nach einem und nach zwei Jahren wurden sie erneut zu einem Besuch in ihrer Klinik aufgefordert.

Patienten, die in der Doppelblindphase Plazebo erhalten hatten, wurden auch weiterhin als Plazebogruppe bezeichnet, die übrigen als Pravastatin-Gruppe. Zwischen den beiden Gruppen wurden die Inzidenz schwerer Herz- und Gefäßereignisse und die Häufigkeit von Nebenwirkungen verglichen. Außerdem wurde in festgelegten Untergruppen das Auftreten eines koronaren Herztodes oder eines nicht tödlichen Herzinfarktes untersucht.

Von 7882 Patienten, die am Ende der Doppelblindphase noch lebten, nahmen 7680 (97%) an der offenen Fortsetzung teil. 3766 stammten aus der Plazebogruppe und 3914 aus der Pravastatin-Gruppe.

Lipidwerte gleichen sich an

Die mittleren Cholesterolwerte (Gesamt-, LDL- und HDL-Cholesterol) und der Triglyceridwert sanken während der Verlängerungsphase in der Plazebogruppe signifikant und erreichten diejenigen der Pravastatin-Gruppe.

Dennoch traten in der Pravastatin-Gruppe signifikant weniger Ereignisse auf als in der Plazebogruppe:

  • 219 Todesfälle (5,6%) gegenüber 255 (6,8%)
  • 108 koronare Todesfälle (2,8%) gegenüber 137 (3,6%)
  • 176 Koronartodesfälle oder nicht tödliche Herzinfarkte (4,5%) gegenüber 196 (5,2%)

Da beide Gruppen in der Verlängerungsphase gleich behandelt wurden, können unterschiedliche Ereignisraten nur auf die sechsjährige Vorbehandlung zurückgeführt werden.

In der Pravastatin-Gruppe sank das relative Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse in der Verlängerungsphase ähnlich stark wie zuvor in der Doppelblindphase. Der absolute Nutzen der langjährigen Pravastatin-Behandlung stieg gegenüber der alleinigen Doppelblindphase: beim Schutz vor schweren kardiovaskulären Ereignissen um 24% und bei der Senkung der Letalität um 27%. Pro 1000 behandelte Patienten konnte in acht Jahren bei 56 (in den ersten sechs Jahren nur bei 47) ein Todesfall, Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindert werden.

Für einige Untergruppen wurde durch die zusätzliche Verlängerungsphase mit größerer Beweiskraft als in der Doppelblindphase gezeigt, dass Pravastatin die Häufigkeit des kombinierten Endpunkts aus kororanem Herztod oder nicht tödlichem Herzinfarkt senkt:

  • Patienten ab 70 Jahre
  • Frauen
  • Patienten mit einem Gesamtcholesterolwert unter 213 mg/dl

Sicherheit der Langzeitbehandlung

Unter der Pravastatin-Langzeittherapie traten nicht häufiger schwere Nebenwirkungen auf als unter der neu begonnenen Therapie. Die Häufigkeit von Krebserkrankungen unterschied sich nicht zwischen den Gruppen: Innerhalb von acht Jahren waren 526 Patienten der Plazebogruppe (11,7%) und 499 Patienten der Pravastatin-Gruppe (11,1%) von Krebskrankheiten betroffen.

Die Fortsetzung der LIPID-Studie zeigt den späten Nutzen der sechsjährigen Behandlung mit dem CSE-Hemmer Pravastatin bei Patienten mit Herzinfarkt oder instabiler Angina pectoris und weitgehend normalen Cholesterolwerten: Die klinische Wirksamkeit hält weitere zwei Jahre an.

Dass die neu begonnene Pravastatin-Therapie nur die Lipidwerte, aber nicht die kardiovaskuläre Ereignisrate günstig beeinflusst, deutet darauf hin, dass der volle Schutz vor kardiovaskulären Ereignissen erst verzögert eintritt. Hinweise auf vermehrte Nebenwirkungen unter der Langzeittherapie mit Pravastatin gab es nicht; auch Krebserkrankungen traten nicht gehäuft auf.

Literatur

The LIPID Study Group: Long-term effectiveness and safety of pravastatin in 9014 patients with coronary heart disease and average cholesterol concentrations: the LIPID trial follow-up. Lancet 359, 1379 – 1387 (2002).

Patienten mit Herzinfarkt oder instabiler Angina pectoris und weitgehend normalen Cholesterolwerten hatten in einer randomisierten Doppelblindstudie sechs Jahre lang täglich 40 mg Pravastatin oder Plazebo eingenommen. Im Vergleich zu Plazebo senkte der CSE-Hemmer die koronare Letalität um 24%, er reduzierte außerdem alle sekundären Endpunkte, darunter Gesamtletalität, Anzahl von Herzinfarkten und Schlaganfällen. In einer offenen Fortsetzungsphase bekamen mehr als 7500 dieser Patienten weitere zwei Jahre lang Pravastatin. Todesfälle und schwere kardiovaskuläre Ereignisse traten unter der fortgesetzten Pravastatin-Therapie seltener auf als unter der neu begonnenen. 

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